Leverkusen – Ein unscheinbares Detail sagt mehr über das Fußballspiel zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern, als alle Tore es vermögen. Alphonso Davies wurde in der 39. Minute ausgewechselt, der schnellste und in der Rückwärtsbewegung wichtigste Münchner Spieler. Sein Trainer Julian Nagelsmann brauchte ihn auf dem Platz viel weniger, als der Kanadier nach den Länderspielbelastungen der letzten Wochen seine Ruhe brauchte. Viel mehr muss man nicht wissen über die Kräfteverhältnisse zwischen den Klubs, die beide Bundesliga-Spitzenreiter geworden wären mit einem Sieg. Es trennte sie an diesem Sonntag keine Klasse, sondern eine ganze Welt.
Weniger als eine Halbzeit lang hat der Rekordmeister gebraucht, um den Leverkusenern alles aufzuzeigen, was sie von einer Spitzenmannschaft trennt. Und man muss nicht in die Tiefen der an Enttäuschungen in wichtigen Momenten reichen Bayer-04-Geschichte eintauchen, um festzustellen, dass es viel mit dem Bewusstsein der eigenen Stärke, der Widerstandsfähigkeit und Unbeugsamkeit zu tun hat. Innerhalb kürzester Zeit ist aus dem fantastischen Talent dieses Teams ein riesiger Klumpen Versprechen geworden, das in Momenten wie diesen, wenn es um wahre Klasse und Größe geht, auf seine Einlösung wartet.
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Dieses 0:5 zur Halbzeit, das als wahres Ergebnis hinter diesem Spiel stehen bleibt, war gleichzeitig auch die zweite Ankunft des Trainers Gerardo Seoane in Leverkusen. Erst jetzt kann der Fußball-Lehrer aus der Schweiz, dem solche Erlebnisse in seiner Karriere bisher fremd waren, eine Vorstellung von der vor ihm liegenden Herausforderung bekommen. Auch Seoane hatte seinen Anteil am frühen Zusammenbruch gegen den Rekordmeister, indem er seinen Spielern einen offensiven Plan mit auf den Weg gab, der sie offensichtlich überfordert hat.
So ist die Liste der Traumata von Bayer 04 in großen Momenten, anstatt in Vergessenheit zu geraten, um ein Spiel reicher geworden. Das hat Seoane zumindest nicht verhindert. Natürlich ist nichts von dem, was diese junge Mannschaft in den ersten sieben Spielen der Saison gut gemacht hat, gelöscht worden. Noch ist sie Dritter und hat die Fans hinter sich. Aber das Bewusstsein dafür, was sie leisten kann, muss neu entstehen. Viel Zeit dafür ist nicht, denn am Donnerstag spielt Bayer 04 in Sevilla und am Sonntag beim 1. FC Köln.
