Leverkusen – Mit wenigen Sätzen hat Gerardo Seoane noch Bezug genommen auf das Pokal-Debakel am vergangenen Samstag in Elversberg. „Wir waren alle enttäuscht. Bis Montag, Dienstag hatten wir noch nicht das breite Lachen im Gesicht“, sagte der Trainer von Bayer 04 Leverkusen am Freitag. Aber dann musste der Haken hinter die Niederlage beim Drittligisten. Wichtig sei die Reaktion der Spieler auf dem Trainingsplatz gewesen. Und die habe ihn überzeugt. „Ich war zufrieden mit der Intensität und dem Engagement, ich spüre beim Team die Lust und den Willen zur Verbesserung“, berichtet der Schweizer.
Damit konnte der Blick uneingeschränkt auf den Bundesliga-Start gerichtet werden, das Top-Spiel am Samstagabend um 18.30 Uhr bei Borussia Dortmund. Den Auftritt in der westfälischen Fußball-Oper vor 80.000 Zuschauern, von denen gut 5000 Fans von Bayer 04 sein werden. „Große Freude, große Herausforderung“ sind die Begriffe, die dem Schweizer dazu einfallen.
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Er selbst hat noch nie vor einer solchen Menge von Menschen eine Mannschaft betreut. In der Vorsaison, als Bayer 04 am 6. Februar mit 5:2 Toren gewann, waren wegen den Corona-Einschränkungen 70 000 Zuschauer weniger im Stadion. Trotzdem beruft sich Seoane gern auf diese „guten Erinnerungen“. Es war das vielleicht beste Spiel seiner Mannschaft, seit er in Leverkusen ist. Allerdings mit einem überragenden Florian Wirtz in der Zentrale, der nach seinem Kreuzbandriss noch in der Aufbauphase steckt.
Das Pokal-Aus hält den Trainer nicht davon ab, sich zur Rolle des Bayern-Jägers zu bekennen. „Es ist der Wunsch und der Auftrag von allen, die Meisterschaft spannend zu gestalten“, sagte Seoane, „und da kann jedes Team einen Beitrag leisten, indem man es schafft, den Bayern Gegenwehr zu leisten. Das ist einigen Teams vergangene Saison schon sehr gut gelungen.“
Alle wüssten um die Qualität der Bayern. „Aber es gibt Klubs, die viel investieren, um Schritt für Schritt den Anschluss zu schaffen und berechtigte Ambitionen haben. Zu denen wollen wir als Dritter der letzten Saison gehören, auch wenn sich das nach dem Aus im Pokal vielleicht vermessen anhört und es so aussah, als wären wir noch ganz weit weg. Ich glaube, wir werden unser wahres Leistungsniveau schnell wieder erreichen.“
Gerardo Seoane erklärte auch, warum er das glaubt. „Wir haben eine spannende Mannschaft mit Spielern, die einen Schritt nach vorn gemacht haben und einen weiteren noch machen können. Wir sind ambitioniert, wir sind auf allen Ebenen bestrebt, uns zu verbessern. Längerfristig. Da gehören Rückschläge dazu.“
Das Spiel am Samstag wird ein erstes Indiz dafür sein, wie viel Fantasie und wie viel Wahrheit in diesem behaupteten Selbstbewusstsein steckt. Das 3:4 in Elversberg wie Geschäftsführer Simon Rolfes („Das waren nicht wir“) zum rätselhaften Phänomen zu erklären, ist das eine. Die richtigen Leute mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Plan gegen eine echte Klasse-Mannschaft auf den Platz zu stellen, etwas anderes. „Das Wichtigste ist gegen eine solch spielstarke Mannschaft, dass man gegen den Ball sehr homogen arbeitet, die Räume schließt, sich unterstützt und sich hilft“, erklärte Seoane in einer exakten Beschreibung all dessen, was im Pokal gefehlt hat, „und wenn man eine höhere defensive Aggressivität an den Tag legt, dann kommt man auch offensiv zu besseren Chancen.“
Das ist der Anspruch, dem Bayer 04 Leverkusen im vermutlich schwersten Spiel der Saison nach den Duellen mit dem FC Bayern genügen muss. Gerardo Seoane schreckt das auch mit der Last des Ausscheidens aus dem DFB-Pokal nicht: „Für mich ist das nicht Druck, sondern viel mehr Motivation, aus unseren Möglichkeiten das Maximale herauszuholen.“