Leverkusen – Die Erleichterung war spürbar und die Freude groß am Dienstagabend, als Schiedsrichter Felix Zwayer um 22.22 Uhr das Bundesliga-Spitzenspiel beendete. Bayer 04 Leverkusen hatte nach frustrierenden Wochen die Kurve bekommen und Borussia Dortmund verdient 2:1 (1:0) besiegt. Nach vier Partien ohne Erfolg meldete sich die Werkself zurück im Rennen um die Plätze ganz oben, übernahm zumindest bis Mittwoch Rang zwei und hielt den BVB drei Punkte auf Distanz.
Das gelang Leverkusen auch dank zwei wichtiger Rückkehrer: Neben Florian Wirtz feierte überraschend Charles Aránguiz sein Startelf-Comeback. Während der 17-jährige Wirtz nur drei Spiele wegen Kniebeschwerden pausiert hatte, musste Kapitän Aránguiz rund drei Monate mit Achillessehnenproblemen aussetzen. Eigentlich hatte Trainer Peter Bosz geplant, den Chilenen langsam ins Team zurückzuführen. Doch Julian Baumgartlingers kurzfristiger Ausfall warf die Überlegung über den Haufen.
Der taktische Plan von Bosz ging hingegen nach einigen wackligen Minuten und einer Rettungstat von Lukas Hradecky gegen Erling Haaland (3.) sehr ordentlich auf. In der 14. Minute gewann Wendell in der eigenen Hälfte einen Luftzweikampf, Leon Bailey kam an den Ball. Und der Jamaikaner hob kurz den Kopf und spielte einen bis ins letzte Detail perfekten 50-Meter-Flugball in den Lauf des durchstartenden Moussa Diaby. Der Franzose nahm sich ein Vorbild an der Perfektion und schloss nach starker Ballannahme zum 1:0 ab.
Dortmund kombinierte sich anschließend wiederholt sehenswert durch die Leverkusener Hälfte, verzettelte sich dann aber und brachte die Bälle nicht gefährlich aufs Tor von Hradecky. Auf der anderen Seite hatte die Werkself immer wieder Kontermöglichkeiten. Diaby und Lucas Alario vergaben nach schöner Vorarbeit von Wirtz eine Doppelchance zum 2:0 (27.). Es hatte sich ein temporeiches und hochklassiges Spitzenspiel entwickelt. Vor allem, weil beide Mannschaften viele Freiheiten genossen, Bayer 04 noch einige mehr als der BVB. Und dann versprechen die Namen Haaland, Sancho, Reus, Bailey, Diaby und Wirtz ein Spektakel.
Obwohl Dortmund immer wieder an und in den Leverkusener Strafraum kam, hatte Bayer 04 dank der enormen Tempovorteile auf den Flügeln die besseren Chancen. Doch Diaby aus der Distanz und Alario per Kopf nach perfekter Flanke des Franzosen ließen gute Möglichkeiten ungenutzt. Stefan Kießling, Sturm-Legende von Bayer 04 und heute Assistent der Geschäftsführung, sagte zur Pause: „Es ist fast schon zu wenig mit dem 1:0, da hätten wir uns noch mehr belohnen können.“
Kießlings Vorahnung, die Führung könne „zu wenig“ sein, bewahrheitete sich in der zweiten Halbzeit. Leverkusen geriet ins Zittern, als Dortmund den Druck Stück für Stück erhöhte. Immer wieder verhinderte ein Fuß, ein Knie oder die überzogene Verspieltheit des BVB den Ausgleich. So verpufften die Angriffswellen der Gäste bis zu 67. Minute. Dann wurde Leverkusen die eigene Liebe zum Ball zum Verhängnis. Erst verhinderte Jonathan Tah um jeden Preis eine Ecke, dann verweigerten erst Diaby und anschließend Wirtz den weiten Befreiungsschlag. Der bis dato wirkungslose Julian Brandt kam an den Ball und schob ihn zum Entsetzen der Ex-Kollegen vorbei an Hradecky ins rechte untere Eck.
Der BVB drückte nun auf die Führung und mancher Leverkusener dachte vielleicht schon an das Spiel gegen den FC Bayern kurz vor Weihnachten, als die Werkself nach starker erster Halbzeit samt Führung die Partie noch aus der Hand gab und 1:2 verlor. Doch wiederholte sich die Geschichte nicht. Denn der eingewechselte Patrik Schick profitierte von einer schwachen Ballannahme Meuniers. Diaby startete durch und bediente Wirtz im Zentrum, der von der Strafraumkante mit einem strammen Rechtsschuss zum 2:1 traf.