Leverkusen – Auf den ersten Blick signalisiert die Bundesliga-Tabelle Entspannung für Bayer 04 Leverkusen. Zwei Spieltage vor Schluss ist der Werksklub nur noch zwei Punkte vom einzig verbliebenen Saisonziel entfernt. Die Europa-League-Qualifikation ist weniger, als sich alle gewünscht haben. Aber sie scheint vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen Union Berlin nah.
Das Problem: Union ist im Kampf um Platz sechs unmittelbarer Konkurrent. Und Borussia Dortmund wird als letzter Gegner am 34. Spieltag wohl noch hart um die Champions-League-Qualifikation kämpfen. Mit einer Leistung wie beim 0:0 in Bremen gibt es für Bayer 04 auf den letzten Metern einer Achterbahnsaison keine Sicherheiten. Zu groß sind die Schwankungen. Dennoch will Sportdirektor Simon Rolfes keinen Zweifel aufkommen lassen. „Sie können sicher sein, dass niemand bei uns leichtsinnig oder nicht mit hundertprozentiger Spannung in die letzten beiden Spieltage hineingeht“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „wir alle wissen, dass wir mit einem Sieg gegen Union Berlin alles klarmachen können. Frühzeitig. Entsprechend werden wir es angehen. Wir wollen gewinnen. Dann kann uns keiner etwas anhaben.“
Dass die Königsklasse seit Bremen rechnerisch nicht mehr möglich ist, schmerzt die Leverkusener noch ein wenig, muss aber akzeptiert werden. Rolfes: „Natürlich haben wir uns geärgert, dass wir nicht gewonnen haben. Zum einen wollten wir die Europa League direkt klarmachen. Aber auch, weil die letzte Möglichkeit auf die Champions League so verstrichen ist. Trotzdem haben wir ganz nüchtern betrachtet den Vorsprung gegenüber unseren Verfolgern um einen Punkt ausgebaut. Die Europa League wollen und werden wir uns jetzt nicht mehr nehmen lassen.“
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Problematisch für die Klubführung scheint, dass sie gleichzeitig um das letzte Saisonziel kämpfen und die wichtigsten Zukunftsfragen beantworten muss. Zum Beispiel diese: Ist Hannes Wolf der richtige Trainer für die ambitionierten Ziele des Werksklubs? Simon Rolfes erklärt dazu: „Wir treffen unsere Entscheidung nach dem letzten Spiel, eben dann, wenn wir eine fundierte Bilanz ziehen können. So war es von Anfang an geplant und kommuniziert, und so machen wir es.“
Noch komplexer als die Trainerentscheidung ist die Arbeit am Mannschaftspuzzle ohne die letztendliche Gewissheit des europäischen Wettbewerbs. Im Sommer müssen schon deshalb die Weichen neu gestellt werden, weil die Bender-Zwillinge in Fußball-Rente gehen. Die spektakuläre Vertragsverlängerung mit Florian Wirtz bis 2026 löst alleine nicht alle Probleme. „Die Kaderplanungen laufen natürlich schon seit langem. Wir sind in einem kontinuierlichen Prozess, der sich auch über das Saisonende hinaus fortsetzen wird. Unser Trainer der kommenden Saison kann sicher sein, dass wir ihm eine konkurrenzfähige Mannschaft zur Verfügung stellen werden“, sagt Simon Rolfes.
Weil Rudi Völler seinen Rückzug nach der nächsten Saison angekündigt hat, wird der langjährige Bayer-04-Kapitän und Nationalspieler immer mehr zum entscheidenden Mann. Er genießt das uneingeschränkte Vertrauen des Klubchefs Fernando Carro, der sich offensiver als alle seine Vorgänger zu größtmöglichem Erfolg bekennt. „Ich persönlich glaube daran, dass man sich höchste Ziele stecken und mit diesen auch offen umgehen muss, um das Maximale zu erreichen. Sonst wird man es nie erreichen“, hat Carro im Gespräch mit dieser Zeitung Ende 2020 gesagt. Das Verpassen des internationalen Wettbewerbs mit den Mitteln von Bayer 04 ist für den Spanier nicht denkbar.
Dass die letzten elf Tage der Saison aus Gründen des Infektionsschutzes in einer Bubble verbracht werden müssen, die Bayer 04 im Stadionhotel „Lindner“ installiert, schärft vielleicht noch einmal die Sinne. „Die Entscheidung der DFL, die Mannschaften noch einmal rigoros zu isolieren, wurde ja noch unter ganz anderen Voraussetzungen getroffen“, sagt Simon Rolfes, „angesichts der sich derzeit stetig verbessernden Corona-Lage ist die bevorstehende Quarantäne mental natürlich fordernd. Aber wir haben als Liga im zurückliegenden Jahr alles dafür getan, um bis hierher zu kommen, um die Saison sportlich beenden zu können. Und wir hier in Leverkusen haben eben auch noch die Chance, etwas zu erreichen. Deswegen ziehen wir das jetzt gemeinsam durch, so wie schon die ganze Saison.“