Beim 1:1 in Stuttgart spielt die Werkself ihre schlechteste Halbzeit in der laufenden Saison.
1:1 beim VfB StuttgartBayer-Coach Alonso erklärt, warum er in der Pause lauter wurde
Xabi Alonso gilt als ruhigerer Vertreter unter den Bundesliga-Trainern. Die ersten 45 Minuten am Sonntagnachmittag beim VfB Stuttgart brachten aber eine andere Seite des 41-Jährigen zum Vorschein. „Ein bisschen lauter war ich schon. Aber es war der richtige Moment dafür, die Jungs haben es verstanden“, sagte der Coach von Bayer 04 Leverkusen auf seine Pausenansprache angesprochen. Der angesäuerte Alonso erzeugte eine Reaktion bei seinen Profis. Am Ende stand ein 1:1 und somit das 22. Pflichtspiel in dieser Saison ohne Niederlage.
„Die erste Halbzeit war nicht gut. Wir hatten zu einfache und zu viele Ballverluste. Das Beste war, dass es nur 0:1 stand“, analysierte Alonso. „In der zweiten Halbzeit haben wir wieder mit mehr Kontrolle und Energie gespielt. Wir waren sowohl ohne als auch mit Ball besser. Es ist ein gerechtes Ergebnis.“
Es dürfte als sicher gelten, dass die kommenden Gegner Leverkusens ganz genau das Anlaufverhalten des VfB studieren werden. Denn es zeigte große Wirkung mit frühen Ballgewinnen in der Bayer-Hälfte. Etwas, was allen anderen Gegnern der Werkself in der aktuellen Spielzeit in dieser Form bisher nicht gelungen war. Stuttgarts Maximilian Mittelstädte erklärte den Plan: „Viele Mannschaften haben Leverkusen kommen lassen, wir wollten früh draufgehen und haben das sehr gut gemacht. Wir hätten nur mehr Tore machen müssen in der ersten Hälfte.“
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Stuttgart muss drei Tore machen
Diese These wird auch durch die Statistik unterstützt. Mehr als drei Tore hätte der VfB laut der „zu erwatenden Tore“ – der Statistik, die die Qualität der Torchancen berechnet – erzielen müssen. Doch nur einmal brachten die Hausherren den Ball im Gehäuse unter, als Deniz Undav das Spielgerät perfekt auf Joshua Vagnoman durchsteckte, der den sträflich alleinegelassenen Chris Führich bediente. Der Neu-Nationalspieler hatte keine Probleme, den Ball zum 1:0 über die Linie zu drücken.
Führich, Vagnoman und vor allem Top-Stürmer Serhou Guirassy hätten für eine höhere Führung sorgen können. Leverkusen hatte allerdings per Konter durchaus auch Möglichkeiten, schon im ersten Durchgang einen Treffer zu erzielen. Am nächsten dran war Amine Adli, der nur den Pfosten traf. „Wir hatten Stuttgart so erwartet, aber wir haben nicht so gespielt, wie wir es können“, sagte Jonas Hofmann, der für Adli zunächst auf die Bank musste. „Xabi kann schon emotional und laut werden. Das war auch angebracht, weil wir die erste Hälfte verschlafen hatten. Das hat gewirkt.“
In der Tat. Nach Wiederanpfiff war Leverkusen wacher, löste Drucksituationen besser auf und spielte zielstrebiger nach vorne. Der Lohn war der schnelle Ausgleich durch Florian Wirtz. Granit Xhaka hatte einen herrlichen Pass in die Tiefe zu Victor Boniface gespielt, der sein Laufduell gewann und Wirtz bediente. Dass der 20-Jährige mitspielen konnte, stand nach einer Fußverletzung aus dem Pokalsieg gegen Paderborn auf der Kippe. Doch Wirtz hielt die kompletten 90 Minuten durch.
Leverkusen holte in der zweiten Hälfte fleißig in der Erwarteten-Tore-Statistik auf, brachte den Ball aber ebenso kein zweites Mal im Kasten unter. Xhaka traf aus der Distanz den rechten Innenpfosten, doch die Kugel drehte sich um den linken Pfosten ins Toraus. „Es war ein Fußballspiel auf sehr, sehr hohem Niveau mit dem gerechten Ergebnis“, sagte Hofmann und schaute mit Stolz auf die 22 Pflichtspiele ohne Niederlage: „Diese Serie pusht uns weiter. Wir halten Stuttgart auf Distanz und bleiben vor den Bayern, auch wenn sie ihr Nachholspiel gewinnen sollten. Hoffentlich halten wir das in den nächsten Spielen auch noch.“
Donnerstag gegen Molde FK
Für den Tabellenführer stehen nun noch drei Heimspiele vor der Winterpause auf dem Programm. Am Donnerstag kommen die Norweger von Molde FK in die Bay-Arena, am Sonntag folgen die Bayern-Besieger aus Frankfurt, ehe vier Tage vor Weihnachten die letzte Begegnung 2023 gegen den VfL Bochum wartet.
Alonso betonte nach dem 1:1: „Der Flow von Stuttgart ist super.“ Gewiss wird der Spanier darauf hoffen, dass das auch noch eine Weile so bleibt – zumindest bis zum nächsten Wochenende. Denn dann kann Stuttgart der Werkself beim Spiel in München Schützenhilfe leisten.