Wie geht es dem rechten Fuß von Florian Wirtz? Das wollte Bayer 04 am Sonntag nicht verraten. Der Klub erhofft sich einen Vorteil im Duell mit dem FC Bayern.
Vor Bayern-DuellBayer 04 macht Geheimnis um Wirtz-Verletzung

Nach einem rüden Foul von seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Mitchell Weiser musste Florian Wirtz das Spielfeld vorzeitig verletzt verlassen.
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Bayer 04 Leverkusen braucht am Dienstagabend (21 Uhr) ein Fußballwunder, um das 0:3 aus dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Bayern München noch zu drehen. Für solch ein Wunder sind Spieler vonnöten, die Wundervolles vollbringen können. Bei der Werkself steht dafür vor allem ein Name: Florian Wirtz. Dass der Superstar in diesem Duell auf dem Rasen der Bay-Arena stehen kann, scheint aber nahezu ausgeschlossen.
Dem 21-Jährigen wurde im Spiel gegen Werder Bremen eine Fußverletzung zugefügt. Wie schwer sie wirklich ist, wollte Bayer 04 am Sonntag trotz feststehender Diagnostik noch nicht verraten. „Zu Florian Wirtz wird es erst morgen weitergehende Informationen geben“, hieß es vom Verein. Was war passiert? Trainer Xabi Alonso hatte seinem Unterschiedsspieler für den Samstagnachmittag eine schöpferische und körperliche Pause verordnet, ließ Wirtz im Bundesligaspiel gegen Bremen (0:2) zunächst auf der Bank.
Beim Stand von 0:1 wurde der gebürtige Pulheimer zur zweiten Halbzeit eingewechselt, um dabei zu helfen, die zweite Niederlage in Serie abzuwenden. Doch länger als zehn Minuten stand Wirtz nicht auf dem Platz. Die Nummer zehn führte den Ball im Mittelfeld und wollte Nathan Tella auf der linken Seite bedienen, doch der nigerianische Nationalspieler reagierte zu spät, es kam zum Duell um den Ball zwischen Tella, Wirtz und dem Bremer Mitchell Weiser. Der Ex-Leverkusener Weiser spielte zwar zunächst den Ball, trat dann aber mit gestrecktem Bein voll auf das Sprunggelenk und den rechten Fuß von Wirtz. Das Ausnahmetalent ging zu Boden, wurde behandelt, auch Alonso kam auf den Rasen sprach mit seinem Star. Wirtz stand wenig später auf, probierte es noch einmal, doch der Schmerz im Fuß war offensichtlich zu groß, er konnte nicht mehr richtig auftreten und verließ daraufhin den Innenraum.
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Florian Wirtz im Krankenhaus
Von dort ging es auf Krücken aus dem Stadion und ins Krankenhaus zu weiteren Untersuchungen inklusive Kernspintomografie. Bereits direkt nach der Partie hüllten sich alle Leverkusener Verantwortlichen in Schweigen um den Gesundheitszustand des 150-Millionen-Euro-Mannes. Stattdessen entbrannte eine Diskussion, ob Weiser für das Foulspiel die Rote Karte hätte sehen müssen.
Bremens Trainer Ole Werner erklärte anhand seiner Erinnerungen von der Schiedsrichterschulung vor der Saison, warum es keine Rote Karte war: zwar hohe Dynamik, aber Ball im Spiel und kein Treffer überhalb des Sprunggelenks. In Leverkusen sah man die Sachlage naturgemäß etwas anders. „Ich verstehe nicht, warum der Video-Schiedsrichter nicht kommt und sagt, das ist eine klare Rote Karte“, sagte Abwehrchef Jonathan Tah. „Das habe ich auch dem Schiedsrichter gesagt. Ich habe kein Verständnis dafür, dass sich da nicht jemand einschaltet, weil es für mich ganz klar ist. Volles Risiko, keine Chance mehr auf den Ball und er nimmt in Kauf, dass etwas passiert.“
Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes ging noch einen Schritt weiter und unterstellte Weiser indirekt sogar Absicht: „Der Ball ist weg und er tritt rauf. So viel Koordination haben Bundesliga-Spieler, dass sie schon wissen, dass sie vielleicht auch einen anderen treffen.“ Xabi Alonso sagte, „es hätte Rot sein können“, wollte von dieser Szene aber nicht den Spielausgang abhängig machen: „Das ist keine Ausrede für mich.“ Immerhin: Der Täter entschuldigte sich direkt nach Spielende. „Es tut mir leid. Ich gehe zum Ball und treffe ihn auch. Dadurch ist die Sohle offen“, sagte Weiser.
Am Sonntag lagen dann die Ergebnisse der Untersuchungen aus dem Krankenhaus bei Bayer 04 vor. Doch die sportliche Leitung entschied sich nach einem Treffen mit der medizinischen Abteilung, dazu noch keine öffentliche Stellung zu beziehen. Besonders Alonso gilt als Verfechter der Geheimniskrämerei zur personellen Situation – besonders vor großen Spielen wie dem Rückspiel gegen die Bayern.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist die Verletzung nicht so schwerwiegend, dass ein Saison-Aus droht, auch eine OP soll nicht notwendig sein. Die Einsatzchancen für die Begegnung am Dienstag sollen aber sehr gering sein. Bei den zur Halbzeit angeschlagen ausgewechselten Edmond Tapsoba und Granit Xhaka sieht es hingegen gut aus, ein Startelfeinsatz sollte für beide möglich sein.
Sollte Wirtz ausfallen, ist die große Frage, wer für ihn spielt. Eins-zu-eins ersetzen, kann den Superstar ohnehin niemand. Gegen Bremen versuchte es Alonso nicht etwa mit Victor Boniface als zweiter Spitze, sondern mit Alejandro Grimaldo als Halbflügel. Der Versuch scheiterte. Zwei Varianten erscheinen bei einem Fehlen von Wirtz besonders wahrscheinlich: Entweder lässt Alonso drei zentrale Mittelfeldspieler mit Xhaka, Exequiel Palacios und Aleix Garcia oder Robert Andrich auflaufen. Oder der Coach setzt auf ein 4-4-2 mit Patrik Schick und Amine Adli oder Nathan Tella in der Spitze. Auch ein Doppelsturm mit Schick und Boniface wäre möglich.
Im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld
Ein Weiterkommen ins Viertelfinale der Königsklasse erscheint allerdings genau wie die zweite Meisterschaft der Klubgeschichte eher unrealistisch – mit oder ohne Wirtz. Der erneute Gewinn des DFB-Pokals ist hingegen ein sehr realistisches Vorhaben. Somit dürfte die Teilnahme am Halbfinale bei Drittligist Armina Bielefeld am 1. April auch ein Ziel sein, auf das Wirtz bei einem Ausfall für die kommenden Wochen hinarbeiten könnte.