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Stürmer kommt aus Brügge1. FC Köln verpflichtet Emmanuel Dennis

Lesezeit 5 Minuten
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Im Herbst 2019 gelangen Emmanuel Dennis im Bernabeu-Stadion von Madrid zwei Treffer gegen Real. 

Köln – Markus Gisdol hatte sich in seiner Analyse des 0:3 (0:2) in Hoffenheim rasch festgelegt: Die Kölner Defensive hatte versagt. „Es ist schwierig, dieses Spiel heute sachlich und nüchtern einzuordnen. Weil wir Tore bekommen haben, die mich wirklich ärgerlich machen. Da kannst du noch so einen großen Aufwand betreiben, da kannst du noch so viel richtig machen in der Offensive: Wenn du so verteidigst, hast du keine Chance“, sagte der Trainer des 1. FC Köln am Sonntagabend. Allerdings hatten sich die Kölner nicht nur vor dem eigenen Tor schlecht präsentiert. Auch im Strafraum des Gegners war ihnen erneut nichts gelungen. Daher reagierten sie am Montag - und verpflichteten Emmanuel Dennis, einen 23-jährigen nigerianischen Nationalspieler mit Erfahrung in der Champions League.

Ebenbürtige Leistung

In fast allen Statistiken hatten die Kölner vor ihrem Gegner gelegen; mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, bessere Passquote – es Bedarf tatsächlich schwerer Fehler, um ein solches Spiel derart deutlich zu verlieren. Schon nach einer halben Stunde hatte Gisdol die rechte Seite neu besetzen müssen und Sava Cestic und Kingsley Ehizibue vom Platz genommen. Da stand es allerdings schon 0:2, und eine Mannschaft wie die Kölner in dieser Saison hat dann Schwierigkeiten, zurück zu kommen. Jedes ihrer nur 15 Tore in 18 Saisonspielen haben sich die Kölner bislang schwer erarbeiten müssen. Da ist es unerlässlich, anständig zu verteidigen.

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Allerdings versagten die Kölner in beiden Strafräumen: Denn obgleich sie bis an den gegnerischen Sechzehner ordentlich spielten, im Vergleich zu den Auftritten der vergangenen Woche sogar stark verbessert, gelang ihnen kein Tor: Marius Wolf brachte einmal den Ball aus dem Fünfmeterraum nicht an Oliver Baumann vorbei, später köpfte er an den Pfosten. Dann vergab Anthony Modeste einen Elfmeter, nachdem er zuvor einen verschuldet hatte, den Kramaric zum 3:0-Endstand versenkt hatte. Gisdol hatte zwar Recht, dass seine Mannschaft das Spiel vor dem eigenen Tor verloren hatte. Doch hätte den Kölnern angesichts ihrer Chancen wohl ein torgefährlicher Angreifer genügt, um zumindest nicht zu verlieren.

Kein tauglicher Stürmer im Kader

Drei Stürmer stehen im Kader des FC: Sebastian Andersson kam zu dieser Saison spät von Union Berlin, wo er noch nie wegen einer Verletzung ein Spiel verpasst und zuverlässig getroffen hatte. Im Training erlitt der Schwede dann eine Knieblessur, die ihn seit Monaten ausbremst. Anthony Modeste hat seit seiner Rückkehr aus China nie wieder zu seiner Form aus dem Jahr 2017 gefunden, was nicht überrascht, denn auch der Franzose wird nicht jünger. Mit Tolu Arokodare verhält es sich umgekehrt: Der 20-jährige Nigerianer könnte einmal ein guter Stürmer werden, für den Moment eint Modeste und Arokodare allerdings, dass es für die Bundesliga nicht reicht.

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Emmanuel Dennis ist in der Champions League erprobt, zuletzt war er bei seinem Verein jedoch in Ungnade gefallen. 

