Vor dem Rückrundenauftakt der Fußball-Bundesliga beschäftigen Trainer Xabi Alonso nicht nur sportliche Aspekte.
Duell mit Borussia MönchengladbachBayer 04 Leverkusen startet kontrolliert ins Chaos
Als Jeremie Frimpong am Freitagnachmittag seinen blauen italienischen Sportwagen aus der Tiefgarage der Bay-Arena steuerte, ging ein Kreischen durch die kleine Fangruppe, die bei Temperaturen knapp über null Grad fröstelnd auf die Fußball-Profis von Bayer 04 Leverkusen wartete.
Die Ankunft des niederländischen Nationalspielers bedeutete für einen Teil der Anhänger offenkundig das Highlight. Der 24-Jährige ließ die Scheiben seines vom Winterwetter verschmutzten Wagens herunter, signierte Trikots und stand für Selfies plus Smalltalk zur Verfügung. Einige der jungen Männer konnten ihr Glück wohl noch nicht so recht begreifen und riefen beseelt in die kalte Luft: „You are the best player“ und „I love you.“
Jonathan Tah kehrt in die Startelf von Bayer 04 Leverkusen zurück
Ob es sich bei Frimpong tatsächlich um den besten Spieler in der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso handelt, liegt wie so vieles im Leben im Auge des Betrachters. Zu den Leistungsträgern des Deutschen Meisters und Pokalsiegers gehört der Flügelspieler ohne jeden Zweifel. Auch in der Partie am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr, live bei Sky) dürfte er zur Startformation gehören, obwohl Alonso im Hinblick auf seine Aufstellung gewohnt vage blieb, als er sagte: „Wir haben genug Spieler und einen dynamischen Rhythmus bei unserer Rotation. Die Energie ist da, wir sind auf einer guten Welle. Wir brauchen alle und sind fokussiert.“
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Da der 43-jährige Coach die Meisterschaft „als unseren wichtigsten Wettbewerb“ bezeichnete, wird es wohl zu keinen gravierenden personellen Experimenten kommen. Das führt auch dazu, dass Abwehrchef Jonathan Tah ins Team zurückkehrt, nachdem er das Match am Dienstag gegen den FSV Mainz 05 (1:0) wegen einer Erkältung verpasst hatte.
Für den am Oberschenkel verletzten Victor Boniface kommt ein Einsatz gegen die Elf vom Niederrhein noch zu früh. „Seine Entwicklung ist gut und er fühlt sich besser“, erklärte Alonso, „er hat ein bisschen trainiert, aber er braucht noch ein wenig Zeit, um richtig fit zu werden“. Da Bayer 04 auch im Champions-League-Duell mit Atlético Madrid am Dienstag (21 Uhr) bei dem nigerianischen Nationalspieler kein Risiko eingehen wird, dürfte der 24-Jährige frühestens am 25. Januar in Leipzig eine Option sein.
Nach zuletzt zehn Siegen in Serie (sieben in der Bundesliga, zwei in der Champions League und einer im DFB-Pokal) geht die Werkself aber auch ohne Boniface als Favorit an den Start. Zumal sich Stürmerkollege Patrik Schick mit elf Toren in den vergangenen sieben Partien als formstark erwiesen hat und die Borussia nach der Winterpause zwei Niederlagen hinnehmen musste.
Doch Alonso wäre nicht der stets von Respekt und Höflichkeit getragene Weltmann, wenn er nicht trotz des 0:1 der Borussia gegen den FC Bayern München sowie des 1:5 beim VfL Wolfsburg lobende Worte für den angeschlagenen Kontrahenten finden würde: „Sie haben die ersten beiden Spiele zwar verloren, aber sie sind ein guter Gegner. Das haben wir auch beim Hinrundenspiel gesehen, das sehr hart war.“ Beim Saisonauftakt am 23. August verspielte Bayer 04 einen 2:0-Vorsprung und besiegelte erst tief in der Nachspielzeit den 3:2-Erfolg. Florian Wirtz erzielte den entscheidenden Treffer, als er im Nachschuss einen an Amine Adli verschuldeten Foulelfmeter verwandelte (90.+11).
Mönchengladbach rangiert zwar mit sieben Erfolgen, drei Unentschieden und sieben Niederlagen sowie einer Tordifferenz von 26:26 auf Platz elf, doch jede noch so mediokre Bilanz birgt das Potenzial, durch den Zauber der Statistik ihre Aufwertung zu erfahren: Mit 24 Punkten ist der fünfmalige Deutsche Meister nach der Hinrunde der beste Tabellenelfte seit Einführung der Drei-Punkte-Regel vor 30 Jahren.
Vermutlich wird Trainer Gerardo Seoane mit diesem Zertifikat nicht unbedingt die Wände seines Büros schmücken, das Lob von Alonso dürfte er dennoch gerne hören. „Es gibt eine große Entwicklung unter Gerardo Seoane“, sagt dieser über seinen Vorgänger in Leverkusen. „Es wird ein intensives Spiel, in dem wir intelligent und mit Kontrolle agieren müssen. Manchmal gewinnt man mit schönem Fußball, manchmal durch Effizienz.“
Mit akribischer Vorbereitung begegnen die Leverkusener diesmal auch einem Gegner, der heimtückischere Überraschungen als jeder sportliche Rivale bereithält: dem Straßenverkehr. Nachdem Exequiel Palacios und Florian Wirtz vor einer Woche wegen einer Sperrung der Leverkusener Brücke die Teambesprechung für das Spiel bei Borussia Dortmund (3:2) verpasst hatten, sind sie diesmal darauf vorbereitet, dass die A1 zwischen Leverkusen West und dem Kreuz Leverkusen in beide Richtungen gesperrt ist. „Es gibt vielleicht etwas Chaos“, vermutet Alonso, „das ist nicht neu in diesem Teil von Nordrhein-Westfalen. Es gibt immer zu viele Baustellen und Staus. Aber wir sind informiert.“
Eine derart freie Fahrt, wie sie Jeremie Frimpong am Freitag beim Abschied von seinen Fans genießen durfte, sollte also niemand erwarten. Pünktlich müssen trotzdem alle sein.
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie -Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo – Tella (Terrier), Wirtz, Schick.