Die Werkself konnte gegen eine große Mannschaft nur 45 Minuten mithalten - und wird aus der klaren Pleite dennoch profitieren.
0:4 in LiverpoolLeverkusen kann aus der Nacht an der Anfield Road einiges mitnehmen
Wenn man als Bayer 04 Leverkusen beim FC Liverpool bestehen will, muss alles passen. Am Dienstag passte nahezu alles – aber eben nur für 45 Minuten. In der ersten Hälfte gelang es der Werkself ihren Matchplan umzusetzen. Sie hatte viel Ballbesitz, viel Kontrolle, ließ ganz wenig zu, hatte die blitzschnellen Außenspieler des Gegners weitgehend im Griff, kam selbst zu ein paar Abschlüssen und brachte so das Publikum an der Anfield Road zum Schweigen.
Im Rückblick wirkt es allerdings auch ein wenig so, als hätte sich der FC Liverpool erst einmal ganz in Ruhe angeguckt, wie viel von seinem Leistungsvermögen denn notwendig sein wird, um Leverkusen zu besiegen. Nach dem Seitenwechsel gaben die Hausherren dann auf Kommando ihres Trainers ein wenig mehr Gas. Das reichte, um die Leverkusener aus der Fassung zu bringen und sie am Ende gar zu überrollen. Ist das überraschend? Nein.
Zwischen dem FC Liverpool und Bayer 04 Leverkusen klafft eine Qualitätslücke
Es ist vielmehr die Offenlegung des Offensichtlichen: Zwischen dem Tabellenersten der Premier League, der nun auch Tabellenführer der Champions League ist, und dem Doublesieger aus Deutschland, der aber kein Stammgast in der Königsklasse ist, klafft eine Qualitätslücke. Für die Bayer-04-Anhänger darf es eine wohltuende Erkenntnis sein, dass die Protagonisten dieses Spiel auch direkt nach Abpfiff so einordneten, als Lehrstunde für den Verein auf dem Weg zum nächsten Entwicklungsschritt.
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Schaut man sich den Kader des Meisters ein wenig näher an, wird man feststellen, dass besonders im Mittelfeld und im Angriff viele Spieler dabei sind, denen Erfahrung auf höchstem europäischem Niveau fehlt – mit Ausnahme von Granit Xhaka. Enorm wichtigen Bausteinen in der Mannschaft wie Florian Wirtz oder Victor Boniface fehlt diese Erfahrung völlig. Der Dienstagabend war vermutlich das bisher größte Spiel in der Karriere der beiden. Sie haben zwar das Europa-League-Finale gespielt, das ebenfalls sehr lehrreich war, aber ein Champions-League-Abend an der Anfield Road hat eben nochmal eine andere Qualität. Besonders Wirtz wird davon sicher profitieren. Er stemmte sich gegen diese Niederlage, ist einer, der nie aufgibt und stets lernen will. Auch für Xabi Alonso war es wohl der außergewöhnlichste Abend seiner noch jungen Trainerkarriere.
Das vergisst man gerne in dieser schnelllebigen Fußballwelt, in der zwischen Superstar und Nichtskönner häufig nur 90 gute oder schlechte Minuten liegen. Der Coach, der als Spieler ein Weltstar war, ist ebenfalls bestrebt, dazuzulernen, um diesen Status auch als Coach erreichen zu können. Und so sind solche Champions-League-Nächte wie der in Liverpool für alle in Leverkusen trotz Niederlage auch ein Gewinn.