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Die Bayer-KriseLeverkusen bei Amiri und Paulinho in der Kaderfalle

Lesezeit 4 Minuten
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Nadiem Amiri (2.v.l.)

Leverkusen – Das lange Zeit unsichtbare Problem von Bayer 04 Leverkusen trat erstmals in der 66. Minute des Spieles gegen die TSG Hoffenheim für alle wahrnehmbar an die Oberfläche – als beim Stand von 0:2 auf dem Weg zum schlechtesten Saisonstart aller Zeiten Paulinho (22) eingewechselt wurde. Zur rechten Einordnung: Der Brasilianer selbst ist nicht das eigentliche Problem. Auch nicht Nadiem Amiri (26), der zehn Minuten später beim Versuch, zu retten, was nicht mehr zu retten war, von Cheftrainer Gerardo Seoane in den Kampf geschickt wurde.

Das Problem ist: Bei beiden handelt es sich um Profis, die nach Jahren im Trikot von Bayer 04 für zu leicht befunden wurden, um künftig Teil des Kaders zu sein. Uncharmant werden solche Spieler, die den Durchbruch nie geschafft haben und deshalb zur Weiterreise aufgefordert werden, als „Aussortierte“ bezeichnet. In beiden Fällen hat die Job-Vermittlung aber nicht geklappt. Das kann passieren, denn sowohl die Profis, als auch der Klub haben ihre Ansprüche. Gefährlich aber ist, dass Bayer 04 auf der Bank keine besseren Alternativen zur Verfügung hat als Profis, von denen man sich eigentlich trennen will.

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Nach vier Niederlagen in den ersten vier Saisonspielen, dem Aus im DFB-Pokal und einer desaströsen Gesamtleistung beim 0:3 gegen Hoffenheim befindet sich der für sein Talent und seine lange Zeit glückliche Kaderplanung gelobte Werksklub in einer Kader-Falle. Der Plan „Fortschritt durch Kontinuität“ ist beim Tabellendritten der Vorsaison zumindest ins Stocken geraten. Die Vertragsverlängerungen mit Patrik Schick und Florian Wirtz (noch bis mindestens Oktober in der Reha) und das Bleiben von Moussa Diaby haben die Weiterentwicklung eben nicht garantiert.

Dafür verhindern diese zurecht gelobten, aber kostspieligen Treuebekenntnisse weitere Transfers in großem Stil. „Wenn Sachen machbar sind, werden wir auch etwas versuchen, aber der Kader ist ja mehr oder weniger beisammen“, hat Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes nach der Niederlage am Samstag gesagt. Für Trainer Gerardo Seoane heißt das: Arbeite erst einmal mit dem, was da ist.

In den Vorjahren war die Situation völlig anders. Verkäufe von Spielern wie Julian Brandt (für 25 Millionen Euro nach Dortmund), Kai Havertz (90 Millionen Euro/Chelsea) und Leon Bailey (32 Millionen Euro/Aston Villa) haben viel Geld in die Kasse gespült. Diesmal stehen auf der Einnahmeseite nur Lucas Alario (sechs Millionen Euro/Eintracht Frankfurt) und Joel Pohjanpalo, der vergangene Woche für 2,5 Millionen Euro nach Venedig ging. Der Tscheche Adam Hlozek (20) als einziger Neuzugang hat schon geschätzt 13 Millionen Euro gekostet, die an Sparta Prag überwiesen wurden. Er kann der Mannschaft allerdings aktuell nicht helfen, weil ihn die Physis der Bundesliga an seine Grenzen bringt.

Wäre es Bayer 04 gelungen, Paulinho und Nadiem Amiri ungefähr zu ihrem geschätzten Marktwert zu transferieren, wären weit über zehn Millionen Euro in die Kasse gekommen und die Gehaltsliste hätte um einige Millionen Euro pro Monat entlastet werden können, da beide nicht zu den Geringverdienern zählen. Paulinho hatte Angebote aus Brasilien, Amiri aus Italien, wo er die letzte Rückrunde als Leihspieler beim FC Genua verbracht hatte. Aber kein Klub war bereit, Ablösesummen in der Nähe des Marktwerts und Gagen in der Nähe der Leverkusener Bezüge zu bezahlen. Amiri (Vertrag bis 2024) hat bereits angekündigt, bei Bayer 04 einen neuen Anlauf zu nehmen. Paulinho (Vertrag bis 2023) kann die Sache zur Not aussitzen. Veränderungen bis zur Schließung des Transferfensters zum 1. September sind bei beiden nicht zu erwarten.

Adli und Bellarabi fallen noch Monate aus

Am einfachsten wäre, Moussa Diaby und Patrik Schick würden sich in die Spieler zurück verwandeln, die Bayer 04 nach der schweren Verletzung von Florian Wirtz den Einzug in die Champions League garantiert haben. Und alle anderen, die gerade krampfhaft nach Form und Sinn suchen, könnten in ihrem Schatten wieder zu sich kommen. Aber auch dann bliebe das Problem, dass die schnellen Backup-Stürmer Amine Adli (Schlüsselbeinbruch) und Karim Bellarabi (Außenbandriss) noch etwa zwei Monate ausfallen.

In der Vorstellung des Sport-Geschäftsführers Simon Rolfes, der zwei Monate nach dem Abschied von Rudi Völler seine erste große Krise managen muss, ist genau das die Lösung. „Das Problem ist nicht nur mit Neuzugängen zu lösen, sondern vor allem aus uns selbst heraus“, sagt der 40-Jährige. Und dazu gehören auch Spieler wie Nadiem Amiri und Paulinho, die von Bayer 04 schon für zu leicht befunden worden waren.