Leverkusen. – Im Wirbel der Ereignisse fallen in Leverkusen häufig die Namen Florian Wirtz, Moussa Diaby, Patrik Schick und Gerardo Seoane. Der Trainer und seine jungen Offensivkräfte sind die Markenzeichen des neuen Bayer-04-Fußballs. Von Jeremie Frimpong wird ein bisschen weniger gesprochen. Doch der Rechtsverteidiger ist ebenso ein Sinnbild für das, was die Werkself in diesem September auszeichnet: Jugend, Schnelligkeit, Frische, Hunger. In den Liga-Spielen der Saison hat er jede Minute absolviert. Sein Status als Stammspieler ist derzeit unantastbar. Das war noch vor wenigen Monaten noch anders.
Als Jeremy Frimpong im Januar 2021 für rund elf Millionen Euro vom kommenden Euro-League-Gegner Celtic Glasgow verpflichtet wurde, sah man eines auf den ersten Blick: Er ist schnell, wie der Wind. Die aktuelle Speed-Tabelle der Bundesliga führt ihn laut „Opta Sport Daten“ auf Platz acht mit einem Spitzenwert von 35,32 km/h. Allerdings hat diese Geschwindigkeit lange Zeit nicht das richtige Maß gefunden. Der niederländische U-21-Nationalspieler stürmte mal mit dem Ball am Fuß wild auf den gegnerischen Sechzehnmeterraum zu und mal ohne Ball in die Löcher, die er dank schwachen Stellungsspiels in die eigene Defensive gerissen hatte.
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Niemand wusste genau, wann man ihn als verlässlichen Außenbahnspieler für die rechte Seite einplanen konnte. Bis Trainer Gerardo Seoane sein Amt antrat. Schon nach wenigen Trainingseinheiten erklärte der Schweizer im Trainingslager in Zell am See: „Es gibt Spieler, die eine Trainerveränderung als Chance für sich begreifen. Jeremie Frimpong ist so einer.“ In jeder Trainingseinheit, in jedem Testspiel versuchte er die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass auf der Dauerbaustelle rechts hinten zumindest einer verlässlich arbeitet. Und als die Saison begann, bildete er mit Moussa Diaby eines der bedrohlichsten Sprint-Pärchen der Liga auf der rechten Seite.
„So etwas gibt es nicht so oft“, staunte Gladbachs Trainer Adi Hütter, nachdem er mit seiner Mannschaft in Leverkusen mit 0:4 Toren untergegangen war. Seine vorläufige Reifeprüfung in punkto Zweikampfhärte und Einsatzbereitschaft hat Frimpong am Sonntag in Stuttgart abgelegt, als er maßgeblich dazu beitrug, dass Bayer 04 ein Spiel trotz sechzigminütiger Unterzahl gegen die talentierten Schwaben 3:1 gewinnen konnte. Wie man Tore vorbereitet, hatte er drei Tage zuvor mit zwei Assists beim 2:1-Sieg über Ferencvaros Budapest in der Europa League gezeigt. Gegen den VfB gewann der immer noch 20-Jährige 89 Prozent aller Zweikämpfe – persönlicher Höchstwert in dieser Saison.
„Er macht es immer besser. Er findet eine bessere Balance zwischen seinen Dribblings und kontrolliertem Spiel. Und er hat ein großes Herz. Er zerreißt sich für die Truppe“, lobt Sportdirektor Simon Rolfes, der sich sicher sein kann, die elf Millionen Euro im Winter gut angelegt zu haben. Der junge Niederländer, der mit seiner Familie im Alter von sieben Jahren nach England zog und die gesamte Jugendakademie von Manchester City durchlief, ist sportlich noch längst nicht am Ende seiner Möglichkeiten angelangt. Und im Team ein steter Quell guter Laune.
Mit Frimpong auf der rechten Seite kann Bayer 04 die Gesundung von Timothy Fosu-Mensah ruhiger abwarten, der auch im Januar 2021 zu Bayer 04 kam und auf Anhieb als solide Lösung für das Problem rechts hinten erschien, bevor er sich einen Kreuzbandriss zuzog. Die Reha wird noch Wochen dauern. Sofern Jeremie Frimpong gesund bleibt, ist kein Grund denkbar, der ihn daran hindert, weiterhin jede Minute für Bayer 04 Leverkusen auf dem Platz zu stehen. Das nächste Mal am Samstag um 15.30 Uhr im Heimspiel gegen Mainz 05.