Nizza/Leverkusen – Schon eine Niederlage mit drei Toren Differenz hätte zum Erreichen der K.o.-Runde der Europa League gereicht. Doch Bayer 04 hatte am Donnerstag Lust auf einen Sieg – und Spektakel, wie schon beim Hinspiel gegen OGC Nizza. In Leverkusen gab es im Oktober ein 6:2. In Südfrankreich setzte sich die Werkself nun 3:2 (2:1) gegen die Mannschaft von Ex-Weltmeister Patrick Vieira durch und überwintert im Europapokal. Ob als Gruppensieger oder -zweiter, entscheidet sich nächsten Donnerstag beim abschließenden Vorrundenspiel gegen Slavia Prag in Leverkusen (18.55 Uhr).
Trainer Peter Bosz hatte sein personell nach wie vor geschwächtes Team im Vergleich zum 0:0 gegen Hertha BSC auf drei Positionen verändert. Karim Bellarabi und Nadiem Amiri – beide zuletzt angeschlagen – kehrten in die Startelf zurück, ebenso Wendell. Dafür saßen Florian Wirtz, Leon Bailey und Daley Sinkgraven zunächst auf der Bank – wie auch der 18 Jahre alte Defensivspieler Cem Tuna Türkmen. Ohne die Talente auf dem Rasen hatte Bosz die älteste Europa-League-Startelf der Klubgeschichte ins Spiel geschickt.
Elfmeter und Tor verwehrt
„Wir lassen im Moment defensiv relativ wenig zu. Das ist ein Verdienst von Peter Bosz“, hatte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler den Trainer gelobt und ihm eine Entwicklung weg von seinem kompromisslosen Offensivspiel hin zu etwas mehr Balance attestierte. Auch in Nizza ließ Leverkusen nur wenige Chancen zu – allerdings führten fast alle Möglichkeiten zu Gegentoren.
An der Côte d’Azur begann Leverkusen angriffslustig, die kriselnden Südfranzosen stolperten defensiv von einer Verlegenheit in die nächste. Schon nach fünf Minuten hätte Moussa Diaby einen Elfmeter bekommen müssen, als er im Strafraum von Robson Bambu abgeräumt wurde. Da in der Europa League aber erst ab der K.o.-Runde der Videoschiedsrichter zum Einsatz kommt, blieb es bei der Fehlentscheidung. Lange ärgern mussten sich aber weder Bayer 04 noch Diaby. Der junge Franzose vollendete ein wunderbares Zuspiel von Kerem Demirbay zum 1:0 (22.). Über einen Videoschiedsrichter hätte sich Leverkusen auch in der 24. Minute gefreut, als Patrick Schick traf und der Schiedsrichterassistent eine Abseitsstellung anzeigte – zu Unrecht.
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Nizza, nach vier Pleiten in Serie im Formtief sowie normalerweise nach Standards ungefährlich, wurde von Lars Bender nach einer Ecke zum Ausgleich eingeladen. Hassane Kamara traf nach einer schwachen Abwehr per Kopf aus dem Rückraum (26.). Doch immerhin konnte sich Leverkusen auf seine Offensivstärke und das europapokal-unwürdige Abwehrverhalten von Nizza verlassen. Nach einer Ecke von Amiri kam Aleksandar Dragovic frei zum Abschluss (32.).
Bayer 04 startete chaotisch in die zweite Halbzeit, vor allem Lukas Hradecky. Der Keeper, der schon gegen Bielefeld ein Gegentor verschuldet hatte, patzte nach einem zentral aufs Tor getretenen Freistoß. Dan Ndoye verwertete den Abpraller (47.). Erst das 3:2 von Julian Baumgartlinger, erzielt per Kopf nach einem Amiri-Freistoß, brachte wieder etwas Stabilität ins Leverkusener Spiel (51.). Es war das vierte Tor des Abends nach einem ruhenden Ball.
Beste Offensive der Europa League
In der Schlussphase schraubte Trainer Bosz dann das Durchschnittsalter seiner Mannschaft nach unten. Der 18-jährige Türkmen, der sein Profi-Debüt feierte, und Emrehan Gedikli (17) kamen ins Spiel. Die beiden A-Junioren machten ihre Sache ordentlich, konnten aber keine entscheidenden Akzente mehr setzen. Die Arrivierten machten es aber auch nicht viel besser – der eingewechselte Bailey sowie Demirbay ließen gute Chancen aufs 4:2 liegen. So musste die Werkself trotz Überlegenheit in fast jeder Statistik bis zum Schlusspfiff zittern, konnte sich dann aber über die Qualifikation für die K.o.-Runde freuen – als mit 17 Treffern offensivstärkstes Team des Wettbewerbs.