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Starke Zweitliga-AußenseiterWas ist das Erfolgsrezept von Elversberg, Magdeburg und Co.?

Lesezeit 4 Minuten
Machen den großen Namen der 2. Liga aktuell mächtig Druck: Elversberg um Robin Fellhauer (r.), hier im Duell mit Hamburgs Ludovit Reis. /Sebastian Bach

Machen den großen Namen der 2. Liga aktuell mächtig Druck: Elversberg um Robin Fellhauer (r.), hier im Duell mit Hamburgs Ludovit Reis.

Die Rückrunde der 2. Fußball-Bundesliga beginnt. Zwischen Platz eins und Platz neun liegen nur fünf Punkte – und mehrere Außenseiter dürfen aktuell vom Aufstieg träumen.

Die 2. Fußball-Bundesliga startet an diesem Wochenende in die Rückrunde. Ein Blick auf die Tabelle genügt, um zu erkennen: Spannung ist an den 17 ausstehenden Spieltagen garantiert. Den 1. FC Köln an der Tabellenspitze und den 1. FC Kaiserslautern auf Platz neun trennen fünf Punkte. Zwischen Relegationsrang drei, den aktuell der Hamburger SV belegt, und dem FCK sind es sogar nur zwei Zähler.

Sport 1, ehemals DSF, überträgt das deutsche Unterhaus traditionell im Free‑TV. Und der Sender warb oft gern mit dem Slogan: „Die beste 2. Liga aller Zeiten.“ Mit diesem Superlativ kam man alsbald nicht mehr hinterher, weil ständig mehr Traditionsklubs mit vielen Titeln in der Vita, einer großen Vergangenheit und einer breiten Anhängerschaft aus der Beletage abstiegen. Köln, der HSV, Hannover 96, Schalke 04 und Hertha BSC sind aktuell die besten Beispiele. Eine Rückkehr in die Bundesliga, die gelingt einigen entweder lange gar nicht – fragen Sie in Hamburg nach. Oder nur kurz, um dann wieder abzustürzen – so wie bei S04.

11.05.2024, Berlin: Fußball: 2. Bundesliga, Hertha BSC - 1. FC Kaiserslautern, 33. Spieltag, Olympiastadion. Trainer Friedhelm Funkel von FC Kaiserslautern spricht im Interview vor Spielbeginn. Foto: Andreas Gora/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Für Friedhelm Funkel fehlt den nominellen Spitzenmannschaften der 2. Bundesliga die Kontinuität.

Ob es sich derzeit um „die beste 2. Liga aller Zeiten“ handelt, mag schwer zu bemessen sein. Doch es ist wohl einer der spannendsten Zweitliga-Saisons, gerade im Aufstiegskampf. Woran das liegt? Einer, der sich in der Spielklasse – und besonders mit dem Sprung in die Bundesliga – bestens auskennt, liefert die recht eindeutige Antwort. „Keine Mannschaft punktet kontinu­ierlich, wie es sonst im Laufe der Hinserie sein sollte“, sagt Friedhelm Funkel. Der 71‑Jährige saß in 306 Spielen für neun verschiedene Klubs als Zweitliga-Coach auf der Bank. Mit Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Duisburg und Uerdingen (sogar zweimal) stieg er auf – damit stellte er einen Rekord auf.

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Außenseiter beweisen ihre Qualität

Zuletzt gelang dem Trainer-Oldie in der Endphase der Vorsaison mit Lautern der Klassen­verbleib und sensationell als Krönung der Einzug ins Finale des DFB‑Pokals. Funkel meint, dass selbst die Spitzenteams der 2. Liga in der Hinrunde „nur phasenweise erfolgreich gespielt“ hätten, „wie die Kölner oder zuvor Düsseldorf“. Abgesehen davon sei zu beobachten: „Die Kontinuität der absoluten Spitzenmannschaften fehlt.“

Ähnlich sieht es Maik Franz. Dem ehemaligen Innenverteidiger gelangen immerhin zwei Aufstiege: 2007 mit dem Karlsruher SC und sechs Jahre später mit Hertha. „Dass nicht ein, zwei Mannschaften wie sonst vornweg marschieren, ist überraschend“, sagt er dem RND. „Das spricht nicht für die Platzhirsche mit ihren Namen und ihren starken Kadern, die ihren Ansprüchen nicht gerecht werden.“

Neben den Topteams Köln, Hamburg, Hannover und Düsseldorf haben sich einige Außen­seiter in die große Spitzengruppe geschlichen. „Besonders überzeugen mich die vier, teils überraschenden Aufstiegs­aspiranten Karlsruhe, Elversberg, Magdeburg und Paderborn“, sagt Franz, der den KSC als Ex‑Spieler und den FCM als Ex‑Manager kennt. „Alle eint sie“, so der 43‑Jährige, „dass die Arbeit der Trainer hervorragend ist. Christian Eichner, Horst Steffen, Christian Titz und Lukas Kwasniok machen einen überragenden Job mit eher überschaubaren Möglichkeiten, was Budget und Kader betrifft.“

Topklubs lassen sich „von einem unruhigen Umfeld leiten“

Funkel wundert das nicht, er beobachte gerade bei Magdeburg und Paderborn eine kontinuier­­liche Entwicklung. „Vereine, in denen Ruhe herrscht, weil nur wenige Entscheidungs­träger die Verantwortung tragen, haben Erfolg“, so der ausgewiesene Aufstiegs­experte, der meint: „Es dürfen nicht nur hektische Entscheidungen getroffen werden. Wenn man sich zu viel von Emotionen und einem unruhigen Umfeld leiten lässt, steht das der Sachlichkeit im Wege.“

Damit die Underdogs aus Elversberg oder Magdeburg bis zum Saisonende um den Aufstieg mitspielen können, müssen sie ihre Leistung bestätigen. Doch Franz meint: „Von diesen vier Außenseitern, wage ich die Prognose, wird es auch einer schaffen. Sie haben den mentalen Vorteil, die Rückrunde ohne Druck angehen und damit frei aufspielen zu können.“ Ihre Trainer hätten es geschafft, dass „die Spielphilosophie in Fleisch und Blut übergeht – deshalb können sie mit den namhafteren Klubs weiter mithalten.“ Der Ex‑Profi erwarte „bis zum Ende oben eine enge Nummer“.

Dass weitere Außenseiter aus der Kategorie Heidenheim oder Kiel damit in die Bundesliga kämen, wäre die Folge. Den TV‑Anstalten dürfte das nicht gefallen, zeichnet sich gerade in den Einzelspielen mit deren Beteiligung ab, dass die Quoten teils weit hinter denen der Zweitliga-Topspiele liegen. Franz meint aber: „Die Diskussion wird den ‚Kleineren‘ nicht gerecht. Sie machen gute Arbeit, haben sich das verdient. Was kann Heidenheim, Kiel und womöglich bald Magdeburg oder Elversberg dafür, dass Teams mit größerer Strahlkraft nicht liefern? Diejenigen, die es über Jahre nicht schaffen, müssen sich doch hinterfragen.“

Dem stimmt Funkel zu. „Wenn geraunt wird, dass in der Bundesliga zu wenige der Traditions­klubs spielen, dann sollen die Publikumsmagneten mit den vielen Fans und den großen Stadien einfach besser arbeiten“, sagt er: „Das Geraune kann ich also nicht nachvollziehen.“