Bayer 04 Leverkusen muss am kommenden Donnerstag ein 0:1 gegen die AS Rom drehen.
0:1 bei der AS RomBayer 04 verliert Hinspiel im Europa-League-Halbfinale
Als der hervorragende englische Schiedsrichter Michael Oliver am Ende eines beeindruckenden Abends in die Pfeife blies und das Halbfinal-Hinspiel zwischen der AS Rom und Bayer 04 Leverkusen beendete, wuchs der Jubel im Stadio Olimpico zum Orkan.
Die Mannschaft des Star-Trainers José Mourinho hatte die Partie durch ein Tor von Edoardo Bove 1:0 in der 63. Minute gewonnen und besitzt vor dem Rückspiel in Leverkusen am kommenden Donnerstag gute Chancen auf den Einzug ins Endspiel in Budapest.
Bayer 04 durfte nach dem verdienten Sieg der viel erwachsener spielenden Italiener froh sein, dass der Rückstand nur ein Tor beträgt und die eigenen Chancen noch halbwegs intakt sind. Das größte Ereignis geschah jedoch schon vor dem Anpfiff. Es warf die Frage auf, ob das Fußballspiel übertreffen können würde, was die Fans des AS Rom zur Aufführung brachte.
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Und mit Fans ist hier das ganze italienienische Publikum gemeint. Wie ein riesiger antiker Chor beschwor der Anhang mit inbrünstigen Liedern das mehr als 2500 Jahre alte Lebensgefühl der Ewigen Stadt herauf und übertrug es in die Seelen der Spieler in Gelb und Rot. Dass dazu bis nach Anpfiff Pyros brannten und Böller knallten, brachte niemanden aus der Fassung.
Zwei Top-Chancen vergeben
Die städtische Feuerwehr schien Teil des Spiels und löschte die Fackeln hinter dem Tor gelassen mit Wasser aus riesigen Schläuchen, die zu diesem Zwecke bereitlagen. Die Leverkusener Spieler hatten so etwas auch noch nicht gesehen, wirkte aber nicht unmittelbar geschockt. Robert Andrich und Florian Wirtz hatten in den ersten Minuten Chancen von einer Qualität, die man in einem Europapokal-Habfinale besser nicht ungenutzt lässt. Beide scheiterten jedoch knapp, und die Roma schien das als gutes Omen zu verstehen.
Nach einer Viertelstunde übernahm die Mannschaft von José Mourinho das Kommando im Mittelfeld, begünstigt durch Leverkusener Fehler und Schlampigkeit. Pelligrini fand mit einem Freistoß, den die Werkself den Gastgeber geschenkt hatte, den Kopf von Roger Ibanez, dessen Kopfball Lukas Hradecky aus kürzester Entfernung mit einem Wunderreflex von der Linie wischte. Der Gedanke, das dies das 0:1 hätte sein müssen, wirkte auf die bis dahin souveräne Werkself wie ein kleiner Schock.
Die Fehler in allen Mannschaftsteilen häufen sich, die Roma belagerte zeitweise den Strafraum und kam gefährlichen Abschlüssen sehr nah. Das Olympiastadion brodelte, und dann verlor Bayer 04 Odilon Kossounou, der sich ohne Fremdeinwirkung am Oberschenkel verletzte. Xabi Alonso musste Piero Hincapie vom linken Außenspieler zum Innenverteidiger machen und Mitchel Bakker auf seine Position stellen. Immerhin entstand bis zur Halbzeit kein weiterer Schaden.
Viele Bayer-04-Fans im Stadio Olimpico:
Die Werkself fand aber auch nach dem Wiederanpfiff nicht aus ihrer Rolle der Passivität heraus. Der Tabellensiebte der Serie A wirkte weiterhin erwachsener, robuster, entschlossener, viel näher an einem Spielplan als die Mannschaft von Xabi Alonso, die ihre offensiven Qualitäten nicht mehr auf den Platz bringen konnte. Und so war es folgerichtig, dass die Gastgeber in Führung gingen. Robert Andrich verlor im Mittelfeld einen Zweikampf gegen Edoardo Bove, dessen Pass bei Tammy Abraham landete, der Lukas Hradecky zu einer weiteren Glanztat zwang. Der abgewehrte Ball landete vor den Füßen des gebürtigen Römers Edoardo Bove, der die Übersicht behielt und zum 1:0 einschoss.
Damit wollte sich der AS Rom gegen immer harmloser werdende Leverkusener schließlich zufrieden geben. Und das hätte sich um ein Haar gerächt. Drei Minuten vor Schluss erschlich sich Jeremie Frimpong einen durch den Strafraum irrenden Ball, schoss aufs Tor. Torhüter Rui Patricio war schon geschlagen, aber Bryan Cristante wehrte den Ball mit dem Bauch vor der Linie ab.
AS Rom: Patricio - Cristante, Mancini, Ibanez - Celik, Bove, Matic, Spinazzola - Pellegrini - Belotti, Abraham. Bayer 04 Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Kossounou - Hincapie, Palacios, Andrich, Frimpong - Wirtz, Hlozek, Diaby. Tore: 1:0 Bove (63.); Schiedsrichter: Michael Oliver (England); Zuschauer: 64 000.