Leverkusen – Als leidenschaftlicher Entwickler von fußballerischem Talent muss sich Gerardo Seoane, der seine ersten sechs Trainer-Jahre im Nachwuchsleistungszentrum des FC Luzern verbrachte, in Leverkusen vorkommen wie im Paradies. Beim 4:0-Sieg in Glasgow haben ein 18-Jähriger, ein 19-Jähriger und ein 21-Jähriger die drei Tore aus dem Spiel erzielt.
Bei Florian Wirtz, dem Jüngsten, sind spektakuläre Treffer längst zu einer Angewohnheit geworden. Sein 2:0 war bereits das sechste Tor im sechsten Spiel in Folge. Viel überraschender war beim Europa-League-Gastspiel in Schottland allerdings der Auftritt von Piero Hincapie (19), der erst Ende August aus Südamerika verpflichtet wurde, dann kaum trainiert hat und am Donnerstag erstmals nach zwei Kurzeinsätzen in der Startformation stand.Im Hexenkessel des Celtic-Park legte der Teenager vor 55 000 Zuschauern einen Auftritt hin, als hätte er bereits 500 Profi-Spiele auf dem Buckel. Sein 1:0 in der 25. Minute auf Pass von Paulinho war nur das Sahnehäubchen auf einer bärenstarken Verteidigerleistung.
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„Man hat sehr schnell gesehen, dass er druckresistent ist“, sagt Trainer Seoane über den Abwehrspieler, der erstmals bei der Copa Amerika im Juli vor einem internationalen Publikum spielte und dann für jetzt schon sehr preiswert anmutende 6,5 Millionen Euro verpflichtet wurde. Neben dem neuen Abwehr-Senior Jonathan Tah (25), dem noch in der Reha arbeitenden Pass-Künstler Edmond Tapsoba (22) und dem 23-Millionen-Euro-Mann Odilon Kossounou (20) ist der junge Mann aus Ecuador Teil eines Defensivblocks, dessen Talent, abgesehen von Bayern München, in der Bundesliga seinesgleichen sucht.
In der Offensive ist es nicht viel anders. An die Top-Leistungen des hochbegabten Florian Wirtz hat man sich auch im Drei-Tage-Rhythmus schon gewöhnt. Inzwischen zeigt aber auch Paulinho (bereitete das 1:0 vor und holte den Elfmeter zum 3:0 heraus) mit seiner starken Physis, dass auf ihn als Flügelspieler Verlass ist. Und erstmals hat der Franzose Amine Adli mit seinem sauberen Schuss zum 4:0 in der Nachspielzeit den Finger gehoben. Der Trainer hat in ihm eine weitere Option, die schon am Sonntag in Bielefeld wieder den Unterschied machen kann. Seoane: „In der Physis muss Amine noch zulegen, aber er ist auf allen Angriffspositionen einsetzbar und hat einen sehr guten Abschluss.“ Dazu kommt insgesamt ein guter Teamgeist, der Unterzahlspiele wie in Stuttgart und Hexenkesselprüfungen wie in Glasgow aushält. „Ein großes Kompliment an meine Mannschaft für diesen Auftritt“, wollte Gerardo Seoane loswerden und lobte sein „spannendes Projekt mit vielen jungen Spielern“.
Obwohl der Schweizer noch nie auf der Bielefelder Alm war, weiß er, was ihn dort am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) erwartet. „Im Staff hat man mich gut informiert“, erklärte er am Freitag nach der Rückkehr aus Glasgow und sieht durchaus Parallelen zu Celtic Glasgow. „Die Arminia hat auch schon Spiele furios begonnen, sie spielen nach Ballgewinnen auch vertikal nach vorne, und auch da wird die physische Komponente für uns sehr wichtig sein.“ Welche Spieler wegen Wehwehchen am Sonntag womöglich eine Pause brauchen, wird sich erst beim Abschlusstraining am Samstag zeigen. Fest steht jedoch laut Seoane: „Keiner hat eine richtige Verletzung davongetragen.“