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Letztes Fan-Fest vor CoronaLeverkusens denkwürdige Nacht in Glasgow

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Die Bayer-Profis feiern den Sieg in Glasgow mit ihren Fans.

Leverkusen – In den Katakomben des berühmten Ibrox Stadium überschlugen sich am Abend des 12. März 2020 die Nachrichten. Hat die Uefa bereits alle Wettbewerbe unterbrochen? Sind die Mannschaft und die etwa 800 Fans von Bayer 04 Leverkusen umsonst nach Glasgow gereist? Dazu gab es erste Meldungen aus Deutschland, dass die Schulen geschlossen werden sollten. Die umfassende Ungewissheit war greifbar.

Das neuartige Coronavirus hatte Europa erreicht. Noch wusste niemand so recht, wie auf eine sich anbahnende Pandemie reagiert werden sollte. Impfungen gab es keine, auch Masken gehörten neben Schlüssel, Handy und Portemonnaie noch nicht zum täglichen Taschen-Inventar. Klar war nur: Große Menschenansammlungen sind nicht die allerbeste Idee. Darum hatten der 1.FC Köln und Borussia Mönchengladbach auch einen Tag zuvor das allererste Bundesliga-Geisterspiel absolviert und es wurde hitzig diskutiert, ob sich der Fußball der sich anbahnenden Pandemie beugen muss.

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In Glasgow musste er es an diesem Abend beim Achtelfinal-Hinspiel der Europa League zwischen den Rangers und Bayer 04 noch nicht, lediglich Vorsichtsmaßnahmen wurden ergriffen. In der mit 47.494 Fans ausverkauften und wunderbar lauten Arena hatte es die Uefa den Einlaufkindern untersagt, Hand in Hand mit den Profis aufs Feld zu kommen, sie mussten zwei Meter Abstand halten. Im kleinen und maskenfreien Presse-Raum des Ibrox durften sich die Reporter das Essen nicht selbst nehmen, es wurde ihnen von dafür abgestelltem Personal überreicht. Und nach dem Spiel kamen nur Leverkusener Spieler in die Mixed-Zone für Gespräche mit den Journalisten – die Schotten hatten ihren Profis dieses klassische Ritual untersagt.

Havertz, Aránguiz und Bailey

Kurz nach dem Abpfiff, Leverkusen hatte nach Toren von Kai Havertz, Charles Aránguiz und Leon Bailey mit 3:1 – und damit elf der letzten 13 Pflichtspiele – gewonnen, unterbrach die Uefa alle Wettbewerbe. Die nationalen Ligen zogen später nach. Die Partie zwischen den Rangers und Bayer 04 war somit das letzte große Match in Europa, das in einem ausverkauften Stadion stattfinden durfte – ein würdiger Abschied vor großartigen Fans, wenn auch womöglich fahrlässig in der Gesamtkomposition.

Weiter ging es erst im Sommer. Und Bayer 04 konnte nicht an die grandiosen Leistungen aus der Zeit vor der Pandemie anknüpfen. In der Europa League war im Viertelfinale Schluss. In der Bundesliga reichten die Kräfte nicht, die Werkself landete auf Rang fünf. Und das Pokalfinale ging 2:4 gegen die Bayern verloren. So blieb der Abend im Ibrox für Spieler und Fans als prägendes Erlebnis eines der Highlights der ersten von bereits drei Corona-Spielzeiten.

Am Donnerstag im Celtic Park

Nun geht es für Bayer 04 in der Europa League erneut nach Glasgow. Im zweiten Vorrundenspiel trifft die Werkself diesmal im kaum weniger ikonischen Celtic Park auf den Erzrivalen der Rangers. Am Donnerstagabend (21 Uhr/RTL) schließt sich ein Kreis: Wieder reist Leverkusen in Topform nach Glasgow. Und wieder wird vor einer beeindruckenden Kulisse gespielt, 56.000 Zuschauer sind erlaubt. Gute Voraussetzungen für einen weiteren denkwürdigen Abend.