FC-Geschäftsführer Christian Keller bestätigte am Mittwochabend Interessensbekundungen europäischer Topklubs an Kölns aktueller Nummer 2.
Keller bestätigt InteresseKölns Torwart-Talent Jonas Urbig steht vor Wechsel zum FC Bayern
Der 1. FC Köln und der FC Bayern München stehen in konkreten Verhandlungen über einen sofortigen Wechsel von Kölns Torwarttalent Jonas Urbig. Der Transfer könnte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits in den kommenden Tagen über die Bühne gehen, Urbig soll beim Rekordmeister einen Vertrag bis 2029 unterschreiben. Zuvor hatte „Sky“ berichtet, dass der Rekordmeister und Urbig bereits eine mündliche Einigung erzielten haben.
FC-Geschäftsführer Christian Keller gab sich überrascht, als er am Mittwochabend mit der Meldungslage konfrontiert wurde. „Sie sind mir jetzt bei der Meldung etwas voraus, weil ich die letzten 30 Minuten nicht aufs Handy schauen konnte“, hob der FC-Geschäftsführer an: "Insoweit weiß ich nicht, was vermeldet worden ist. Richtig ist, dass es von mehreren europäischen Topklubs, und Bayern ist natürlich ein europäischer Topklub, Interessensbekundungen zu Jonas Urbig gibt. Mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen. Vielleicht sage ich noch eins: Wenn dann ein Spieler Möglichkeiten hat, die er bei uns vielleicht nicht hat, egal wie er heißt, dann ist es auch nicht so unverständlich, wenn ein Spieler sich vielleicht auch gedanklich mal mit solchen Möglichkeiten auseinandersetzt“, sagte der FC-Chef beim Mitgliederstammtisch im Coloneum.
Urbig wollte am Dienstag in der FC-Generalprobe gegen Viktoria Köln (3:2) noch einmal zwischen den Kölner Pfosten stehen, kam dann aber nicht mehr zum Einsatz. Offenbar, um nichts zu riskieren. Beide Vereine stehen dem Vernehmen nach in guten Gesprächen, liegen aber hinsichtlich der Ablöse-Vorstellungen noch auseinander. Der FC fordert acht Millionen Euro, die Münchner wollen derzeit fünf Millionen Euro bezahlen. Fahrt aufgenommen hatten die Gespräche durch die Verletzung von Daniel Peretz, dem Ersatzkeeper hinter Manuel Neuer, dem FC Bayern aufgrund einer Nierenquetschung noch länger fehlen wird. Unabhängig vom Ablösepoker würde Urbig zum teuersten Zweitliga-Keeper aller Zeiten werden. Rekordhalter bisher: Julian Pollersbeck. Den verpflichte der Hamburger SV 2017 für 3,5 Millionen Euro plus Boni vom 1. FC Kaiserslautern.
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Der Wechsel von Urbig nach München hatte sich in den vergangenen Wochen zunehmend konkretisiert. Spekuliert wurde mit dieser Personalie seit längerer Zeit. Urbig gilt als eines der größten deutschen Torhüter-Talente, der nach seiner Rückkehr von Leihklub Fürth nach Köln zu Saisonbeginn und den bisherigen Stammtorhüter, aber nach dem Abstieg den eigentlich wechselwilligen Marvin Schwäbe zwischen den Pfosten ablöste. In der sportlichen Krise entschied sich FC-Trainer Gerhard Struber aber für den erneuten Wechsel im Tor und vertraut derzeit Routinier Schwäbe (29), der sich nun doch eine Zukunft am Geißbockheim vorstellen kann. Urbigs Seite wiederum zeigte sich schwer irritiert darüber, wie man beim FC mit dem Versprechen umging, den U21-Nationaltorhüter zur Nummer eins aufzubauen.
Obwohl sich Urbig im Training nicht hängen lässt und auch im Verhältnis zur Mannschaft und zum Trainerteam jedenfalls öffentlich keine Veränderung festzustellen ist, hadert der 21-Jährige, der laut Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller „einen klaren Karriereplan im Kopf“ hat, enorm mit der Situation. Denn seit dem zehnten Spieltag und zehn Startelfeinsätzen (inklusive Pokal) mit viel zu vielen Gegentoren (20) sitzt der Keeper auf der Bank. Sportlich gibt es derzeit keinen Grund, dass sich an der neuen Rangordnung etwas ändert.
In der Tat ist der Bundesliga-Absteiger mit Schwäbe, der der Mannschaft mit seiner Erfahrung und Ruhe hilft, seit dem Torwartwechsel deutlich stabiler geworden und kassiert weitaus weniger Gegentore. Das hat allerdings wenig bis nichts mit dem reinen Wechsel zwischen den Pfosten zu tun, sondern mit der von Struber veranlassten Änderung der Grundordnung von Vierer- auf Dreierabwehrkette und der Priorität, erst einmal in der Defensive sicherer zu stehen. Es lässt sich zwar nicht beweisen, doch wohl auch mit Urbig im Tor hätten die Kölner nach den taktischen Umstellungen deutlich weniger Gegentore gefangen.
Zwei starke Torhüter sind einer zu viel
„Wir haben einen hochtalentierten Nachwuchstorwart in unseren Reihen, wahrscheinlich einer der talentiertesten Torhüter überhaupt im deutschen Fußball“, hatte Keller den jungen Torhüter im vergangenen Sommer noch mit Lob überhäuft. Urbig, der nach einer starken Saison als Leihspieler in Fürth nach Köln zurückgekommen war, sollte als großes Torwarttalent zu einem Gesicht des FC werden und am besten eine Dekade prägen. So wie einst große Torhüter in Köln vor ihm.
Sollte es zur Trennung kommen, wäre von dem Plan allerdings nichts mehr übrig. Dafür erhält der 1. FC Köln im Gegenzug eine Ablösesumme, die dem Klub auf dem Weg der Konsolidierung weiterhelfen dürfte. Zumal der FC mit Marvin Schwäbe derzeit gut aufgestellt ist.