Die Saison-Einzelkritik für die Bayer-04-Profis: So hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Profis im zurückliegenden Jahr bewertet.
Bayer 04 in der Saison-EinzelkritikDas große Zeugnis für die Werkself – Wirtz ist natürlich Klassenbester
Hinter Bayer 04 Leverkusen liegt mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und des DFB-Pokals die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Entsprechend gut fällt auch bei fast allen Profis der Werkself das Saisonzeugnis aus – inklusive Durchschnittsnote aller Einzelkritiken des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Lukas Hradecky (35 Einsätze/KStA-Durchschnittsnote 2,84)
Der Kapitän fand unter Xabi Alonso zurück zu alter Stärke, nachdem er in den vorherigen Saisons zu oft gewackelt hatte. Wortführer in der Mannschaft, Identifikationsfigur bei den Fans. Der Finne spielte in 35 Einsätzen 17 Mal zu Null. Zur Belohnung durfte Hradecky im Pokalfinale zwischen die Pfosten.
Matej Kovar (17/3,19)
Der 24 Jahre alte Tscheche wird zum Hradecky-Nachfolger aufgebaut. Xabi Alonso ernannte ihn deshalb zum Pokal- und Europa-League-Keeper. Mit Ausnahme einiger kleiner Wackler erfüllte der 1,96-Meter-Mann diese Rolle gut. Starke Reflexe, besser mit dem Fuß als Hradecky – ab und zu zeigte Kovar Schwächen bei der Strafraumbeherrschung.
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Niklas Lomb (1/3,00)
Leverkusens ewige Nummer drei. Ruhiger Typ, sehr beliebt bei den Fans. Hat keine Ansprüche, eine größere Rolle zu spielen. Durfte beim abschließenden Europa-League-Gruppenspiel gegen Molde ran, gewann 5:1 und hat als Double-Sieger eine perfekte Punkte-Quote.
Edmond Tapsoba (46/3 Tore/1 Vorlage/2,81)
Starke Saison des Burkiners, der in der Regel links in der Dreierkette zum Einsatz kam. Körperlich eine Wucht, dazu mit viel Ruhe und Übersicht im Spielaufbau. Verlängerte seinen Vertrag im September vorzeitig bis 2028.
Odilon Kossounou (34/1/0/2,83)
Der Ivorer feierte in dieser Saison sogar ein Triple: Meisterschaft, DFB-Pokal und Afrika-Cup. In Leverkusen meist als offensivstarker rechter Part der Dreierkette aufgestellt. Kossounou gelang unter Xabi Alonso ein enormer Entwicklungssprung – seine Anfangszeit bei Bayer 04 hatte sich eher holprig gestaltet. Ganz verdrängt hat der 23-Jährige diese Seite noch nicht. Beim Europa-League-Viertelfinal-Rückspiel gegen West Ham sowie im Pokalfinale war der „alte“ Kossounou zu sehen. Flog als einziger Leverkusener in dieser Saison vom Platz.
Jonathan Tah (48/6/1/2,44)
Unter Xabi Alonso entwickelte sich der immer noch nur 28 Jahre alte Abwehrspieler zum besten Innenverteidiger der Bundesliga. Zweikampfstark, herausragend im Stellungsspiel, dazu mit einem hervorragenden Offensivkopfball. Tah hat seinen EM-Stammplatz sicher. Sein Leistungssprung nach einiger Zeit der Stagnation ist bemerkenswert. Bayer 04 hofft, dass der Abwehrchef seinen 2025 auslaufenden Vertrag verlängert.
Piero Hincapie (43/1/1/2,95)
Der Ecuadorianer startete mit einer Rotsperre in die Saison und musste sich dann mit einer Rolle in der zweiten Reihe zufriedengeben. Spätestens während des Afrika-Cups war Hincapie aber Stammkraft bei Bayer 04. Kämpft und grätscht bis zum Umfallen, sein Offensivspiel ist nicht ganz so versiert wie bei Kossounou oder Tapsoba. Gilt als Verkaufskandidat im Sommer.
Josip Stanisic (38/4/6/2,96)
Die Bayern-Leihgabe trat fast die gesamte Hinrunde überhaupt nicht in Erscheinung, verbreitete aber trotz Reservistenrolle keine schlechte Laune. Als Xabi Alonso ihn im Winter brauchte, war er da. Über die rechte Seite entwickelte der Kroate erstaunlichen Offensivdrang und viel Torgefahr. Wurde so zum Publikumsliebling. Kehrt als Doublesieger zurück nach München.
