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„Es war ein Test, aber kein Risiko“Alonso lobt seine Afrika-Cup-Elf bei 4:0 gegen Bochum

Lesezeit 4 Minuten
Xabi Alonso bei der Auswechslung von Patrik Schick

Xabi Alonso bei der Auswechslung von Patrik Schick

Bayer 04 Leverkusen besiegt den VfL Bochum mit 4:0 und stellt einen neuen Bundesligarekord auf.

Bei Bayer Leverkusen läuft derzeit alles so dermaßen nach Plan, dass es fast schon zu kitschig wird. Am Mittwochabend wurde vor der Partie feierlich das 40 000 Mitglied begrüßt, was Geschäftsführer Fernando Carro als „großartigen Beleg für die wachsende Unterstützung“ und „gestiegene Attraktivität“ des Klubs wertete. In der Halbzeit erwärmte ein gelungener Heiratsantrag die Herzen in der ausverkauften Bay-Arena. Nach der Partie sangen Spieler und Fans zusammen noch zwei Weihnachtssongs. Ach ja, erfolgreicher Fußball wurde auch noch gespielt. Das 4:0 gegen den VfL Bochum bedeutet das 25. Pflichtspiel in dieser Saison ohne Niederlage – Bundesliga-Allzeitrekord.

Dass Bayer 04 als Weihnachtsmeister ins neue Jahr gehen würde, war ja bereits nach Sonntag klar. Nun steht fest, es bleibt bei vier Punkten Vorsprung auf den FC Bayern, der aber noch das Nachholspiel gegen Union Berlin in der Hinterhand hat. „Mit dem Doppelschlag war das Schwierigste erledigt. Dass wir zu Null gespielt haben, ist wichtig für unsere defensive Stabilität“, sagte Coach Xabi Alonso.

Der Trainer überraschte am Mittwoch ein wenig mit seiner Startelf und rotierte doch mehr als erwartet. Alle fünf möglichen Afrika-Cup-Fahrer fanden sich auf der Bank wieder. So auch Victor Boniface, der am Sonntag noch mit drei direkten Torbeteiligungen gegen Frankfurt geglänzt hatte. Dafür stand Patrik Schick erstmals seit Mitte Oktober 2022 wieder in einer Leverkusener Bundesliga-Startelf. Der Hintergrund hinter der größeren Rotation lag auf der Hand: die afrikanischen Spieler schonen, den Rest einspielen lassen für den Januar und Februar, wenn der Afrika-Cup ausgetragen wird. „Es war ein Test, aber kein Risiko. Vor allem für Patrik war es wichtig, damit er im Januar mit einem guten Gefühl zurückkommt“, sagte Xabi Alonso.

Und dieser Patrik Schick, der vor kurzem erst seine über einjährige Leidenszeit inklusive Adduktoren-OP beendet hatte, toppte die drei Torbeteiligungen von Boniface noch. Er machte einfach drei Tore selbst, in einer Halbzeit – ein lupenreiner Hattrick. Somit war zur Pause die Frage nach dem Sieger schon geklärt.

Chirurgische Präzision fehlt

Dabei hatte es eine halbe Stunde lang so ausgesehen, als könnte Bochum ein echter Stolperstein für die Werkself werden. Die Gäste aus dem Ruhrgebiet stellten sich keineswegs hinten rein, liefen stattdessen mit fünf Spielern mutig vorne an und schoben die letzte Verteidigungslinie bis fast zur Mittellinie. In dem engen Raum hätte Bayer 04 erneut die chirurgische Präzision im Passspiel der vergangenen Wochen und Monate aufbieten müssen. Doch das gelang zunächst nicht.

Bochum hatte die besseren Chancen, Leverkusen schaffte es zu selten, den sich bietenden Raum hinter der VfL-Kette zu bespielen. Dann war es mal wieder Florian Wirtz, der eben diesen Raum fand und Schick auf die Reise schickte. Manuel Riemann rauschte aus seinem Tor, zog noch seine Hände zurück, erwischte Schicks Fuß aber mit der Brust. Ein Elfmeter, den man geben kann, der dann auch keinen Eingriff des Videoschiedsrichters rechtfertigte. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte flach ins linke Eck zum 1:0 (30.). Nur zwei Minuten später drehte Schick erneut jubelnd ab. Einen Pass von Jonas Hofmann nahm Jeremie Frimpong auf, der den Ball scharf in die Mitte flankte, wo der tschechische Nationalspieler locker zum 2:0 einschob.

Die Bay-Arena tobte, wohlwissend, dass es für Bochum nun extrem schwer würde zurückzukommen. Noch vor dem Pausenpfiff beseitigte Schick die restlichen Zweifel am Leverkusener Sieg und nickte eine Ecke von Alejandro Grimaldo zum Hattrick ein. Die zweite Halbzeit war dann die Kür. Leverkusen ging nicht vom Gas, spielte – angepeitscht vom Publikum – teilweise zauberhaften Fußball. Bestes Beispiel war das 4:0 von Victor Bonfice nach einem Zuckerpass von Wirtz. Der Nigerianer war Sekunden zuvor eingewechselt worden.

Treffer von Andrich aberkannt

Der Sieg hätte durchaus noch höher ausfallen können, doch wie schon gegen Frankfurt fehlte es mehrfach an der Kaltschnäuzigkeit. Ein Treffer von Robert Andrich wurde nachträglich noch wegen einer Abseitsstelltung von Wirtz aberkannt. „Wir hatten Hoffnung auf eine gute Hinrunde“, sagte Alonso. „Aber selbst der größte Optimist hätte daran nicht geglaubt. Wir wollen weitermachen, wir wollen nicht aufhören.“

Nun geht es für Bayer 04 in eine kurze Weihnachts- und Winterpause. Am 13. Januar geht es schon mit dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg weiter. Passend dazu die Worte von Fernando Carro: „Wir werden auch 2024 Gas geben!“

Leverkusen: Hradecky - Stanisic, Tah (67. Tapsoba), Hincapié (73. Puerta) - Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo - Jo. Hofmann (73. Hlozek), Wirtz (87. Amiri) - Schick (67. Boniface) – Bochum: Riemann - Gamboa, Masovic (69. Loosli), K. Schlotterbeck, Bernardo - Osterhage - Losilla (87. Oermann), Bero, Antwi-Adjei (63. Broschinski) - Asano (46. Danilo Soares), Paciencia (63. Förster) – Schiedsrichter: Daniel Schlager (Rastatt) Zuschauer: 30210 (ausverkauft) Tore: 1:0 Schick (30./Foulelfmeter), 2:0 Schick (32.), 3:0 Schick (45.+1), 4:0 Boniface (69.)