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Bayer 04-SaisonauftaktWolfsburg deckt die Schwächen der Leverkusener auf

Lesezeit 4 Minuten
Bayer 04

Bayer 04-Torwart Lukas Hradecky rettet vor dem heranstürmenden Wolfsburger Joao Vitor. 

  1. Zum Saisonauftakt spielte Bayer 04 Leverkusen in Wolfsburg gegen den VfL.
  2. Beide Teams arbeiteten sich aneinander ab, aber Torraumszenen blieben Mangelware, zwingende Chancen auch.
  3. Immerhin deckten die Wolfsburger die Schwächen der Leverkusener auf.

Wolfsburg – Es war ein schöner Spätsommertag in Wolfsburg. Im Allerpark neben der Volkswagen-Arena hatten die Menschen Spaß mit Wasserski und Wakeboarding. Spaziergänger wandelten durch die begrünte Industrielandschaft. Nur im Stadion herrschte ein wenig Aufregung. 500 Zuschauer hatten die Behörden hineingelassen, obwohl Wolfsburg verglichen mit Köln, Stuttgart oder München quasi coronafreies Gebiet ist.

Niedersachsen setzt die 20-Prozent-Verordnung erst in der kommenden Woche um. Rund 5500 Zuschauer hatten das Live-Erlebnis dieses Spiels verpasst. Insgesamt also nicht viel, denn weder fielen Tore in diesem Spiel, noch gab es fußballerische Kostbarkeiten zu bestaunen.Beide Mannschaften betrieben einen Abnutzungskampf, bei dem am Ende nichts übrig blieb außer der Erkenntnis, dass gemessen am Top-Niveau der Liga Mangel an spielerischer Klasse herrschte.

Ernüchternde spielerische Mängel bei Leverkusen

Das war gerade für die hoch ambitionierten Leverkusener eine ernüchternde Erkenntnis. „Uns hat die letzte offensive Qualität gefehlt“, beschrieb Bayer-Schlussmann Lukas Hradecky: „Wir werden uns angucken, was wir verbessern können, aber wir werden uns auch noch von Spiel zu Spiel steigern.“

Trainer Bosz hatte die erwartete Elf beginnen lassen. Sie wich auf einigen Positionen von einer Mannschaft ab, die er sich realistisch wünscht. Im Sturm durfte Lucas Alario auflaufen, weil Patrik Schick noch nicht genügend Fitness für 90 Minuten hat. Alle wissen, dass die Verpflichtung des 25,5-Millionen-Euro-Einkaufs vom AS Rom nicht ausreicht, um die hohen Ziele der Klubführung zu erreichen. Und sollte es jemand bis zu diesem Spiel nicht gewusst haben, wusste er es danach.

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Der Philosophie ihrer Trainer folgend, fügten sich beide Teams in ihre Rollen. Bayer 04 suchte und bekam den Großteil des Ballbesitzes. Wolfsburg versuchte, Ballverluste und Umschaltmomente zu erzwingen. Weil Leverkusen im Spiel nach vorn zu unpräzise war und mit der sehr robusten Herangehensweise der Wolfsburger seine Probleme hatte, blieben Chancen selten.

Florian Wirtz (24.) hatte die erste echte Chance des Spiels, als er allein mit dem Ball in den Strafraum eindrang und beim Schussversuch im letzten Moment abgeblockt wurde. Gerade als sich so etwas wie eine leichte Leverkusener Dominanz zu etablieren schien, hätte Wolfsburg in Führung gehen müssen, aber Brooks (33., Kopfball) und Weghorst (scheiterte in der 42. an Hradecky) vergaben größte Torchancen aus kurzer Distanz.

Bayer-Abwehr patzte mehrfach

In beiden Fällen hatte die Bayer-Abwehr seltsam gepatzt. Bis zur Halbzeit verlor Bayer 04 dann jegliche Kontrolle über das Spiel, Wolfsburg stand sich bei Kontern vor allem selbst im Weg, sonst wäre die Werkself nicht mit einem 0:0 in die Kabinen gegangen.

Das Spiel wiederholte sich in der zweiten Hälfte. Die Gäste begannen dominant und ließen sich von hart pressenden und rustikal in die Zweikämpfe fliegenden Wolfsburgern den Schneid abkaufen. Vor allem Demirbay, Bellarabi und Alario enttäuschten in der Offensive; alle Versuche, mit dem Ideal des Passspiels in den gegnerischen Strafraum zu kommen, scheiterten. Auch die Geistesblitze des 17-Jährigen Florian Wirtz verpufften, und der Schnelligkeit von Moussa Diaby stand die physische Präsenz und Rasanz der Wolfsburger Verteidigung gegenüber.

Bellarabi

Enttäuschend in der Offensive: Leverkusens Karim Bellarabi, hier im Kampf um den Ball mit dem Wolfsburger Renato Steffen. 

In der 56. Minute jubelten die 500 ausgesuchten VfL-Fans bereits, der Ball war nach einem Konter von Wout Weghorst ins Leverkusener Tor geschossen worden, aber der Ex-Leverkusener Admir Mehmedi war aus dem Abseits gestartet. In der letzten halben Stunde hatte Bayer 04 seine einzigen beiden großen Chancen des Spiels. Moussa Diaby scheiterte aus fünf Metern an VfL-Torhüter Casteels und Patrik Schick rammte den Ball zehn Minuten vor Schluss mit dem Kopf über den Querbalken.

Dennoch durfte sich Bayer 04 nicht darüber beschweren, dass es bei diesem schmucklosen und insgesamt sogar etwas glücklichen 0:0 blieb. „Wenn wir unsere Konter etwas besser ausspielen, wäre vielleicht auch ein Sieg möglich gewesen, aber insgesamt ist das Ergebnis gerecht“, sagte VfL-Keeper Koen Casteels.

Für Peter Bosz kann das Resultat sogar nützlicher sein als es ein glücklicher Sieg gewesen wäre. Denn gegen eine der besseren Mannschaften der Bundesliga wurden alle Schwachstellen in seinem Kader deutlich sichtbar.