Beim Sieg gegen Borussia Mönchengladbach offenbart Leverkusen Defensivschwächen, die Trainer Xabi Alonso im Fokus hat.
Nach Auftaktsieg in GladbachBayer-04-Coach Xabi Alonso wird deutlich: „Das ist nicht unser Standard“
Robert Andrich brauchte nach dem spektakulären 3:2-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach am Freitagabend nicht lange, um vom Emotions- in den sachlichen Analysemodus zu schalten. „Grundsätzlich haben wir erstmal ein sehr, sehr schwieriges Auswärtsspiel in Gladbach in einem Derby gewonnen. Da können wir heute schon mal sehr zufrieden sein“, sagte der Leverkusener Mittelfeldspieler, konzentrierte sich dann aber vor allem auf die Fehler bei den beiden Gegentoren, die dazu führten, dass es trotz vermeintlich komfortablen 2:0-Vorsprungs noch einmal knapp wurde.
In der Betrachtung fand Andrich dann auch Elementares, an dem gearbeitet werden müsse. „Es kann manchmal passieren, dass du tiefer stehst, verschiebst und den Gegner mal kommen lässt. Aber ich glaube schon, dass du dann in den Momenten so 20 Meter vor dem Tor aggressiv oder zumindest am Mann dran sein solltest. Und das waren wir bei den zwei Toren nicht“, analysierte Andrich und fordert mehr von sich und seinem Team: „Es hat einfach mit dem Verhalten zu tun, dass du das Tor verteidigen willst. Und da fehlen uns schon noch ein paar Prozente, muss ich ehrlich sagen.“
Leverkusen hatte nach stürmischer Anfangsphase der Gladbacher das Spiel mehr und mehr kontrolliert, lag zur Pause durch das Traumtor von Granit Xhaka und den Treffer von Florian Wirtz mit 2:0 vorne. Anschließend verpasste es die Werkself trotz guter Chancen, das 3:0 zu machen. „Wir haben das in der Halbzeit angesprochen: Wir dürfen keinen Schritt nach hinten machen, sondern müssen weiterhin nach vorne spielen. Wenn Jeremie (Frimpong, Anm. d. Red) das 3:0 macht, dann ist das Spiel gegessen. Doch somit gibt es dem Gegner nochmal die Möglichkeit, zurückzukommen“, sagte Xhaka.
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Xabi Alonso redet Tacheles
Die Hausherren kamen zunächst durch eine Standardsituation und das Nachsetzen von Nico Elvedi zurück ins Spiel, weckten so auch das Publikum wieder auf und glichen in den Schlussminuten durch das Zusammenspiel von Kevin Stöger und Tim Kleindienst aus. In dieser Szene wurde die Passivität der Leverkusener besonders offensichtlich. Das kritisierte dann auch Trainer Xabi Alonso in aller Deutlichkeit. Der Spanier weiß, dass dieser Faktor eine wichtige Rolle im Lauf der Saison spielen wird. „Wir waren nicht so kompakt. Wir waren ein bisschen passiv, auch in einigen Phasen in der ersten Halbzeit“, sagte Alonso. „Es ist etwas, was wir besser machen müssen. Das ist sehr wichtig. Das zweite Gegentor war viel zu einfach. Das ist nicht unser Standard. Wir wollen unseren Standard verbessern. Das ist das Ziel.“
Am Ende verdankte Bayer den Sieg mal wieder seiner mentalen Stärke in den letzten Spielminuten. Mit aller Qualität drückte die Werkself auf den Siegtreffer, der letztlich umstritten fiel. Ko Itakura hatte Amine Adli im Strafraum gefoult, was aber letztlich nur durch eine spezielle Zeitlupe aus der Vogelperspektive vermeintlich deutlich wurde. Schiedsrichter Robert Schröder folgte dem Ratschlag von Videoschiedsrichter Benjamin Cortus und entschied nach Ansicht mehrerer Zeitlupen auf Elfmeter. Florian Wirtz verschoss, verwandelte aber den Nachschuss. Die Gladbacher fühlten sich betrogen. „Wir können sehr viele Sachen noch besser machen. Es war nicht perfekt, wir haben noch Luft nach oben, auf jeden Fall“, sagte Xhaka.
Den Beweis der schnellen Lernfähigkeit kann Bayer 04 in dieser Woche antreten, es ist die erste von vielen Englischen Wochen in dieser Saison. Da Leverkusen am ersten Pokalwochenende ausgesetzt hatte, um den Supercup gegen Stuttgart auszutragen, steigt das Nachholspiel bei Regionalligist Carl-Zeiss Jena an diesem Mittwoch (18 Uhr). „Es ist immer schöner, zu spielen, als zu trainieren. Wir haben die Englischen Wochen sowieso ab jetzt bis zum Ende des Jahres. Von daher, ob wir jetzt schon anfangen oder in der zweiten Woche, das macht keinen Unterschied“, betonte Andrich. „Wir haben es in der Vorbereitung auch schon so ein bisschen simuliert mit den drei Testspielen in einer Woche am Ende. Ich glaube, desto schneller wir in den Rhythmus reinkommen, desto besser.“
Leverkusens Sportgeschäftsführer warnte davor, schon vor der Partie den Einzug in die zweite Pokalrunde zu feiern. „In der ersten Runde haben sich fast alle Favoriten durchgesetzt. Aber manche Spiele waren auch eng“, sagte Simon Rolfes. „Jena wird mit Sicherheit ein anderes Spiel von der Ausrichtung her. Aber es ist trotzdem ein schweres Spiel. Wenn du die Sachen nicht top angehst, machst du einen großen Fehler. Wir fahren da hin, um in die zweite Runde einzuziehen, ohne Frage. Aber wir müssen voll konzentriert sein.“ Der Pflichtaufgabe in Jena folgt der erste richtige Prüfstein der noch jungen Bundesligasaison: Am Samstag kommt RB Leipzig in die Bay-Arena (20.30 Uhr). Der Meisterschaftsanwärter gewann sein Auftaktspiel gegen den VfL Bochum mit 1:0. Spätestens gegen die Offensivpower mit Xavi Simons, Benjamin Sesko, Lois Openda & Co wird sich zeigen, ob die Leverkusener im Rückwärtsgang wieder aktiver und erfolgreicher verteidigen.