- Der SC Fortuna Köln spricht sich in Folge der Corona-Pandemie für einen Abbruch der Saison der Regionalliga West aus.
- Stürmer Roman Prokoph sagt, eine Fortsetzung könnte ethisch nicht vertreten werden.
- In der nächsten Woche könnte eine Entscheidung fallen.
Köln – Roman Prokoph hat die Corona-Zwangspause, so sinnvoll es eben geht, genutzt. Der Stürmer des Fußball-Regionalligisten SC Fortuna Köln hat sich vor etwa zwei Wochen ein freischwimmendes Knochenstückchen aus dem Knie entfernen lassen. „Ich habe einen Tritt abgekommen und hatte seitdem Probleme“, berichtet der 34-Jährige. „Eigentlich war der Eingriff für den Sommer geplant, aber in Rücksprache mit unserer medizinischen Abteilung haben wir es vorgezogen. Da bin ich sehr glücklich drüber.“ Zuletzt verbrachte Prokoph deshalb viel Zeit in der Reha. Bald sollen die Fäden gezogen werden – dann könnte der Routinier wieder mit dem individuellen Training beginnen. Denn Einheiten auf dem Rasen in Kleingruppen gibt es beim SC Fortuna, anders als bei den Profiklubs, nicht.
Erst seit dem 1. April dürfen die Spieler des Südstadt-Klubs wieder unter Anleitung von Trainer Thomas Stratos arbeiten. Zuvor waren sie zu 100 Prozent in Kurzarbeit, seit Monatsbeginn nur noch zu 75. Das hat den Vorteil, dass die Spieler wieder versichert sind und sich Trainingspläne des Klubs geben lassen können. „Dazu wird Cyber-Training angeboten“, berichtete Prokoph. Addiert man Lauf- und Kraft-Übungen, kommt man auf etwa drei Stunden Bewegung pro Tag. „Der Sport ist ein wichtiges Ventil für uns, damit uns die Decke nicht auf den Kopf fällt“, so Prokoph. Allerdings vermisst der Stürmer den persönlichen Austausch mit den Teamkollegen und dem Trainerteam – rein digitale Kommunikation könne langfristig kein gleichwertiger Ersatz sein.
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An eine Fortsetzung der Regionalliga-Saison glaubt Prokoph indes nicht. Fortuna Köln, aktuell mit 29 Punkten Tabellenzwölfter, müsste noch zwölf Partien absolvieren. Angesichts der Pandemie ein unrealistisches Szenario für den gebürtigen Berliner. „Mein Gefühl sagt, dass die Saison nicht weitergeht“, sagte Prokoph. „Wir haben als Fortuna Köln eine Vorbild-Funktion. Und ich weiß nicht, ob wir es ethisch verkaufen könnten, wenn eine Mutter mit drei Kindern nicht arbeiten gehen kann, weil die Kitas zu sind, wir aber gleichzeitig Regionalliga-Fußball spielen“, sagte Prokoph. Die benötigten Coronatest-Kapazitäten wären zudem ein enormer finanzieller Aufwand. „Und ein Drittel der Mannschaft hat keinen Führerschein und kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Training. Das erhöht die Ansteckungsgefahr natürlich weiter“, so Prokoph. Auch Fortunas Vereinspräsident Hanns-Jörg Westendorf hatte sich für einen Abbruch der Meisterschaft ausgesprochen.
Telefon-Konferenz mit Klubs und Verband
Ob die Regionalliga-Saison fortgesetzt wird, soll am kommenden Mittwoch in einer Telefon-Konferenz zwischen Vertretern der Klubs und des Verbands besprochen werden. Benjamin Bruns, Geschäftsführer der Fortuna, geht ebenfalls von einem Abbruch aus. „Die neue Saison könnte dann am 1. September gestartet werden“, sagte Bruns. Wie man mit Auf- und Abstiegen umgehen würde, ist ebenfalls Bestandteil der Diskussion.
Fortuna Köln würde Abbruch der Saison verkraften
Der Südstadt-Klub würde einen Saisonabbruch laut Präsident Westendorf dank vieler treuer Sponsoren finanziell verkraften. Aktuell kommen auch die Spieler trotz Kurzarbeit über die Runden – denn im Vergleich zu Bundesliga-Profis verdienen Viertliga-Fußballer nur einen Bruchteil. „Der Verein ist bemüht gewesen, bei Härtefällen Ausnahmeregelungen zu treffen. Sonst hätte es bei einigen sicher mal schwierig mit der Miete werden können“, berichtete Prokoph. „Dafür bin ich gerade Ben Bruns sehr dankbar. Da haben wir Glück mit Fortuna Köln.“ Wenn man etwas Positives an der Krise finden wollen würde, so Prokoph, „dann, dass wir eine große Gemeinschaft gebildet haben“.