FC-Offensivspieler spricht über das Wiedersehen am Samstag mit seinem Ex-Klub und die Erwartungen an ihn.
Einst Hamburgs RetterDas sagt Kölns Waldschmidt über die erste HSV-Rückkehr und seine Ambitionen
Man kann getrost davon ausgehen, dass es bei allen Profi-Vereinen ikonische Momente, Bilder gibt, die sich in das kollektive Gedächtnis des Klubs und seiner Anhänger eingebrannt haben. Für den 1. FC Köln und den Hamburger SV, die sich am Samstagabend (20.30 Uhr, Sky und Sport1) im Volksparkstadion zum Rückrunden-Auftakt der 2. Bundesliga im Spitzenspiel gegenüberstehen, gab es diesen ganz besonderen Moment jeweils am 20. Mai 2017. Und zwar nahezu zeitlich.
Während der damalige FC-Profi Yuya Osako in der 87. Minute mit seinem Tor zum 2:0-Sieg gegen Mainz das Müngersdorfer Stadion vor Freude zum Explodieren gebracht und den großen Kölner Traum, die erste Europapokal-Teilnahme seit einem Vierteljahrhundert perfekt gemacht hatte, sorgte 420 Kilometer entfernt ein Jungprofi namens Luca Waldschmidt für einen Ausnahmezustand in Hamburg. Durch sein Kopfballtor in der 88. Minute zum 2:1-Sieg gegen Wolfsburg führte der zwei Minuten zuvor eingewechselte Stürmer Regie und änderte noch einmal alles: Waldschmidt bewahrte den HSV mit seinem ersten Bundesligator überhaupt vor der dritten Relegation in Folge und schickte stattdessen die „Wölfe“ in selbige.
Der Abstieg des einstigen Bundesliga-Dinos war damit zwar nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Und er sollte den HSV und Waldschmidt dann bereits in der folgenden Saison ereilen. Doch sein Sprint im Mai 2017 in Richtung Eckfahne samt Tanzeinlage im Jubelknäuel blieb haften. „Es war eine sehr emotionale Zeit in Hamburg“, erinnert sich Waldschmidt, für den es Samstag tatsächlich die erste Rückkehr ins Volksparkstadion seit seinem Weggang 2018 ist. „Da werden automatisch wieder Erinnerungen hochkommen. Zumal ich noch viele Freunde in Hamburg habe“, sagt der mittlerweile 28-Jährige, für den der Werdegang des HSV, der in dieser Saison zum siebten Mal in Folge den Anlauf zur Bundesliga-Rückkehr unternimmt, damals nicht absehbar gewesen sei. „Klar, es ging sehr oft auf und ab. Aber ich hatte gehofft und gedacht, dass der HSV deutlich schneller wieder in die Bundesliga zurückkehren könnte“, meint der siebenfache Nationalspieler.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Frauenfußball Amélie Delabre soll Offensivqualität des 1. FC Köln erhöhen
- 1:0 gegen Mainz 05 Bayer-Profis in der Einzelkritik – Starke Abwehr, schwacher Aleix Garcia
- Frauenfußball 1. FC Köln verpflichtet Torjägerin Amélie Delabre
- Hockey Blau-Weiß Köln feiert Rettung am letzten Spieltag
- Wer steigt auf? Funkel gibt Prognose ab: „Das sind die besten Kader der 2. Liga“
- Erstes Training am Geißbockheim Struber schwärmt von Joel Schmied – Pauli-Situation macht FC-Coach „nachdenklich“
- Wechselwunsch hinterlegt Auf der Suche nach einem neuen Stürmer – wird der 1. FC Köln in der Bundesliga fündig?