Arthur (5/0/2/2,90)
Der brasilianische Außenverteidiger vereinte alles Verletzungspech der Mannschaft auf sich. Feierte erst kurz vor Saisonende sein Comeback, deutete dabei an, dass er eine gute Ergänzung des Leverkusener Kaders sein könnte.
Timothy Fosu-Mensah (0/0/0/-)
Der Niederländer durfte mit Pokal und Schale posieren, selbst wenn er keine Minute auf dem Platz stand. Wurde für die Europa League nicht einmal gemeldet. Der Vertrag des Außenverteidigers läuft aus, eine Lücke im Kader hinterlässt er nicht.
Jeremie Frimpong (47/14/12/2,76)
Der rechte Teil der besten Flügelzange des Weltfußballs. Antrittsschnell, dribbelstark, präzise im Passspiel. Der Flügelstürmer ist eine Waffe im Leverkusener Angriff – für einen Außenverteidiger sind 26 Saison-Scorerpunkte ein beeindruckender Wert. Kein anderer Profi der Werkself wird derart von seinen Gegenspielern gejagt und getreten – was Frimpong in gegnerischen Fanlagern eher unbeliebt macht. Im Abschluss würde dem 23-Jährigen noch etwas mehr Effizienz guttun, er ließ zu viele Großchancen ungenutzt. Der Niederländer darf Bayer 04 dank einer Vertragsklausel für 40 Millionen Euro verlassen. Er wäre schwer zu ersetzen.
Alejandro Grimaldo (51/12/19/2,69)
Der linke Teil der besten Flügelzange des Weltfußballs, der Spanier kommt auf 31 Scorerpunkte. Seine ablösefreie Verpflichtung war einer der größten Leverkusener-Transfercoups überhaupt. Anders als Frimpong kommt Grimaldo weniger über sein Tempo oder Dribbelstärke. Dafür über technische Perfektion, präzise Standards und eine brutale Torgefahr aus der Distanz. Kam 51 Mal zum Einsatz, der Höchstwert im Team.
Granit Xhaka (50/4/2/2,38)
Der Schweizer war Leverkusens Königstransfer im vergangenen Sommer. Der 31-Jährige verlieh dem Spiel der Werkself alles, was zuvor gefehlt hatte, im Überfluss: Stabilität, Ruhe, Übersicht. Xhaka ist der unumstrittene Chef auf dem Platz, er gibt das Tempo vor und dirigiert die Mitspieler. Der verlängerte Arm von Trainer Xabi Alonso. Schoss sein Team per Traumtor zum DFB-Pokalsieg.
Exequiel Palacios (36/6/5/2,39)
Hinter dem Weltmeister liegt die mit meilenweitem Abstand beste Saison für Bayer 04. An der Seite von Xhaka und unter der Anleitung des einstigen Mittelfeldstrategen Xabi Alonso entwickelte sich der Argentinier zu einem Weltklasse-Fußballer – das lange Warten auf seinen Durchbruch in Leverkusen hat sich gelohnt. Palacios ist gegen den Ball eine Wucht, erzwingt durch Grätschen oder gutes Stellungsspiel viele hohe Ballgewinne. Dazu passstark und mit Zug zum Tor.
Robert Andrich (45/6/5/2,48)
Auch der gebürtige Potsdamer erlebte einen kaum für möglich gehaltenen Schub. Dass Andrich grätschen und kämpfen kann, war bekannt. Doch solch herausragende spielerische Qualität hätte man ihm vor einem Jahr nicht zugetraut. In der Regel fast fehlerfrei im Kombinationsspiel, dazu aus der Distanz eine echte Bedrohung für gegnerische Torhüter. Hat seinen EM-Stammplatz im Zentrum neben Kroos wohl sicher.
Nadiem Amiri (9/0/1/3,00)
Stand Ende Januar in seinem letzten Spiel für Bayer 04 in der Startelf und hat somit einen kleinen Anteil am Double. Wechselte anschließend nach Mainz und führte den FSV zum Klassenerhalt – rundum gelungene Saison des Ex-Nationalspielers.
