Bayer 04 kann sich im DFB-Pokal-Spiel in Sandhausen auf seine Leistungsträger verlassen. Der zweite Anzug sitzt nicht optimal.
Bayer 04 nach Arbeitssieg„In den letzten Jahren wären wir vielleicht rausgeflogen“
Eine Erkenntnis aus dem turbulenten Kraftakt beim SV Sandhausen mit glücklichem Ende für Bayer 04 Leverkusen brachte Nadiem Amiri auf den Punkt. „In den letzten Jahren wären wir vielleicht rausgeflogen“, sagte der Mittelfeldspieler nach dem 5:2-Sieg im DFB-Pokal der Werkself beim Drittligisten und dem Einzug ins Achtelfinale – dem ersten seit drei Jahren.
Doch während ein Bayer 04 Leverkusen aus der Vergangenheit nach Treffern eines Außenseiters wiederholt ins Wanken geraten und gestürzt war, reagierte die Werkself der Gegenwart besonnen – und ihr Trainer mit den entscheidenden Wechseln.
Xabi Alonso wechselt beim Stand von 2:2 gleich vierfach
Nach etwa einer Stunde hatte Xabi Alonso beim Stand von 2:2 im Hardtwald genug gesehen. Der spanische Startrainer des Bundesliga-Tabellenführers wollte nicht weiter darauf vertrauen, dass es seine B-Elf schon irgendwie richten würde.
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Der Coach brachte in Jeremie Frimpong, Granit Xhaka, Florian Wirtz und Alejandro Grimaldo vier der formstärksten Fußballer – und sorgte letztlich für die Wende und den Sieg des Favoriten. „Wir wollten mehr Qualität im letzten Drittel haben. Die Spieler haben ihre Sache gut gemacht“, formulierte es Xabi Alonso kühl.
Zuvor hatte der Trainer bei Leverkusens Pflichtspiel-Premiere gegen den SV Sandhausen erwartungsgemäß so viele Stammkräfte wie möglich geschont. Acht Profis tauschte der Spanier – nur Edmond Tapsoba, Jonathan Tah und Exequiel Palacios standen bereits beim 2:1 im Bundesliga-Spiel gegen den SC Freiburg in der Startelf.
Amine Adli macht Werbung in eigener Sache
Von den Leverkusener Reservisten stach Amine Adli heraus. Im Liga-Alltag hat der Marokkaner aktuell kaum Aussichten auf einen Platz in der Startelf – die Offensivstars der Werkself um Frimpong, Wirtz, Grimaldo, Jonas Hofmann und Victor Boniface harmonieren zu gut. Xabi Alonso sieht deshalb keinen Grund für eine größere Rotation in der Bundesliga. Anders verhält es sich im Pokal und der Europa League.
In Sandhausen nutzte Adli die Chance, sich zu präsentieren. Nach 20 Minuten holte der Flügelstürmer den Strafstoß heraus, den Exequiel Palacios zum 1:0 verwandelte. In der turbulenten zweiten Halbzeit traf zunächst Christoph Ehlich zum 1:1 (50.), Jonathan Tah brachte Leverkusen nach einem Freistoß abermals in Führung (54.), die Yassin Ben Balla erneut egalisierte (57.).
Nach Xabi Alonsos prominentem Vierfach-Wechsel schlug die Stunde der Joker – und die des Amine Adli. Zunächst bereitete der Franzose gemeinsam mit Grimaldo das 3:2 durch Adam Hlozek vor (85.). Nach Vorarbeit von Frimpong traf Adli zum 4:2 (88.), im Anschluss an ein Tänzchen von Wirtz gab es den Doppelpack des Angreifers (90.+2).
Bayer 04 Leverkusen zeigt erneut Schwächen bei Standardsituationen
„Die Breite des Kaders ist entscheidend“, sagte Amiri, der nach einer Stunde seinen Platz auf dem Feld für einen der Stars räumen musste, zuvor aber immerhin einen Assist verbuchen konnte. Auch Edel-Reservist Robert Andrich hob die Einwechselspieler heraus: „Am Ende haben die Jungs, die eigentlich geschont werden sollten, dann den Unterschied gemacht.“
Xabi Alonso sprach nach dem neunten Sieg in Folge von einem „guten Unterricht für die Zukunft“, erst zum dritten Mal hatte Bayer 04 in dieser Saison zwei Gegentore kassiert. Dieses Offensiv-Kunststück war vor dem SV Sandhausen nur RB Leipzig und dem FC Bayern gelungen.
In der Bundesliga ist Bayer 04 in Hoffenheim zu Gast
Nachholbedarf gibt es für die Werkself von allem beim Verteidigen von Standardsituationen. Denn selbst Drittligist Sandhausen konnte die Schwachstelle ausnutzen, Ben Balla hatte nach einem ruhenden Ball getroffen – wie auch Freiburgs Manuel Gulde am vergangenen Bundesliga-Spieltag. „Wir müssen stärker in den Zweikämpfen sein und wir werden versuchen, das zu verbessern. Aber es ist kaum Zeit“, sagte Xabi Alonso. Schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) spielt Bayer 04 bei der TSG Hoffenheim.
SV Sandhausen: Rehnen - Ehlich, Geschwill, A. Fuchs, Weik - Ben Balla, Mühling - El-Zein (74. Hennings) - Stolze (85. Burcu), R. Meier (74. D. Otto), Evina (66. Maciejewski). – Bayer 04 Leverkusen: Kovár - Stanisic, Tah, Tapsoba (46. Kossounou), Hincapié (64. Grimaldo) - Andrich, Palacios (64. Xhaka) - Adli, Amiri (64. Wirtz), Tella (64. Frimpong) – Hlozek. – Schiedsrichter: Hempel (Großnaundorf). – Zuschauer: 10.222. – Tore: 0:1 Palacios (21./Foulelfmeter), 1:1 Ehlich (50.), 1:2 Tah (54.), 2:2 Ben Balla (57.), 2:3 Hlozek (85.), 2:4 Adli (88.), 2:5 Adli (90.+2).
Bayer 04 Leverkusen muss in den kommenden Wochen erneut auf Patrik Schick verzichten. Der Tscheche hat sich im Abschlusstraining vor dem Pokalspiel in Sandhausen eine Muskelverletzung zugezogen und fällt nach Klubangaben voraussichtlich drei Wochen aus. Der 27 Jahre alte Stürmer hatte erst kürzlich sein Comeback nach einer langwierigen Adduktorenverletzung gegeben. „Nach einer langen Verletzung ist es normal, dass es etwas länger dauert. Wir warten auf ihn“, sagte Trainer Xabi Alonso.
Beim Spiel in Sandhausen wurde Edmond Tapsoba in der Halbzeit ausgewechselt. Der Innenverteidiger hatte sich in einem Luftzweikampf an der Hand verletzt. Xabi Alonso wollte kein Risiko eingehen. Eine genaue Diagnose steht noch aus.