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Bayer 04Jonathan Tahs Wettlauf gegen die Zeit vor dem Top-Spiel

Lesezeit 3 Minuten
Tah verletzt

Jonathan Tah verlässt in Bochum verletzt den Platz

Leverkusen – Während die Kollegen draußen bei Sonnenschein und 20 Grad ihr Balltraining absolvierten, quälte sich Jonathan Tah im Inneren der Bay-Arena unter der Anleitung der Physiotherapeuten mit Übungen, die seinen Einsatz am Sonntag gegen RB Leipzig wahrscheinlicher machen sollen. „Soweit ist alles okay, es ist ja nichts gebrochen“, sagte Tah auf dem Weg zu weiteren Untersuchungen. Ob er für das Spiel des Bundesliga-Dritten gegen den Vierten nach seiner in Bochum erlittenen Rippenverletzung in Frage kommt, stand am Mittwoch noch in den Sternen. „Stand heute können weder Jona noch ich noch irgendein Arzt eine Prognose abgeben“, sagte Trainer Gerardo Seoane.

Die Blessur des Abwehrchefs von Bayer 04 ist komplex. Dass keine Fraktur vorliegt, macht es nicht weniger schwierig. Der Trainer versucht, das zu erklären: „Er ist auf diese Stelle gefallen und da gibt es ein Hämatom, eine Blutung. Da geht es jetzt um die Beweglichkeit und die Mobilität, nicht um den Schmerz. Es ist nicht wie bei einer gebrochenen oder gequetschten Rippe.“ Seoane hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Bis Sonntag haben wir noch ein bisschen Zeit. Die Hoffnung ist, dass er Freitag, Samstag trainiert, dann würde er Sonntag zur Verfügung stehen.“

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Fünf Spiele vor Saisonschluss steht Bayer 04 statistisch gesehen gut da. Das beste Team hinter den Bayern und Dortmund ist immer noch die viertbeste Rückrundenmannschaft, hat aus den letzten drei Spielen sieben Punkte geholt, steht drei Punkte vor dem Tabellenfünften Freiburg, neben Leipzig der Hauptkonkurrent im Kampf um einen Champions-League-Platz.

Die Situation fühlt sich nach dem 0:0 in Bochum allerdings anders an, weil durch die langfristigen Verletzungen von Florian Wirtz (Kreuzbandriss), Jeremie Frimpong (Syndesmoseriss), Amine Adli (Muskel-Sehnenriss), Karim Bellarabi (Muskelfaserriss) und Timothy Fosu-Mensah (Oberschenkelblessur) viel Kreativität, Schnelligkeit und taktische Flexibilität verloren gegangen sind. Wenn jetzt auch noch ein Pfeiler in der Defensive wegbräche, wäre das für Seoane extrem bitter.

„Bei der Personallage ist jeder verletzte Spieler eine gewichtige Schwächung. Jona gibt uns die Möglichkeit, auf der linken Seite zu variieren“, sagt der Trainer, der seit Wochen improvisieren muss. Wichtig sei jetzt, so viele Spieler wie möglich auf ihren gewohnten Positionen spielen zu lassen, damit Fremdbesetzungen wie Innenverteidiger Odilon Kossonou als rechter Seitenspieler eine Ausnahme bleiben. „Odilon hat defensiv einen guten Job gemacht gegen Bochum und offensiv schon mehr gezeigt als zuvor. Aber Odilon wird nie ein Jeremie sein“, sagt Seoane, dem Frimpongs extreme Geschwindigkeit im Spiel nach vorn sehr fehlt.

Da Bayer 04 im Kampf um den Einzug in die Champions League und rund 25 Millionen Euro Zusatzeinnahmen keinen Bayer-04-Fußball mehr spielen kann, ist die Defensive wichtiger als je zuvor. Wer weniger Chancen kreiert, muss in der Lage sein, weniger bis gar keine Gegentore zu erlauben. Gegen Wolfsburg (2:0), Berlin (2:1) und Bochum (0:0) war das gut gelungen. „Wir erwarten von uns nicht dieses offensive Feuerwerk“, erklärt der Trainer, „es geht darum, angepasst zu spielen. Wenn die Viererkette wie bei uns aus vier Innenverteidigern besteht und davor drei Sechser spielen, dann sind es schon sieben Spieler, die das Verteidigen im Blut haben.“

Das hat Folgen. Top-Stürmer wie Moussa Diaby und Patrik Schick, die zuvor alle fünf bis zehn Minuten zum Abschluss kamen, bekommen viel weniger Chancen und finden sich meist in Unterzahl wieder. „Jetzt müssen wir sehen, wie wir trotzdem zu Torchancen kommen“, sagt der Trainer. Und der Gegner ist RB Leipzig, die beste Rückrundenmannschaft der Liga.