Noah Mbamba (6/0/2/3,00)
In seinen wenigen Einsatzminuten sammelte der 19 Jahre alte Belgier immerhin zwei Assists. Ist ein Kandidat für ein Leihgeschäft, damit er Spielpraxis bekommt.
Gustavo Puerta (10/0/0/3,00)
Auch der Kolumbianer spielte keine große Rolle und könnte verliehen werden. Für das Mittelfeldzentrum plant Bayer 04 für die kommende Saison neben Xhaka, Palacios und Andrich mit einem vierten gestandenen Profi von internationalem Format.
Florian Wirtz (49/18/20/2,30)
Das Juwel des deutschen Fußballs. Prägte fast alle Spiele durch sein Tempo, seine Ballsicherheit, seine Dribbelstärke oder seine Übersicht. Leverkusens wertvollster Fußballer ist gerade einmal 21 Jahre alt, kann aber schon auf große Erfolge zurückblicken – und wird in Zukunft weitere feiern. Bleibt Bayer 04 über den Sommer hinaus erhalten. Darf nach fünf Jahren Europa League dann auch erstmals in der Königsklasse spielen. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ der notenbeste Leverkusener der abgelaufenen Saison.
Jonas Hofmann (46/8/12/2,86)
Startete furios mit vielen Toren und Vorlagen, war in der Hinrunde einer der offensiven Leistungsträger. 2024 verließ den früheren Gladbacher etwas das Glück, zu oft traf er beim Abschluss oder dem finalen Pass die falsche Entscheidung. Das Formtief kostete Hofmann die EM-Teilnahme. Dennoch eine starke Saison des Routiniers.
Amine Adli (42/10/12/2,96)
Im Angriff universell einsetzbar, fühlt sich auf den Flügeln wohl, hatte aber auch gute Spiele im Zentrum. Der marokkanische Nationalspieler kam in der Hinrunde oft von der Bank, später stand er häufiger in der Startelf. Ist schnell und abschlussstark, dazu sehr bissig in seinen Offensivzweikämpfen.
Nathan Tella (39/6/5/2,80)
Der in England geborene Nigerianer konnte erst zur Rückrunde andeuten, warum Bayer 04 für ihn über 23 Millionen Euro Ablöse an Southampton zahlte. Sammelte als Joker und dank seiner Schnelligkeit viele Scorerpunkte. Tella könnte einen Teil der Lücke füllen, die Frimpong bei einem Abschied hinterlassen würde.
Adam Hlozek (36/7/5/3,00)
Teilzeitkraft im Angriff. Stand in der Bundesliga nur zweimal über 90 Minuten auf dem Platz, wurde dafür 18-mal eingewechselt. Der Tscheche hat gute Anlagen, doch in Leverkusen wird er sich voraussichtlich vergeblich um einen Stammplatz bemühen. Ein Verkaufskandidat für den Sommer.
Borja Iglesias (10/0/0/3,67)
Der Spanier verbreitet gute Stimmung und hat mehrfach betont, wie glücklich er über seinen Leih-Wechsel nach Leverkusen ist. Verständlich, immerhin ist der Stürmer Doublesieger. Doch sportlich konnte der 31-Jährige der Werkself nicht weiterhelfen. Seine Verpflichtung im Winter wirkt etwas übereilt.
Patrik Schick (33/13/3/2,96)
Kämpfte sich nach seiner langen Adduktorenverletzung zurück in die Mannschaft, profitierte dabei von Boniface‘ Zwangspause. Der Tscheche erzielte wichtige Tore, tauchte sonst im Spiel nur selten auf. Bei Leverkusens fußballerischem Niveau der abgelaufenen Saison treten bei Schick hin und wieder technische Mängel auf.
Victor Boniface (34/21/10/2,38)
Eine Urgewalt im Sturmzentrum. Der Bundesliga-Einstand des Nigerianers setzte Maßstäbe. Im Zweikampf ist Boniface kaum zu bezwingen, dazu ist er für einen Mann dieser Statur erstaunlich antritts- und dribbelstark. Wurde im Winter von einer schweren Adduktorenverletzung, die ihn die Afrika-Cup-Teilnahme kostete, zurückgeworfen. Kam sehr ordentlich zurück, allerdings nicht auf dem konstant hohen Niveau der Hinrunde.