La Manga – Rudi Völler saß mit einer Kappe auf dem Kopf und noch einer Kapuze darüber gezogen in der obersten Reihe der kleinen Tribüne des Fußballplatzes von Bayer 04 Leverkusens Hotel in La Manga. Der Wind pfiff zeitweise heftig und brachte immer wieder Dünge-Duft aus umliegenden landwirtschaftlichen Betrieben mit. Es war wohl kein richtig angenehmer Freitagnachmittag für den Sport-Geschäftsführer von Bayer 04 und einen großen Teil der etwa 300 Zuschauer.
Zwei Testspiele absolvierten die Leverkusener zum Abschluss ihres Trainingslagers und zeigten dabei deutlich mehr Schatten als Licht. Vor allem die vermeintliche A-Elf von Coach Peter Bosz enttäuschte und unterlag dem niederländischen Erstligisten FC Utrecht 3:4. Die zweite Garde machte es im Anschluss etwas besser und besiegte den Schweizer Erstligisten FC St. Gallen 3:2.
Bayer: Retsos und Amiri mit desolaten Leistungen
„Ergebnisse sind da nicht so wichtig, auch wenn wir natürlich lieber beide Spiele gewonnen hätten. Mir ist wichtig, dass fast alle Spieler 90 Minuten in den Beinen haben jetzt“, resümierte Trainer Bosz, der Testspiele traditionell im Doppelpack absolvieren lässt. Und sich traditionell nach mäßigen Ergebnissen erklären muss. Schon in Sommer hatte es in sieben Partien nur einen Sieg gegeben.
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Im Test gegen Utrecht hatte Bosz mit wohl zwei Ausnahmen auf jene Startelf gesetzt, die auch beim Rückrunden-Auftakt in Paderborn spielen wird. Sven Bender pausierte mit einer Oberschenkelblessur und Kerem Demirbay hatte die intensivste Einheit in La Manga verpasst und spielte deshalb mit der zweiten Garde. Panagiotis Retsos und Nadiem Amiri erhielten stattdessen Chancen – und konnten sie nicht nutzen. In einer phasenweise desolat agierenden Werkself fielen sie sogar noch negativ auf. Adrián Dalmau (17.), Sean Klaiber (35.), Gyrano Kerk (51.) und Erros Maddy (86.) trafen für Utrecht, Kai Havertz (55./90.) und Kevin Volland (80.) hielten das Ergebnis in der zweiten Halbzeit zumindest in Grenzen.
„Utrecht war eine sehr tiefstehende Mannschaft, die nur abwartet und auf Konter spielt. Darauf werden wir in der Bundesliga auch noch häufiger treffen“, analysierte Bosz. Und das sollte ihm Sorgen bereiten. Denn sein Team schenkte reihenweise Bälle her und lud den Gegner immer wieder zu einfachen Kontern ein. „Das darf nicht passieren mit den schnellen Umschaltsituationen. Das können wir, das müssen wir besser machen“, sagte Bosz. Utrecht bezahlte für den Erfolg gegen den Ex-Champions-League-Teilnehmer allerdings einen hohen Preis: Die Niederländer mussten gleich fünfmal verletzungsbedingt wechseln, wobei Leverkusen eigentlich keine harte Gangart an den Tag legte.
Peter Bosz lobt Neuzugang Exequiel Palacios
Die zweite Bayer-Mannschaft, angeführt von Kapitän Lucas Alario, hatte gegen deutlich aktivere St. Gallener anfangs ebenfalls Probleme, fing sich dann aber und drehte das Spiel nach zweifachem Rückstand. Ermedin Demirovic (12.) hatte zum 1:0 für den Schweizer Erstligisten getroffen, Leon Bailey sorgte für den Ausgleich (29.). Die erneute Führung durch Demirovic (32.) egalisierte Joel Pojanpalo (59.). Alario brachte Bayer 04 in der 69. Minute erstmals an diesem Tag in Führung und sicherte den Sieg.
Seinen Einstand gab Exequiel Palacios, der 17-Millionen-Zugang von River Plate. Der junge Argentinier fiel mit einigen klugen Pässen und einer harten Zweikampfführung auf. „Aber das war im Spiel auch gefragt. Das war kein Spiel für Weicheier gegen St. Gallen“, sagte Bosz. „Es war das erste Mal, dass ich ihn live gesehen habe. Und er hat mir sehr gut gefallen.“
In der Liga wird Palacios vorerst allerdings nicht eingreifen können. Der 21-Jährige muss nach einer Roten Karte im letzten Spiel für River Plate drei Partien aussetzen. In Paderborn fehlen zudem die gesperrten Bailey und Wendell, Charles Aránguiz fällt mit einem Muskelfaserriss aus.
Nach einer regenerativen Einheit am Samstagvormittag begab sich der Bayer-Tross am Nachmittag auf die Rückreise nach Leverkusen. Das nächste Training ist für Dienstag angesetzt.