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Verhärtete Fronten zwischen FC und BayernWende oder Ende im Poker um Kölns Jonas Urbig

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2. Fußball Bundesliga: 1. FC Köln - 1. FC Nürnberg 15.12.2024 Jonas Urbig 1. FC Köln, 40 winkt während der Platzbegehung 2. Fußball Bundesliga: 1. FC Köln - 1. FC Nürnberg, Köln, Rheinenergiestadion am 15.12.2024 DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO. *** 2 Soccer Bundesliga 1 FC Köln 1 FC Nürnberg 15 12 2024 Jonas Urbig 1 FC Köln, 40 waves during the pitch inspection 2 Soccer Bundesliga 1 FC Köln 1 FC Nürnberg, Cologne, Rheinenergiestadion on 15 12 2024 DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx

Noch hat sich Jonas Urbig nicht aus Köln verabschiedet. Der Transfer-Poker des FC mit den Bayern um den U21-Nationaltorwart ist bislang nicht entschieden.

Die Bayern und der Torwart dringen auf eine schnelle Einigung, doch die Kölner Verantwortlichen wollen den Wechsel notfalls auch platzen lassen.

Beim 1. FC Köln ist man darum bemüht, die Ruhe zu bewahren. Aktuell mehr denn je. Das gilt für die Einordnung des Rückrunden-Starts in der 2. Bundesliga, der mit dem 0:1 beim Hamburger SV zwar verpatzt wurde und akuten Handlungsbedarf in der Offensive offenbarte, der nach der Siegesserie vor Weihnachten aber kein Beinbruch ist. Die Saison ist noch ungemein lang, in der engen Liga ist in jegliche Richtung weiterhin alles möglich.

Genauso gilt das aber auch in der Personalie Jonas Urbig, des so talentierten Kölner Torhüters, der noch in dieser Transferperiode zum FC Bayern München wechseln will. Der Transferwunsch des 21-Jährigen, der seinen Stammplatz ohne Aussicht auf Rückeroberung an Marvin Schwäbe verloren hat, ist bei den FC-Bossen klar hinterlegt. Doch aus dem Geißbockheim heißt es zu Beginn der Woche, dass der Wechsel nicht so schnell über die Bühne gehen werde und sogar noch platzen könne. Man lasse sich auch nicht drängen und unter Zeitdruck setzen.

1. FC Köln: Bayern und Urbig hoffen auf Einigung noch in dieser Woche

Am Montagabend tagte der wichtige Gemeinsame Ausschuss des Klubs, in dieser Sitzung soll auch die Personalie Urbig ein Thema gewesen sein. In dem Gremium soll es auch andere Auffassungen als die der FC-Bosse geben. Denn so langsam tickt die Uhr, am 3. Februar schließt in Deutschland das Transferfenster. Und der FC Bayern und Urbigs Seite, so war zu erfahren, drängen noch auf eine Einigung bis zum Ende dieser Woche. Aktueller Stand am Dienstag, den jeder Trainingskiebitz auch selbst beobachten konnte: Urbig stand bei der ersten FC-Einheit der Woche im Kölner Grüngürtel auf dem Rasen.

Doch das ändert überhaupt nichts daran, dass der Transfer-Poker in vollem Gange ist. Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller hat mittlerweile ein zweites Angebot der Bayern für Urbig abgelehnt, berichtete Sky. Der Rekordmeister hat offenbar die feste Ablösesumme, die zuvor bei fünf Millionen lang, erhöht. Sie soll nun bei 6,5 Millionen Euro liegen. Der FC fordert im Poker dem Vernehmen nach aber acht Millionen Euro. Das Branchenportal „Transfermarkt.de“ taxiert den Marktwert des Torhüters, der bis 2026 beim FC unter Vertrag steht (ohne Ausstiegsklausel) und bisher auf 60 Zweitliga-Einsätze kommt (zehn für Köln, 50 für die Leihklubs Regensburg und Fürth), auf drei Millionen Euro. Die Bayern, so heißt es, werden ohnehin nicht jeden Preis für den Torhüter zahlen – auch wenn sie es wirtschaftlich natürlich könnten. Der FC wiederum muss abwägen, ob allen Beteiligten tatsächlich damit geholfen ist, ein Veto zum Wechsel einzulegen.

