Der Schweizer Mittelfeldchef des Werksklubs war nach zwei verspielten Führungen und dem 2:2 in Bremen auf der Palme.
Leverkusens Granit Xhaka„Ich muss schauen, dass ich jetzt nichts Falsches sage“
Je häufiger Granit Xhaka die zurückliegenden 90 Spielminuten Revue passieren ließ, desto wütender wurde der Schweizer Routinier. „Ich muss schauen, dass ich jetzt nichts Falsches sage“, brodelte der Mittelfeldchef von Bayer 04 Leverkusen nach dem durchwachsenen Auftritt der Werkself am Samstagabend beim 2:2 gegen den SV Werder Bremen. Die Worte fielen in der Mixed-Zone, bei seinen TV-Interviews zuvor hatte der 32-Jährige noch zurückhaltender geklungen.
„Das ist enttäuschend. Wir spielen gut, aber wir kriegen zu einfache Gegentore. Auf diesem Niveau kannst du dann keine Spiele gewinnen“, sagte Xhaka in der Reporter-Runde. „Wenn du nach acht Spieltagen 15 Tore bekommst, im Schnitt fast zwei Tore, dann reicht es nicht, um ganz oben mitzuspielen.“ Denn Bayer 04 war es nicht gelungen eine zweimalige Führung in einen Sieg zu verwandeln. In der laufenden Spielzeit gab Leverkusen bereits neun Punkte nach Führungen ab – in der Doublesaison war es kein einziger. Nur folgerichtig trennen den Werksklub deshalb bereits fünf Punkte von Tabellenplatz eins.
Bayer 04 Leverkusen wartet weiter auf der erste zu-Null-Spiel
Auch im Weserstadion hatte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso teils massive Defensiv-Probleme offenbart, ein treuer Begleiter des Meisters in der aktuellen Saison. Noch immer wartet Leverkusen auf das erste zu-Null-Spiel. Bayer 04 kassierte bisher mehr Gegentreffer (15) als Aufsteiger St. Pauli (11) oder Mainz 05 (13). Zeitgleich ist der Werkself ihre markante Dominanz ein Stück weit abhandengekommen. Der SV Werder lief mehr als Leverkusen (117 zu 116,6 km), gewann mehr Zweikämpfe (56:44 Prozent) und hatte fast so viel Ballbesitz wie Bayer 04 (43:57 Prozent).
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So witterten die Bremer auch schnell ihre Chance auf Punkte und kamen durch Marvin Ducksch früh zu mehreren guten Chancen. Bayer 04 ließ erst nach einer halben Stunde sein Können aufblitzen, zeigte sich aber gnadenlos effizient. Florian Wirtz hatte den Ball schön zu Jeremie Frimpong durchgesteckt, der Niederländer flankte flach und hart, im Zentrum hatte Victor Boniface das perfekte Timing und drückte das Spielgerät zum 1:0 unter die Latte (30.) – eine eindrucksvolle Rückkehr des Nigerianers nach seinem glimpflich verlaufenen Autounfall.
Marvin Ducksch beendet Torlos-Serie im Weserstadion
Doch Sicherheit gewann Bayer 04 nicht durch das schön herausgespielte Tor. Mitte der zweiten Halbzeit belohnte sich Ducksch dann für seinen engagierten Auftritt und erzielte das erste Bremer Heimtor nach 161 Tagen (74.). Begünstigt wurde der Kopfball ins lange Eck durch gleich zwei leichte Fehlpässe von Edmond Tapsoba wenige Augenblicke zuvor und ein schlechtes Stellungsspiel von Jonathan Tah nach der Flanke von Julian Malatini.
Die im Weserstadion lange vermisste Torhymne „I’m Gonna Be (500 Miles)“ der schottischen Band The Proclaimers war kaum verstummt, da lag Bayer 04 abermals in Führung. Wieder hatte ein Bremer getroffen – diesmal allerdings ins eigene Netz. Nach einer Flanke von Robert Andrich bedrängte Frimpong seinen Gegenspieler Felix Agu, sodass dessen versuchter Befreiungsschlag als wuchtiger Rechtsschuss unter der Latte landete (78.). Das Bayer 04 der letzten Saison wäre spätestens jetzt in einem Sturm der Spielfreude entfesselt über den Gegner hergefallen. Doch diese Selbstverständlichkeit und der nötige Mut stehen derzeit nicht zur Verfügung. Stattdessen erzielte Romano Schmid in der 90. Minute, Leverkusens Primetime der Meister-Saison, das 2:2, ein satter Rechtsschuss von der Strafraumkante. Taposoba war zu weit weg, Keeper Lukas Hradecky wirkte unglücklich, hatte aber auch die Sicht versperrt.
„Man sieht, dass wir zu weit weg von den Gegnern sind“, ärgerte sich Xhaka. „Es regt mich brutal auf, jeder von uns muss nochmal zehn bis 20 Prozent mehr geben.“ Trainer Xabi Alonso übte für seine Verhältnisse ebenfalls deutliche Kritik. Die Defensivarbeit seiner Mannschaft sei „zu soft“ gewesen. „Wenn wir kompetitiv sein wollen, dann müssen wir bereit sein, uns aufzuopfern.“