- 2018 wechselte Benjamin Henrichs nach zwölf Jahren in Leverkusen für 20 Millionen Euro Ablöse zur AS Monaco.
- Während die Bundesliga ihre Saison fortsetzen will, wurde der Spielbetrieb in Frankreich abgebrochen.
- Henrichs spricht im Interview über die Corona-Krise und seine fußballfreie Zeit in Köln.
Köln – Benjamin Henrichs (23) ist deutscher Nationalspieler, Vize-Europameister mit der U21 und hat zwölf Jahre bei Bayer 04 Leverkusen gespielt, bevor er 2018 für 20 Millionen Euro zur AS Monaco wechselte. Während der Corona-Krise lebt Henrichs derzeit in seiner Heimatstadt Köln und darf nicht Fußball spielen, während sich seine deutschen Kollegen auf die Fortführung der Saison vorbereiten.
Die Saison in Frankreich ist abgebrochen. Wie hat der Verein AS Monaco reagiert?
Zu Beginn haben wir vom Verein individuelle Trainingspläne bekommen, um uns fit zu halten. Das läuft ähnlich, wie bei anderen Klubs. Ich kann aber sagen, dass einem schon nach kurzer Zeit das Mannschaftstraining fehlt. Natürlich ist das eine andere Belastung und nicht vergleichbar mit den Einheiten, mit denen wir uns allein zu Hause fit halten.
Wie waren die letzten Wochen zwischen dem letzten Spiel und dem Abbruch in Monaco?
Wir hatten schon von anderen Ligen mitbekommen, dass deren Spiele teilweise abgesagt oder zu Geisterspielen umgewandelt worden sind. Mit der Zeit haben wir uns dann auch gefragt, ob und warum wir überhaupt noch weiter trainieren beziehungsweise spielen sollen. Denn es hat alles darauf hingedeutet, dass die Saison unterbrochen wird. Und so ist es dann auch gekommen. Vor dem letzten Spiel hatten wir noch eine Schulung zum Thema Corona – doch letztendlich wurde das Spiel abgesagt und die Saison war für uns vorzeitig beendet.
Sie sind zurück in der Heimat. Wie erleben Sie Deutschland jetzt?
Die Regeln in Frankreich waren strenger und die Ausgangssperre endete gerade erst am 11. Mai. Also wurde mir schnell klar, dass ich nach Hause zu meiner Familie will. Seitdem verbringe ich mit ihnen und meinem Hund sehr viel Zeit – trotzdem wünsche ich mir, dass das Ganze so schnell wie möglich wieder vorbei ist und der gewohnte Alltag einkehrt.
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Die Bundesliga plant eine Saisonfortsetzung mit Geisterspielen. Welche Gedanken haben Sie dazu?
Man konnte in den letzten Wochen sehen, wie professionell in der Bundesliga gearbeitet wird. Bestätigt wurde das kürzlich auch von Seiten der Politik, die das Konzept der DFL als angemessen befunden hat. Den Spielplan aufrechtzuerhalten – daran ist in anderen Ländern derzeit überhaupt nicht zu denken. Sofern die Spieler wöchentlich getestet werden, sie keiner Gefahr ausgesetzt sind und der Bevölkerung keine Tests weggenommen werden, ist die Fortführung der Bundesliga meiner Meinung nach dennoch vertretbar.
Wissen Sie, wie Ihre Kollegen aus der Bundesliga das sehen?
Das letzte Mal, als ich mit jemanden darüber gesprochen habe, wurde noch in Kleingruppen trainiert. Fußball auf Abstand, keine Zweikämpfe und dann noch die Zeit in der Kabine unter Einhaltung bestimmter Hygiene-Vorschriften – das ist alles schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber natürlich absolut notwendig, solange keine Klarheit über das Virus herrscht. Seitdem das Mannschaftstraining wieder angefangen hat, habe ich aber noch mit keinem meiner ehemaligen Kollegen Kontakt gehabt.
Wissen Sie, wann Ihr nächstes Training, Ihr nächstes Spiel stattfinden wird?
Das nächste Training in Frankreich sollte am 1. Juli stattfinden – quasi der Vorbereitungsstart auf die kommende Saison. Die Saison 2020/21 soll wohl – Stand heute – am 22. oder 23. August wieder starten.
Wie fühlt es sich in dieser Zeit an, Fußballprofi zu sein zwischen dem Privileg finanzieller Sicherheit und der Ungewissheit, ob und wann ihr Beruf weitergehen wird?
Gerade in dieser Zeit ist es für mich wichtig, etwas zurückzugeben. So habe ich das Projekt „WeKickCorona“ von Joshua Kimmich und Leon Goretzka unterstützt sowie einigen Leute finanziell geholfen, die durch Corona persönlich betroffen sind und keine Einnahmen mehr generieren konnten. Der Fußball wird sich erholen, darum mache ich mir keine Sorgen.
Sie leben als junger Mensch jetzt im Rheinland. Was hilft da gegen Einsamkeit?
Ich bin aktuell bei meiner Schwester und bei meinen Eltern – dadurch bin ich zum Glück nicht einsam. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie, die ich durch den Fußball normalerweise nicht habe. Ich schätze diese Zeit sehr, denn ich weiß nicht, wann wir das nächste Mal so viel beisammen sein können.