Bielefeld/Leverkusen – Seit die Zuschauer wieder in größerer Zahl in die Fußballstadien dürfen, hat Bayer 04 Leverkusen offenbar ein Hobby für sich neu entdeckt: Fremde Arenen zum Schweigen bringen. Zuletzt war dies der Werkself auf spektakuläre Weise in der Europa League mit dem 4:0 bei Celtic Glasgow gelungen. Am Sonntagabend legte Leverkusen zum Abschluss des 7. Bundesliga-Spieltags ein 4:0 (2:0) bei Arminia Bielefeld.
Nun ist die Alm nicht der Celtic Park, doch boten die etwa 16000 Bielefelder Fans nach vielen Monaten der gähnenden Leere eine beeindruckende Kulisse – zumindest in der Anfangsphase. Bis Bayer 04 seine Anfangs-Lethargie abgeschüttelt und die Partie dank des Genies von Florian Wirtz, einer Portion Spielglück sowie der Treffer Moussa Diaby (18.), Patrik Schick (24./57.) und Kerem Demirbay (90.) in Richtung Auswärtssieg gedreht hatte.
Werkself-Trainer Seoana stellt drei Positionen um
Sein knapp 72 Stunden zuvor im Celtic Park siegreiches Team hatte Trainer Gerardo Seoane auf drei Positionen umgebaut. Für Mitchel Bakker, Paulinho und Lucas Alario rückten Odilon Kossounou, Amine Adli und Schick in die Startelf. Die Werkself tat sich zunächst schwer und wirkte zum Abschluss der englischen Woche etwas müde.
Da half auch die rein theoretische Chance auf Platz eins nicht, der nach der Münchener Niederlage gegen Eintracht Frankfurt (1:2) durch einen 8:0-Sieg erreichbar gewesen wäre. Doch die Zeiten des reinen Leverkusener Spektakel-Fußballs sind vorbei. Unter Coach Seoane haben Effizienz und etwas mehr Schnörkellosigkeit Einzug erhalten.
So vergingen 18 Minuten bis zur ersten klaren Chance für Bayer 04, die gleich die Führung einbrachte. Adli hatte Wirtz auf dem rechten Flügel freigespielt. Leverkusens Wunderkind legte den Ball zurück auf Schick, der ihn mit etwas Glück zum durchstartenden Diaby weiterleitete. Der französische Flügelstürmer vollendete souverän. Der direkte Gegenzug brachte eine Freuden-Eruption auf der Alm, zumindest eine kurzfristige. Aus dem Getümmel heraus hatte Patrick Wimmer einen Querpass technisch anspruchsvoll mit der Hacke an Lukas Hradecky vorbei ins Tor gedrückt.
Wirtz dreht nach Video-Entscheidung auf
Während zehn Bielefelder zu einer Jubeltraube verschmolzen, erkannte Kapitän Fabian Klos das sich anbahnende Problem. Der Stürmer diskutierte intensiv mit seinem Amtskollegen Hradecky. Zwar hielten sich die Leverkusener Proteste in Grenzen – doch nach der Kontrolle der Szene am Bildschirm durch Schiedsrichter Felix Zwayer war klar: Masaya Okugawa hatte Wimmers Hacken-Schuss durch die Beine laufen lassen und stand dabei in Hradeckys Sichtfeld – und im Abseits.
So blieb es bei Leverkusens Führung. Und während der Bielefelder Anhang „ohne Schiri habt ihr keine Chance“ skandierte, durfte Wirtz im Zentrum wieder glänzen: Der 18-Jährige dribbelte mit Tempo auf die Defensive der Arminia zu und passte flach auf Schick, der Tscheche traf zum 2:0 (24.). Erneut waren einige entscheidende Minuten in jeder Hinsicht perfekt für den Werksklub verlaufen.
Bereits vor der Pause hätte Bayer 04 die Partie mit dem 3:0 vorzeitig entscheiden können, doch die Werkself ließ Bielefeld noch bis zur 57. Minute zappeln. Dann flankte Jeremie Frimpong nach tollem Flankenlauf perfekt in Richtung Schick. Der Tscheche, der seit seinem aufreizenden Torjubel nach dem 2:0 konsequent ausgepfiffen wurde, schraubte sich hoch und köpfte wuchtig ein zum 3:0. Der Bielefelder Wille war gebrochen, Widerstand wurde kaum noch geleistet.
Nach dem Länderspiel warten die Bayern
Die Werkself hatte Platz zwei und den siebten Sieg in den vergangenen acht Pflichtspielen fest im Blick – so konnte Trainer Seoane auf Nummer sicher gehen. Für den früh verwarnten Piero Hincapie kam Daley Sinkgraven und für Diaby der Olympiasieger Paulinho ins Spiel. Der Franzose vermied damit die für einen Flügelstürmer ungewöhnlich früh drohende Gelbsperre und steht nach der Länderspielpause gegen den FC Bayern zur Verfügung.
Den Rest des Sonntagabends verbrachte Bayer 04 auf der Bielefelder Alm unter dem Applaus des mitgereisten Anhangs mit leichten Passübungen ohne Gegnerdruck – und dem Elfmetertor von Kerem Demirbay (90., nach Foul an Karim Bellarabi) als perfektem Schlusspunkt.