Leverkusen – Das Wichtigste zuerst: Bayer 04 Leverkusen hat auch das dritte Spiel in Folge nicht gewonnen. Gegen einen wacker, aber mit einfachen Mitteln verteidigenden Tabellenvierzehnten SV Werder Bremen holte die Mannschaft von Trainer Peter Bosz nur ein 1:1, und das auch nur, weil der VAR in der 70. Minute den Schiedsrichter überstimmte.
Die Tore
Das 0:1 in der 51. Minute fiel, weil es anders nicht ging, durch einen Standard. Die Bremer, sonst selten in Nähe des Bayer-Strafraums, erhielten 30 Metern entfernt vom Bayer-Tor einen Freistoß zugesprochen. Augustinsson schlug den Ball mit Schnitt an den Fünf-Meter-Raum, wo der Ex-Leverkusener Ömer Toprak auftauchte und den Ball lässig ins Tor schoss. Abseits wäre danach die einzige Chance gewesen, den Schaden zu beheben.
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Sinkgraven hatte es aufgehoben. Der Leverkusener Ausgleich in der 70. Minute wurde zunächst von Schiedsrichter Benjamin Cortus nicht anerkannt. Die VAR-Bilder zeigten jedoch, dass Lucas Alario den Ball bei der Annahme nicht mit der Hand berührte, bevor er ihn auf Patrik Schick weiterleitete, der ihn mithilfe von Friedls Bein ins Tor schoss. Deshalb zählte der etwas kuriose Treffer zurecht.
Das war gut
Aus Leverkusener Sicht nur zwei Dinge. Erstens: Eine dritte Niederlage in Folge wurde vermieden. Zweitens: Teenager Florian Wirtz wurde gar nicht in den Kader berufen, damit niemand in Gefahr geriet, vor dem Pokalspiel gegen Frankfurt am Dienstag in der Bay-Arena die Schonung zu verwehren. Eine kluge Maßnahme.
Bei diesem Spielverlauf hätte es kein Trainer übers Herz gebracht, das Talent und die Unerschrockenheit des 17-Jährigen nicht aufs Feld zu bringen. So hatten sich die Leverkusener selbst geschützt. Offenbar ist er am Rand der Belastungsfähigkeit angelangt.
Das war schlecht
Abgesehen von der Bremer Abwehrdisziplin eigentlich alles an diesem Spiel. Bayer 04 erstellte quasi einen Lehrfilm dafür, wie man gegen einen solchen in der Mitte massierten Gegner nicht spielt. Langsame Ballzirkulation, wenig Bewegung, keine Läufe in die Tiefe und die Verweigerung von Flügelspiel machten es dem selbst nach Form und Stabilität suchenden SV Werder sehr leicht, sich in dieses Spiel zu beißen.
Selbst das weitgehende Fehlen von Entlastungsangriffen gefährdete die Stabilität der Defensive nicht. Bayer schlug irgendwann auf Geheiß des Trainers, wie er nachher zugab, Flanken in die Grantizone des Gegners, denen es an allem fehlte: Überraschung, Geschwindigkeit, Präzision. So lässt man jede Abwehr im Profi-Fußball an ihre Unbezwingbarkeit glauben.
Mann des Spiels
Natürlich, selbstverständlich, man möchte sagen: ausgerechnet Ömer Toprak, der sechs Jahre in Leverkusen spielte. Der Bremer Abwehrchef gewann praktisch alle Zweikämpfe und vor allem erzielte er die Führung kurz nach der Pause.
Es war im 21. Bundesligaspiel das erste Tor, ja die erste Torbeteiligung des ehemaligen türkischen Nationalspielers für den SV Werder.
Moment des Spiels
Der Doppelwechsel von Bayer-Trainer Peter Bosz in der 62. Minute zeigte, wie schlecht der ursprüngliche Plan funktionierte. Durch die Einwechslung von Lars Bender und Lucas Alario wurde aus der Vierer- eine Dreierkette und das Sturmzentrum wurde in doppelter Besetzung für Hauruck-Aktionen besetzt. Nicht einmal die wollten richtig gelingen.
Immerhin bereitete Alario den Ausgleich vor. Es war jedoch das zweite Spiel in Folge, in dem die Werkself weite Teile ihrer Spielkultur vermissen ließ, durch die sie bis zum 13. Spieltag an die Spitze der Bundesliga gekommen war. Viel Zeit zur Ursachenforschung bleibt nicht. Am Dienstag kommen die gefährlichen Berliner im DFB-Pokal.
Das sagen die Trainer
Peter Bosz: Heute war es gut, dass kein Zuschauer da war, so ein Spiel anzuschauen macht kein Spaß. Wir waren nicht in der Lage, gegen diese kompakten Bremer Chancen herauszuspielen, was auch nicht leicht war auf diesem schlechten Platz. Wir brauchen einen guten Platz für unser Spiel. Aber wir haben es auch nicht gut gemacht. Der Gegner hat uns zwar nicht viele Räume gelassen. Es ist nicht einfach, gegen solch einen Gegner zu spielen. Aber wir haben nicht das Niveau der letzten drei Monate erreicht. Florian Wirtz hat Überlastungsreaktionen gezeigt. Wir wollen nicht, dass er sich verletzt. Deshalb haben wir ihn geschont.
Florian Kohfeldt (Werder Bremen): Ein hochverdienter Punkt für uns, den wir uns mit einer disziplinierten Leistung erkämpft haben.
Das sagen wir
Bayer 04 Leverkusen ist nach drei Bundesliga-Spielen ohne Sieg in einer spielerischen Krise. Noch bewegt sich die Werkself innerhalb ihrer Saisonziele, aber wenn Trainer Peter Bosz und die Mannschaft nicht schnell ein wenig neue Inspiration und Frische finden, werden sie schnell in Gefahr geraten.