Die Europapokalplätze sind für die Werkself wieder in Reichweite. Ein Todesfall auf den Rängen überschattet den Auswärtssieg.
Analyse zum AuswärtssiegWirtz gibt Flick bei Leverkusens 3:0-Sieg auf Schalke die richtige Antwort
Das Wichtigste zuerst
Bayer 04 Leverkusen hat das Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 hoch verdient mit 3:0 Toren gewonnen und rückt damit auf Platz sieben vor. Die Europapokalplätze sind für die seit acht Spielen ungeschlagene Mannschaft von Trainer Xabi Alonso wieder in Reichweite. Das Spiel wurde überschattet durch den tragischen Todesfall eines Schalker Fans auf der Südtribüne, der nach einem Zusammenbruch in der zweiten Halbzeit reanimiert wurde und nach dem Spiel starb.
Die Tore
In der 50. Minute zeigte die Werkself erstmals den Blitzfußball, für den sie gefürchtet ist. Edmond Tapsoba schneidet die aufgerückte Schalker Mannschaft mit einem Rasiermesserpass in Stücke, Moussa Diaby sprintet als Linksaußen bis zur Grundlinie und serviert den Ball perfekt auf den Fuß von Jeremie Frimpong, der aus einem Meter einschießt. Eine Minute zuvor hatte er das ganz alleine vor dem Schalker Tor noch nicht geschafft, weil Schlussmann Ralf Fährmann vor ihm stand und abwehrte.
In der 61. Minute dringt Florian Wirtz nach einem Doppelpass mit dem Ball am Fuß in den Strafraum ein und hat drei Schalker vor sich, die er mit erstaunlicher Leichtigkeit ausdribbelt. Bevor Torhüter Ralf Fährmann eine Idee davon hat, was geschehen ist, hat der Nationalspieler das Spielgerät bereits lässig an ihm vorbei ins Tor geschnippt. Dieses war das 2:0 und die Antwort des 19-Jährigen auf die Demütigung durch den Bundestrainer Hansi Flick, der ihn drei Tage zuvor in Köln nach 32 Minuten für den katastrophalen Beginn des Länderspiels gegen Belgien mit der Auswechslung bestraft hatte.
In der zweiten Minute der Nachspielzeit spielt Wirtz eine kurze Ecke auf Moussa Diaby, der den im Zentrum von den Schalkern vergessenen Mittelstürmer Sardar Azmoun erspäht und mit einer genauen Flanke findet. Der Iraner befördert den Ball mit dem Kopf ins Tor und feiert dieses 3:0 gut 25 Minuten nach seiner Einwechslung ausgiebig.
Das war gut
Die Werkself überzeugte zunächst mit Entschlossenheit gegen eine Schalker Mannschaft, die alles, was sie hatte, in die ersten 25 Minuten dieses Spieles warf und es schaffte, erst einmal alle individuellen Klassenunterschiede aufzuheben. Als diese Phase überstanden war, kam Bayer 04 zu ersten gefährlichen Umschaltaktionen, die allerdings nicht konsequent ausgespielt wurden. Das hätte böse enden können, wenn nicht gleich nach der Halbzeit das 1:0 das Spiel in die gewünschte Richtung gelenkt hätte.
Das war schlecht
Die bereits beschriebene Fahrlässigkeit im Ausspielen der ersten vier glasklaren Konter. Hier ließ der Favorit den Abstiegskandidaten unnötig lange im Spiel.
Mann des Spiels
In der Nacherzählung des Nachmittages mag dies Florian Wirtz sein, der dem Bundestrainer auf seine Weise antwortete. Fußballinhaltlich war es jedoch Edmond Tapsoba, der sich nach langer Zeit wieder dazu aufschwang, Taktgeber, Regisseur und Inspiration von der letzten Reihe aus zu sein. Mit diesen Fähigkeiten hatte der Mann aus Burkina Faso die Fachwelt nach seinem Wechsel in die Bundesliga 2020 regelmäßig verblüfft. Nach einer Serie von Verletzungen und Erkrankungen war dieser Zauber verflogen. In Schalke entstand er urplötzlich neu. Tapsoba inszenierte das 1:0 mit einem Zauberpass und marschierte danach regelmäßig wie ein Spielmacher alter Schule durchs Mittelfeld, um seine Mittelfeldspieler in beste Positionen zu bringen. Mit mehr Konsequenz der Mitspieler hätten daraus viele Tore mehr entstehen können.
Moment des Spiels
Mitte der zweiten Halbzeit wurde es plötzlich still in der zuvor von mehr als 62 000 Zuschauern mit Lärm gefüllten Veltins-Arena. Ein Schalker Fan war auf der Südtribüne zusammengebrochen und musste reanimiert werden. Diese Ruhe wurde, kurz unterbrochen von kurzem Leverkusener Jubel über das 3:0, von beiden Seiten bis nach Schlusspfiff beibehalten. Auch die Bayer-Fans, die ganz in der Nähe des Unglücksortes standen, feierten ihr Team nicht lautstark. Nach dem Spiel erreichte alle die Nachricht, dass der Fan verstorben war.
Das sagen die Trainer
Xabi Alonso (Bayer 04 Leverkusen): „Das Spiel war hart für uns, aber wir haben gut gearbeitet. Die erste Halbzeit war eng, wir haben viele Ecken gut verteidigt. Das erste Tor war wichtig. Wir sind sehr zufrieden, aber wir müssen weiterhin Schritt für Schritt gehen.“
Thomas Reis (FC Schalke 04): „Nach dem Trauerfall tu ich mich schwer damit, eine Einschätzung zu geben. Es gibt eben Wichtigeres als Fußball. Zum Sportlichen: Es gibt keine zwei Meinungen darüber, dass der Sieg auch in dieser Höhe verdient war. In den ersten zehn Minuten waren wir sehr gut im Spiel, dann haben wir es gut verteidigt. Am Ende konnten wir die Schnelligkeit von Bayer 04 nicht mehr verteidigen.“
Das sagen wir
Bayer 04 Leverkusen hat seine Aufholjagd in der Bundesliga auch nach der Länderspielpause eindrucksvoll fortgesetzt und auch den Fluch gebrochen, demzufolge Mannschaften nach Siegen über Bayern München das nächste Spiel nicht gewinnen können. Ein Sieg gegen den kommenden Gegner Eintracht Frankfurt trennt die Werkself noch von Platz sechs. Sogar Platz vier und die Champions-League-Qualifikation ist nur noch sieben Punkte entfernt. Wenig deutet darauf hin, dass die gefestigt erscheinende Mannschaft vom Weg abkommen könnte.