Denn die Beziehung Urbig – FC, die vor wenigen Monaten noch mit so großen Hoffnungen, Zuversicht und einer gewissen Romantik verbunden war (die Rede war vom Kronprinz Urbig, der im Klub der Keeper-Legenden bestenfalls eine neue Torwart-Ära prägen sollte), ist jedenfalls in eine veritable Sackgasse geraten. Und aus dieser gibt es auf absehbare Zeit auch keinen Ausweg. Routinier Marvin Schwäbe, der nach dem zehnten Spieltag von Trainer Gerhard Struber zur neuen (und alten) Nummer eins ausgerufen wurde, zeigt seriöse bis gute Leistungen wie in Hamburg, als er durch seine Paraden Schlimmeres für sein Team verhinderte. Sein Vertrag beim FC läuft bis 2027, er will diesen mindestens erfüllen.

Beziehung Urbig – FC in Sackgasse: Hilft ein Transfer-Veto den Beteiligten?

Klar ist: Sollte Urbig beim FC bleiben (müssen) und würde weiterhin ein Reservisten-Dasein fristen, würden die Kölner im Fall eines Sommer-Wechsels deutlich weniger kassieren. Brancheninsider gehen davon aus, dass bei nur noch einjähriger Restlaufzeit des Kontrakts nur noch zwischen drei und vier Millionen Euro Ablöse zu erzielen wären – maximal.

Vor wenigen Monaten war die Situation allerdings noch eine völlig andere. Es war Schwäbe, der seine Wechsel-Absicht klar bei beim FC hinterlegt haben soll. Denn der Routinier wusste: Er sollte von U21-Nationaltorhüter Urbig abgelöst werden, der von Verantwortlichen in den höchsten Tönen gelobt worden war. Urbigs Seite vertraute der Zusage, dass Schwäbe den Verein im Sommer verlassen wird. Und blockte andere Offerten ab. Am Ende kam alles ganz anders.

Der Ausweg? FC-Sportchef Keller, das zeigte noch einmal das HSV-Spiel deutlich, steht auch hinsichtlich der Verpflichtung eines Mittelstürmers unter Zugzwang. Man will ja kaum das Ziel, den sofortigen Wiederaufstieg, unnötig gefährden. Zwar hieß es zuletzt dann plötzlich, dass dessen Transfer, auf den man sich aufgrund der Transfersperre ein Jahr lang vorbereiten konnte, kein Muss mehr sei.

Doch es gibt beim FC in der Offensive einfach viel zu viele Fragezeichen: Darf die Last alleine auf den jungen Stürmern Damion Downs (20) und Tim Lemperle (22) liegen, die zwar eine formidable Hinrunde spielten, aber auch noch Leistungsschwankungen unterworfen sind? Und bleibt Lemperle, der zur TSG Hoffenheim spätestens im Sommer ablösefrei wechseln wird, wirklich noch bis Saisonende, oder kommt in die Angelegenheit in den kommenden Tagen doch noch neue Bewegung? Stand jetzt, schließen das die FC-Verantwortlichen aus. Abgesehen davon, ist Lemperle seit Anfang Dezember verletzt, soll zwar in Kürze wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren, doch auch am Dienstag stand er noch nicht auf dem Trainingsplatz.

FC könnte Teile der Urbig-Ablöse gut für einen neuen Stürmer gebrauchen

Ansonsten steht der FC in der Offensive fast blank da: Mark Uth hat die Verletzungsseuche, Luca Waldschmidt ist viel zu inkonstant und auch kein Stoßstürmer. Und Steffen Tigges wartet seit Mai 2024 auf ein Tor oder eine Torvorlage. Die chancen- und glücklosen Sargis Adamyan (Vertrag bis 2026) und Florian Dietz (Kontrakt noch einmal bis 2026 verlängert) sind bereits weg und hoffen in Regensburg und Altach auf einen Neustart.

Keller, so heißt es, soll mittlerweile auch Druck aus den FC-Gremien erhalten, die Dinge zu lösen. Größere Handlungsspielräume mit der Urbig-Einnahme hätte der Sportchef, der durch die Transfers von Jusuf Gazibegovic und Joel Schmied für zusammen rund 4,5 Millionen Euro Ablöse das geplante Budget schon ziemlich ausgereizt hat.

Vielleicht hatte vor über 50 Jahren schon der legendäre New Yorker Regisseur, Autor und Schauspieler Woody Allen recht. „Take the Money and Run“, hieß sein berühmter Spielfilm. Es handelte sich um eine Tragikomödie mit parodistischen Elementen. So weit muss es beim 1. FC Köln natürlich nicht kommen. Es soll ja auch keiner einfach abhauen, doch das Geld der Bayern, das könnte der Bundesliga-Absteiger dann doch gut gebrauchen. Für einen treffsicheren Stürmer zum Beispiel.