Leverkusen – Nach Wochen der Euphorie und Lobpreisung war unter den jungen Starspielern von Bayer 04 Leverkusen erstmals der Frust eingekehrt. Die 1:5-Niederlage gegen Bayern München und weitere vier sieglose Spiele hatten die Nerven angegriffen. Beim Chancenwucherfestival in Köln, als ein 2:0-Vorsprung und weitere riesige Möglichkeiten nur zu einem 2:2 führten, hatte Moussa Diaby (22) einen ärgerlichen Nachmittag. Der Franzose verstolperte viele Konter und ließ größte Chancen aus.
Beim 0:2 gegen Wolfsburg, als sowohl Diaby (Sperre) und Mittelstürmer Patrik Schick (Sprunggelenkverletzung) fehlten, zeigte Florian Wirtz seine Unzufriedenheit bei vielen missglückten Aktionen. Auch bei solchen der Kollegen, die ihn schlecht aussehen ließen. Vier Spiele ohne Tor und Vorlage hatten Spuren hinterlassen beim 18-Jährigen, auf dessen direkten Einfluss aufs Spiel die Mannschaft angewiesen ist. Umso größer war auch die persönliche Befreiung, dass am Donnerstag gegen Sevilla ein Assist und ein Tor gelang, beides aus der Kategorie spektakulär.
Seoanes Rat an Wirtz und Diaby
Trainer Gerardo Seoane weiß, wie speziell die Aufgabe ist, solch junge Unterschiedsspieler bei Laune zu halten, wenn es, was prinzipiell eine normale Sache ist, zu Leistungsschwankungen kommt. Der Druck, den sie sich selbst machen, ist genau so groß wie der Druck, den die Erwartung von außen erzeugt. Immerhin reisen Diaby und Wirtz am Montag zu ihren Nationalmannschaften und wollen den Auswahltrainern dort gute Form nachweisen.
„Wir als Trainerteam sprechen natürlich mit ihnen und begleiten sie“, sagt er vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel bei Hertha BSC Berlin, „und grundsätzlich kenne ich keinen Spieler, der sich nicht unter Druck setzt.“
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Der Rat des Schweizers an Diaby, Wirtz und Co. ist in diesem Fall immer derselbe: Für die Mannschaft arbeiten, nicht für sich selbst. Positive Energie aus Aktionen beziehen, für die kein Genie nötig ist. Dem Team helfen. „Gegen Sevilla haben wir ein gutes Beispiel gezeigt, wie man sich freikämpft. Alle haben vorbildlich bis mit nach hinten verteidigt“, sagt Seoane, ohne Namen zu nennen.
Tore wie aus dem Bilderbuch
Über gemeinschaftliche Erfolgserlebnisse kam dann die spielerische Leichtigkeit zurück. Und es fielen vier Tore wie aus dem Bilderbuch. Diaby war an allen beteiligt, Wirtz als Vorbereiter und Schütze an zweien, wobei seine Bogenlampen-Vorlage für Diaby unter Druck vor dem 1:0 ein Geniestreich war.
Einmal noch lastet die Last der Kreativität und Effektivität auf den Schultern der Jungen im Angriff. Auch der Franzose Amine Adli (21) hat keine Zeit, sich beim Sprung von der zweiten französischen Liga in die Bundesliga langsam anzupassen. Von ihm wird auch Zählbares erwartet, das bei allem sichtbaren Talent noch auf sich warten lässt.
Schick und Alario fallen erneut aus
Nach der Länderspielpause wird Mittelstürmer Patrik Schick wohl zurückkehren und Lucas Alario womöglich von seinen Wadenproblemen genesen sein. Außerdem steht der Routinier Charles Aranguiz (Muskelprobleme) vor der Rückkehr. Beim Härtetest in Berlin werden sie am Sonntag (15.30 Uhr) noch nicht helfen können.
Dort erwartet das junge Team von Bayer 04 wieder eine unangenehme Aufgabe auf einem schwer bespielbaren Platz und einem tief stehenden Gegner, der nur auf Fehler des Gastes lauert. Moussa Diaby und Florian Wirtz werden genügend Gelegenheiten bekommen, Drecksarbeit für ihr Team zu verrichten.
