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Nach Pokal-BlamageDie Krise ist nach Leverkusen zurückgekehrt

Lesezeit 3 Minuten
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Fassungslosigkeit nach einer weiteren vergebenen Chance bei Iker Bravo (l.) und Amine Adli

Leverkusen – Gleich zwei Protagonisten hatte Bayer 04 Leverkusens fürchterlicher Pokalabend gegen den Karlsruher SC. In erster Linie Lukas Hradecky. Der finnische Keeper, dem in der 63. Minute sein bislang einziger schwerer Patzer der Saison unterlaufen war – ein Fehlpass auf Kyoung-Rok Choi über wenige Meter, auf den das 2:1 folgte. Dass dieser Treffer für den Zweitligisten letztlich siegbringend war, lag am zweiten Protagonisten, Iker Bravo. Der mit 16 Jahren, neun Monaten und 15 Tagen jüngste Leverkusener Profi überhaupt hatte knapp 120 Sekunden nach seiner Einwechslung in der 77. Minute aus zehn Metern freistehend übers leere Tor geschossen. Für einen Stürmer ein ähnlich schlimmer Patzer wie Hradeckys Aussetzer für einen Keeper. „Lukas ist erfahren, bei ihm mache ich mir keine Sorgen. Aber Iker könnte eine schlaflose Nacht haben“, mutmaßte Trainer Seoane.

Wieder fliegt Leverkusen gegen unterklassigen Gegner aus dem Pokal

Es fügt sich gut ein in die Verläufe der letzten Partien: Routinier und Jungstar haben also gemeinsam großen Anteil am abermaligen Leverkusener Pokal-Aus gegen einen unterklassigen Kontrahenten. Dem vierten in den letzten sechs Wettbewerben – vor dem KSC hießen die Stolperfallen Essen (20/21), Heidenheim (18/19) und Lotte (16/17). „Die Niederlage war völlig unnötig, die Enttäuschung ist noch groß. Im Pokal sind wir in den letzten Jahren viel zu oft an unterklassigen Gegnern gescheitert“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag.

Nach nun vier Spielen ohne Sieg ist Trainer Seoane in seine erste Krise mit Bayer 04 gerutscht, der herausragende Saisonstart wirkt bereits weit weg. Zumal sich Leverkusen mal wieder den schnellsten Weg zu viel Ruhm und einen Titel, den DFB-Pokal, verbaut hat. Neben den individuellen Aussetzern in hinterster und vorderster Reihe hatte die Werkself am Mittwochabend noch viele schlampige Abwehrversuche und noch mehr schlampige Konter zu bieten. Keine Kombination und kein Flankenlauf schien mehr selbstverständlich – daran änderte selbst die späte Einwechslung des krankheitsgeschwächten Florian Wirtz nichts, der 18-Jährige fand keine Mittel, um das Desaster zu vermeiden. „Wir haben zu viele Chancen liegen lassen. Im Pokal tut so etwas natürlich besonders wehr. Aber auch wenn es hart ist, müssen wir daraus lernen“, sagte Rolfes, der auf ausschweifende Kritik verzichtete.

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Keeper Hradecky hatte kurz nach dem Spiel deutlichere Worte gefunden. „Das ist ein schwerer Schlag für mich persönlich, wenn man so einen Fehler macht. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Scheiß Niederlage!“, sagte der Finne. Jonathan Tah, dessen gute Form seit seiner offensiven Äußerungen von DFB-Elf-Ambitionen, Stück für Stück weggebröckelt ist, ergänzte: „Jeder muss noch mehr für die Mannschaft geben. Wir dürfen nicht anfangen, darüber zu reden, dass wir in einem Loch sind.“

Am Samstag gastiert Wolfsburg in der Bay-Arena

Von einer Duplizität der Ereignisse wollten aber weder Tah noch Rolfes mit Blick auf die Vorsaison und dem Absturz nach der Bayern-Pleite etwas wissen. Woher sie die Sicherheit nehmen? „Weil wir nicht im letzten Jahr sind“, antwortete Tah kurz und knapp. Leverkusens Sportdirektor sagte: „Damals hatten wir kaum Möglichkeiten. Jetzt hatten wir Chancen für fünf Spiele. Viele Chancen zu haben, ist etwas Positives – wenn auch keine Garantie für die Zukunft.“ Eine Saison gehe nie „glatt durch, jedes Team hat irgendwann mal irgendwelche Probleme“, so Rolfes. „Da muss man sich dagegenstemmen, noch einen Meter mehr machen, um diese Phasen möglichst kurz zu halten.“

Nächster Gegner ist am Samstag in der Bundesliga der VfL Wolfsburg. Die Niedersachsen gastieren zum Debüt von Trainer Florian Kohfeldt in der Bay-Arena (15.30 Uhr/Sky).