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LeverkusenRudi Völler zwischen Corona, Fan-Wahnsinn in Ibrox und Geisterspiel zuhause

Lesezeit 3 Minuten
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Bayer-Geschäftsführer Rudi Völler

  1. Der Bayer-Geschäftsführer richtet sich nach dem Rat der Experten und bleibt ruhig.
  2. Der Weltmeister von 1990 blickt nach Italien und warnt vor vorschnellen Szenarien.
  3. Trotz allem zeigt sich Völler zufrieden mit der sportlichen Entwicklung in drei Wettbewerben.

Leverkusen – Kurz vor dem Abflug zum Europa-League-Spiel zu den Glasgow Rangers spürt auch Bayer 04 Leverkusen die Auswirkungen des Coronavirus’ mit voller Wucht. Im Ibrox Stadium wird die Mannschaft von Peter Bosz, wenn nicht kurzfristig anders entschieden wird, vor 50 000 Zuschauern im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales auftreten. Vier Tage später in der Bundesliga gegen Werder Bremen spielt sie dann schon, wie am Dienstag verkündet wurde, vor leeren Rängen. Wiederum drei Tage später, am Donnerstag, 19. Februar wird, wenn nicht ein Wunder geschieht, im Rückspiel gegen die Rangers das erste Geisterspiel in der BayArena stattfinden.

Auf die Experten hören

Rudi Völler hat im Umgang mit der Krise nur eine Strategie: Beschlüsse umsetzen. Bayers Geschäftsführer Sport sagt: „Ein bisschen war es ja zu erwarten, dass es so kommen würde. In Italien hat man schon vor Wochen mit Geisterspielen begonnen. Ich habe einen engen Draht nach dort über meine Familie und den AS Rom. Wir alle haben aber so etwas noch nicht erlebt, das ist für alle neu. Die medizinische Seite müssen die Gesundheitsexperten beurteilen, und auf dieser Grundlage werden die Dinge entschieden. An uns liegt es dann, das Beste daraus zu machen.“

Eine Bundesliga, die bis ans Ende der Saison ohne Zuschauer spielt, mag sich der Weltmeister von 1990 allerdings noch nicht vorstellen. „Am Montag gibt es noch einmal eine außerordentliche Mitgliederversammlung der DFL. Da werden sicherlich einige Szenarien durchgesprochen. Sich vorher an Spekulationen zu beteiligen über mögliche Maßnahmen oder Folgen, halte ich für falsch. Das hilft niemandem, im Gegenteil. Bei allen berechtigten Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden, sollte man besonnen mit diesem Thema umgehen und nicht in Hysterie verfallen."

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Dass die Saison zu Ende gespielt werden sollte, steht für Völler außer Frage. „Wir sollten versuchen, wie alle anderen Ligen, die dieselben Probleme haben – Italien hat noch viel größere – eine Lösung zu finden. Wir spielen am Donnerstag in Schottland, da wird eine tolle Stimmung sein. Und am Montag in Bremen spielen wir ohne Zuschauer. Es werden Maßnahmen und Verordnungen getroffen. Wir richten uns danach. Die Gesundheit geht vor, das akzeptieren wir.“

Dass die Mannschaft auf dem Weg zur erfolgreichsten Saison seit den Tagen der Vize-Titel ist, muss in der Gesundheitsdiskussion untergehen. Allerdings gibt es neben der medizinischen auch eine sportliche Realität. In der wird Bayer 04 am Donnerstagabend im Ibrox Park in Glasgow als Favorit antreten. „Was wir im Moment richtig top hinkriegen, sind nicht nur die Spiele an sich, es ist auch die Flexibilität des Kaders. Deshalb haben wir letzten Sommer und jetzt auch im Winter auf dem Transfermarkt nachgelegt. Wir hatten darauf spekuliert, dass wir in der Rückrunde viele Englische Wochen haben werden. Die haben wir jetzt“, sagt Völler. Schwere Verletzungen wie die von Kevin Volland (Syndesmoseriss, Saisonende droht) und Sven Bender (Innenbandanriss im Knie, wochenlange Pause droht) hätten das Gebilde noch vor Monaten schwer erschüttert.

Edmond Tapsoba ist der große Gewinner

Jetzt hat die Mannschaft in unterschiedlichsten Aufstellungen und Systemen immer weiter Erfolg. Besondere Bedeutung hat für die neue Stabilität der 21-Jährige Edmond Tapsoba, der im Winter aus Portugal (Vitoria Guimaraes) gekommen war und auf Anhieb zu einem unverzichtbaren Innenverteidiger geworden ist. „Wir waren von seinem Talent überzeugt. Das war aber eine mittel- und sogar langfristige Entscheidung. Dass es bei ihm jetzt so schnell geht, das war in der Form nicht zu erwarten. Umso besser. Er macht das natürlich toll. Simon Rolfes und unsere Scouts haben gute Arbeit geleistet, aber er hat in der Europa-League-Gruppenphase mit Guimaraes gegen Eintracht Frankfurt und Arsenal gespielt. Da war er gut zu beobachten.“