Daher spielte der FC zuletzt überwiegend ohne Stürmer, und es ehrt Markus Gisdol, dass er sich vor allem über das Abwehrverhalten seiner Leute beklagte und nicht darüber, dass ihm kein Angreifer zur Verfügung steht. Womöglich wusste er da aber bereits, dass sich an seiner Lage bald etwas ändern würde. Denn Hilfe ist gekommen: Am Montagabend verkündete der FC, sich mit dem FC Brügge über eine Ausleihe des 23-jährigen nigerianischen Nationalstürmers Emmanuel Dennis geeinigt zu haben. „Emmanuel ist ein schneller Spieler, der im Sturmzentrum und auf den Außenbahnen zum Einsatz kommen kann. Mit seiner Abschlussqualität hat er sich in der letzten Saison in die Bücher zahlreicher Top-Klubs gespielt“, sagt FC-Geschäftsführer Horst Heldt. „Das letzte halbe Jahr war nicht einfach für mich. Da ich spielen und Tore schießen möchte, wollte ich in der aktuellen Transferphase unbedingt eine Veränderung. Ich bin froh, dass ich jetzt beim FC bin. Über die sportliche Situation des FC bin ich mir bewusst – deshalb möchte ich mit möglichst vielen Einsätzen und Toren in einer Top-Liga meinen Beitrag dazu leisten, dass wir die Klasse halten“, sagt Emmanuel Dennis.

Der schnelle Angreifer kam im Sommer 2017 von Zorya Luhansk aus der Ukraine nach Belgien. Einer größeren Öffentlichkeit wurde er durch seine Auftritte in der Champions League bekannt, unter anderem erzielte er im Herbst 2019 beide Tore beim 2:2 des FC Brügge im Bernabeu-Stadion gegen Real Madrid. Zwar wurde Dennis anschließend bei zahlreichen Vereinen hoch gehandelt, eine Ablöse von mehr als 20 Millionen Euro war im Gespräch. Doch kam im Sommer wegen der anhaltenden Pandemie zu wenig Bewegung in den Transfermarkt. Dennis blieb in der belgischen Liga, jedoch offenbar mit schwindender Begeisterung.

Skandal vor Champions-League-Spiel in Dortmund

In der Champions League fiel Dennis im vergangenen November dann auch Borussia Dortmund auf. Zwar gewann der BVB 3:0 in Brügge, doch hinterließ der Stürmer offenbar ausreichend Eindruck, um weiter beobachtet zu werden. Das Rückspiel in Dortmund verpasste Dennis dann allerdings, und zwar aus einem kuriosen Grund: Wegen der Hygienemaßnahmen müssen derzeit in den Mannschaftsbussen Sitze frei bleiben, die Fußballer werden deshalb auf zwei Busse verteilt. Dennis’ üblicher Sitzplatz im Mannschaftsbus stand daher nicht zur Verfügung, offenbar ein Problem: Der Spieler weigerte sich, in den Bus zu steigen, Trainer Philippe Clement strich ihn aus dem Kader, spätestens seit diesem Vorfall galt das Verhältnis zwischen Dennis und seinem Verein als belastet.

Millionensumme steht bereit

Zuletzt spielte Emmanuel Dennis am 5. Dezember, nun wird er für den Rest der Saison an den 1. FC Köln ausgeliehen, der dringend einen schnellen Konterspieler braucht. Der 1,73 Meter große Angreifer könnte sich in der Bundesliga präsentieren, um seinen Marktwert zu retten – so stellt man es sich jedenfalls in Brügge vor. Belgische Medien berichteten von einer Leihgebühr um 1,2 Millionen Euro – Geld, das die Kölner zwar nicht haben, aber ist man sich im Verein darüber einig, dass ein Abstieg teurer wäre – und die Investition in Dennis vertretbar.

Am Montagnachmittag erreichte Dennis das Geißbockheim, zuvor hatte er sich der sportmedizinischen Untersuchung unterzogen. Zwei negative Coronatests benötigt der Spieler, um in den Trainingsbetrieb eingegliedert werden zu können, am Mittwoch soll es soweit sein. Das ist ein enger Zeitplan, allerdings spielt der FC erst am Sonntag gegen Bielefeld.