1. FC Köln: Luca Waldschmidts Hoffnungen auf den Startelf-Platz
Auch in seiner bisherigen Kölner Zeit ging es für den Offensivspieler bisher oft auf und ab. Zu oft, denn sein unbestritten großes Potenzial konnte er nur zu selten abrufen. Auf starke Auftritte, die Anlass zur Hoffnung gaben, folgten unerklärlich schwache. Diese Inkonstanz führte dazu, dass der Stürmer regelmäßig zwischen Startelf und Bank pendelt. Nach seinen zwei Toren in der Generalprobe gegen Viktoria Köln (3:2) darf sich der gebürtige Siegener größere Hoffnungen auf einen Einsatz von Beginn an alter Wirkungsstätte machen. Auch, weil Tim Lemperle nach seiner Oberschenkel-Verletzung wohl ausfällt. Sollte Damion Downs Lemperle ersetzen, könnte Waldschmidt auch für Florian Kainz in die Mannschaft rücken, der in den Testspielen nicht überzeugen konnte.
„Die beiden Tore gegen Viktoria freuen mich natürlich, ich nehme ein gutes Gefühl mit“, sagt Waldschmidt. Seine Ziele für die Rückrunde benennt er deutlicher: „Es gab Phasen in der Hinrunde, die sehr gut für mich liefen. Diese sollen in der Rückrunde deutlich länger sein, ich möchte auch deutlich länger auf dem Platz stehen.“ Er wolle seinen Beitrag dazu leisten, dass der FC die Ziele erreiche. Das große Ziel des Absteigers ist die direkte Bundesliga-Rückkehr; der HSV mit seinen vielen vergeblichen Anläufen taugt da als warnendes Beispiel.
Dass von Waldschmidt oft das Besondere erwartet wird, erst recht in Liga zwei, damit hat der Angreifer keine Probleme. Sagt er jedenfalls. „Ich kann die Ansprüche nachvollziehen, da ich selber hohe Erwartungen ans mich habe.“ Für ihn sei es nur eben wichtig, dass seine Leistungen vernünftig eingeordnet würden. Er sehe das Spiel ganzheitlicher als ein Außenstehender. „Es geht für mich nicht darum, wie spektakulär die Aktionen und Tore sind, sondern was das Team und der Trainer von mir verlangen. Ich weiß, was ich kann“, gibt sich der Stürmer selbstbewusst, der bis dato drei Treffer erzielen konnte, aber auf seine erste Torvorlage wartet.
„Dürfen uns aber nicht darauf verlassen, dass es so weitergeht“
Das Hinspiel, den Saison-Auftakt gegen den damals noch von Steffen Baumgart trainierten HSV, verlor der FC trotz überwiegender Dominanz 1:2. Nach äußerst schwierigen Zeiten bekamen die Kölner dann im November und Dezember die Kurve und starteten eine Siegesserie. Die Lernkurve verlief zwar nicht steil, aber stetig nach oben. „Wir sind deutlich effektiver geworden. Wir haben die Spiele auf unsere Seite gezogen, auch wenn es nicht immer verdient war“, meint Waldschmidt, mahnt aber: „Wir dürfen uns aber nicht darauf verlassen, dass es einfach so weitergeht. Es muss unser Anspruch sein, unsere Leistung einen Tick weiter nach oben zu schrauben. Eklige 1:0-Siege sind zwar gut und wichtig, aber insgesamt müssen wir in der Rückrunde noch eine Schippe drauflegen.“
Doch auch wenn sich Waldschmidt auf die erste Rückkehr ins Volksparkstadion freut, so misst er dem Spitzenspiel in einer Liga, in der Spitzenreiter Köln nur drei Punkte vom Sechsten Paderborn trennen, keine wegweisende Bedeutung zu. „Wenn man Erster ist, muss man mit der Favoritenrolle umgehen“, sagt Waldschmidt zwar, fügt dann aber an: „Man sieht dennoch, wie eng die Liga ist. Es kann alles sehr schnell gehen. In der Hinrunde herrschte hier vermeintlich das ganz große Chaos und drei Spiele später war alles perfekt. Daher sollten wir nach einem Sieg in Hamburg nicht sagen, dass wir durch sind. Umgekehrt sollte auch nicht die Welt untergehen, wenn wir verlieren sollten.“ Und alleine deshalb wird es am Samstag auch keine Momente für die Ewigkeit geben. Aber der 1. FC Köln könnte mit einem Sieg seinen eindeutigen Aufwärtstrend untermauern, einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga machen, ein Ausrufezeichen setzen und den namhaftesten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg auf sechs Punkte distanzieren. Was ja auch schon einiges wäre.