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„Wir müssen erwachsener spielen“Xabi Alonso zeigt sich verärgert nach Bayers 1:1 beim VfL Bochum

Lesezeit 5 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso ist enttäuscht nach dem Schlusspfiff.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso ist enttäuscht nach dem Schlusspfiff.

Bayer 04 Leverkusen spielt 1:1 (1:0) beim VfL Bochum und verspielt mal wieder eine Führung.

Das Wichtigste zuerst

Für beide Teams war dieses NRW-Duell vor der Länderspielphase enorm wichtig. Bochum wollte nach nur einem Punkt aus neun Spielen den Turnaround in der Bundesliga einleiten. Der VfL hatte am Montag in Dieter Hecking einen neuen Trainer vorgestellt. Die Fans rollten vor der Partie ein großes Banner aus: „Nur gemeinsam erreichen wir viel - als Einheit zum großen Ziel!“

Für Leverkusen ging es darum, erstmals in dieser Saison mit einem Positiverlebnis in die Länderspielphase zu gehen. Im September und Oktober gelang das nicht. Trainer Xabi Alonso erhöhte den Druck, damit Tabellenführer FC Bayern nicht noch weiter enteilt: „Es gibt keine Ausreden“.

Doch dieses Wachrütteln des Spaniers verpuffte. Bayer 04 schenkte mal wieder eine 1:0-Führung her und kassierte in der Schlussphase im mit 26.000 Zuschauern ausverkauften Ruhrstadion noch das 1:1. Damit hat Leverkusen nun neun Punkte Rückstand auf die Münchner, die ihr Spiel mit 1:0 beim FC St. Pauli über die Bühne brachten.

Die Tore

In der 18. Minute gab es den ersten Torschuss der Partie. Moritz Broschinski gab ihn für den VfL ab, doch der Ball kam viel zu zentral, stellte für Torhüter Lukas Hradecky kein Problem dar. Wenige Sekunden später gab auch Bayer 04 seinen ersten Torschuss ab - mit weitaus mehr Erfolg. Granit Xhaka gab den Ball - einmal mehr - an Florian Wirtz weiter. Und der machte, was ein Florian Wirtz eben so macht: Er spielte einen Traumpass druch die Bochumer Abwehrkette in den Lauf von Patrik Schick. Der Tscheche brauchte etwas Glück, traf mithilfe des Innenpfostens aber zur 1:0-Führung (19.).

Als Bayer lang genug um den Ausgleich gebettelt hatte, schlug Bochum eben auch zu. Bei einem Angriff über die rechte Seite verteidigte Leverkusen erneut nicht konsequent genug. Jonathan Tah sah unglücklich aus, Lukas Hradecky gab später zu, dass er falsch stand - und so schob Koji Miyoshi aus spitzem Winkel zum 1:1 (89.) ein.

Das war gut

Florian Wirtz. Der Ausnahmespieler zeigte vor allem im ersten Durchgang viel von seinem großen Repertoire. Leverkusen dominierte die ersten 45 Minuten, verpasste es schon da, den zweiten Treffer nachzulegen. Patrik Schick wird es guttun, dass er seine erste und einzige Torchance zum Führungstreffer nutzen konnte.

Das war schlecht

Schon in der ersten Halbzeit stand die Restverteidigung der Gäste nicht immer gut, Bochum hatte teilweise zu viel Platz. Nach dem Seitenwechsel entglitt Bayer das Spiel mehr und mehr, der Doublesieger ließ sich gegen Ende der Partie vom Tabellenschlusslicht einschnüren. Dabei zeigte sich ein Muster dieser Saison: Die Alonso-Elf war zu passiv, sowohl im Gegenpressing als auch im tiefen Block rund um den eigenen Strafraum.

Zudem schaffte es Bayer nicht, in eigenem Ballbesitz Ruhe ins Spiel zu bringen und dann Angriffe zu starten - eine der Stärken aus der Vorsaison. Generell wirkt es so, als kämen viele Spieler nicht an ihr Niveau der Vorsaison heran - zumindest nicht über die vollen 90 Minuten.

Momente des Spiels

Das Abseitstor von Jeremie Frimpong in der 72. Minute. Es war eine sehr knappe Entscheidung. Zählt der Treffer nach dem nächsten Wirtz-Traumpass, ist das Spiel entschieden. Auch gegen Kiel gab es eine ähnliche Situation, als Victor Boniface das vermeintliche 3:0 erzielte. Am Ende stand ein 2:2.

Emotional war natürlich die Stimmungsexplosion im Ruhrstadion nach dem 1:1. Spieler und Staff stürmten auf den Platz, die VfL-Fans schrien, als wäre der Klassenerhalt schon erreicht. Bochum lebt wieder, während sich Bayer aus dem Titelrennen verabschiedet.

Das sagen die Trainer

Xabi Alonso (Bayer 04 Leverkusen): „Wir konnten wieder das Spiel nicht zumachen, haben wieder ein spätes Tor bekommen. Das ärgert uns. Wir müssen es besser machen, mit einem Vorsprung umzugehen. Wir wollten in der zweiten Halbzeit mehr für die Offensive machen. Doch Bochum hat sehr eng verteidigt, aber wir sind damit nicht zufrieden. Wir fokussieren uns darauf, was wir verbessern können. Die Tabelle ist egal. Das ist nicht meine größte Sorge. Wir müssen erwachsener spielen, wenn wir führen.“

Dieter Hecking (VfL Bochum): „Der Ausgleich war wie eine Explosion für die Mannschaft. Aber ich wäre auch mit einer Niederlage zufrieden gewesen. Wie sie die Struktur umgesetzt haben, war für mich echt überraschend. Wir haben offensiv gewechselt, das ist uns auch gelungen. Dass wir dann noch das Tor machen, kann ein Wendepunkt sein. Wir brauchen das wie heute aber noch 24 Mal, um unser Ziel zu erreichen.“

Das sagen wir

Je länger das Spiel dauerte, desto klarer wurde, dass Leverkusen das zweite Tor brauchen würde, um das Spiel zu gewinnen. Am Ende bestrafte Bochum zu passive Leverkusener. Es war die gerechte Bestrafung.

Elf Punkte hat die Werkself bereits nach Führungen verschenkt. Viel zu viel für die Ansprüche des Meisters. Neun Punkte auf den FC Bayern einholen? Nahezu unmöglich. Für Leverkusen geht es darum, sich zu stabilisieren, um die Qualifikation für die Champions League nicht zu gefährden. Trainer Xabi Alonso ist gefordert, Lösungen für den zu laschen Umgang mit Führungen zu finden - wie er selbst ankündigte. Das Problem: Wieder geht die Werkself mit einer Enttäuschung in die Länderspielphase, wieder ist keine Zeit, die Enttäuschung zu analysieren.