AboAbonnieren

„Die Konzentration muss wichtig sein“Bayer Leverkusens Gratwanderung zwischen Genialität und Leichtsinn

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso schwört seine Mannschaft ein

Leverkusens Trainer Xabi Alonso schwört seine Mannschaft ein

Bayer Leverkusen zeigte im Pokal eine mental starke, spielerisch aber eine ausbaufähige Leistung. Gegen Wolfsburg muss eine Verbesserung her.

Ergebnisse geben einem Trainer und seiner Mannschaft recht. Unabhängig von der gezeigten Leistung – zählt am Ende nur der Sieg. Somit steht Bayer Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals – ein Erfolg, der auf dem Papier selbstverständlich wirkt, in der Realität aber ein hartes Stück Arbeit war.

Xabi Alonso mahnt vor defensiver Passivität

Der 3:2-Sieg gegen den 1. FC Köln unterstrich die Widerstandskraft und Mentalität der Werkself, doch Souveränität strahlte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso nicht aus. Das Pokalduell entwickelte sich zu einem Balanceakt zwischen Genialität und Leichtsinn.

Es waren wenige, aber entscheidende Momente hoher Klasse, die Leverkusen in dieser Partie trugen: etwa Florian Wirtz brillante Ballannahme vor dem ersten Anschlusstreffer oder Patrik Schicks wuchtiger Kopfball zum 2:2. Solche Szenen unterstreichen die individuelle Qualität der Mannschaft. Dass der Meister gegen einen Zweitligisten so große Probleme hatte, wirft Fragen auf. Denn Leverkusen geriet nach zwei Defensivnachlässigkeiten in Rückstand und offenbarte erneut Schwächen bei hohen Bällen sowie im Umschaltspiel des Gegners.

Bereits gegen Atlético Madrid Ende Januar war die Restverteidigung auffällig passiv, nun luden ähnliche Nachlässigkeiten den FC zum Tore schießen ein. „In Madrid haben wir es nicht gut gemacht. Köln hat aus sehr wenig sehr viel gemacht. Die Strafen waren groß“, urteilt Alonso vor dem Wolfsburg-Spiel am Samstag (15.30 Uhr, Volkswagen Arena) und mahnt: „Es ist abhängig von dem Positionsspiel, den Zweikämpfen und den ersten Bällen, die wir gewinnen müssen. Die Konzentration und der Wille, diesen ersten Zweikampf zu gewinnen, muss für uns unbedingt sehr, sehr wichtig sein.“

Bayer Leverkusen muss sich steigern

Dass Leverkusen den Zwei-Tore Rückstand dennoch drehte, spricht für die Qualität des Teams, doch die wiederkehrenden Schwankungen sind ein Muster dieser Saison: Führungen, die nicht gehalten werden, eine Passivität gegen den Ball, die einer Mannschaft mit höchsten Ansprüchen nicht würdig ist. Alonso, selbst ein Prediger der Perfektion in Sachen Ball- und Spielkontrolle, wird sich fragen müssen, wie er diese Probleme abstellen kann. Was gegen einen leidenschaftlichen, aber spielerisch limitierten Gegner wie Köln noch gutging, könnte gegen Bayern München oder in einem Champions League-Duell mit Real Madrid oder Manchester City fatale Folgen haben.

Die Werkself wird sich steigern müssen – auch am Samstag gegen Wolfsburg. Unter Trainer Ralph Hasenhüttl haben die Niedersachsen an Stabilität gewonnen und rufen ihr spielerisches Potenzial zunehmend ab. Nur vier Punkte trennt den Verein aus der Autostadt von einem Champions-League-Platz. Alonso erwartet „ eines der härtesten Auswärtsspiele der Saison“, so der Baske: „Wolfsburg spielt seit Saisonbeginn sehr gut. Die Ergebnisse waren am Anfang nicht optimal, aber sie haben sich stabilisiert.“ Angesichts der jüngsten Defensivprobleme dürfte Alonso besonderen Wert auf die Absicherung gegen Wolfsburgs schnelle Außenstürmer Tiago Tomas und Mohammed Amoura legen. Beide sind brandgefährlich, wenn sie Raum bekommen – Räume, wie sie Leverkusen zuletzt den Kölnern gewährte.

Wolfsburg spielt seit Saisonbeginn sehr gut. Die Ergebnisse waren nicht optimal, aber sie haben sich stabilisiert. Es wird eines der härtesten Auswärtsspiele der Saison
Leverkusen-Trainer Xabi Alonso über den kommenden Gegner

Im Kader der Werkself gibt es zudem eine erfreuliche Rückkehr: Amine Adli steht nach überstandener Wadenbeinfraktur wieder zur Verfügung. Hingegen fehlt Alejandro Grimaldo gesperrt nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Hoffenheim. Dank der Kaderbreite sollte dieser Ausfall jedoch gut zu kompensieren sein. Ein Sieg in Wolfsburg käme zur rechten Zeit – eine Woche vor dem Giganten-Duell mit Bayern München. Für Alonso sei die Bundesliga „der wichtigste Wettbewerb“, die Leistung am Samstag sollte diesem Anspruch gerecht werden. Oder zumindest das Ergebnis.

Bayer Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Hermoso - Arthur, Xhaka, Andrich, Hincapie - Wirtz, Hofmann - Boniface

VfL Wolfsburg: Müller - Fischer, Vavro, Koulierakis, Maehle - Arnold - Svanberg, Wimmer - Tomas, Wind, Amoura