Der Unterschied zum 7:1-Erfolg der deutschen Nationalelf in Brasilien, jenem legendären WM-Halbfinale von 2014 in Belo Horizonte, ist nicht nur die Tatsache, dass es sich beim nächsten unglaublichen deutschen Fußball-Schub vom Freitagabend um Vereinsmannschaften handelte, die in Lissabon spielten. Und nicht im Bundesstaat Minas Gerais. Vielmehr gelang es dem FC Barcelona, die für ein paar Minuten aufgeschreckte Abwehr des FC Bayern beim Stande von 1:1 durchzuschütteln – mit dem Höhepunkt eines Pfostenschusses von Lionel Messi. In einem solchen Gewitter steckte der spätere Weltmeister vor sechs Jahren nie.
Letztlich aber handelte es sich um einen kurzfristigen Energieausfall im Pressingkraftzentrum der Bayern. Die dann ausholten zu der wohl großartigsten Leistung einer deutschen Mannschaft in der Endphase der Champions League – zumindest gemessen am Gegner. Der FC Barcelona mag Probleme in dieser Saison gehabt haben, er mag von schwachen Trainern gelenkt worden sein, denen als Spielidee nicht mehr als ein Fragezeichen einfiel. Der Klub mag nun titellos in den angesichts der Wucht einer 2:8-Katastrophe unruhigen Urlaub starten – doch es handelt sich immer noch um den spanischen Vizemeister, besetzt mit edelstem, über die Maßen teurem Fußballpersonal. Das macht die Höhe der Niederlage umso unglaublicher, was umgekehrt natürlich auch für die Anzahl der erzielten Tore des FC Bayern gilt.
Der nationalen Konkurrenz enteilt
Der deutsche Rekordmeister ist der nationalen Konkurrenz längst enteilt, er spielt in der Bundesliga halt mit und gewinnt eben, das ist keine Herausforderung mehr, so schlecht das für die Liga und die Gegner auch sein mag. Aber das ist ja nicht die Schuld des FC Bayern. Unklar war, ob diese Siegerelf den Nach-Coronaschwung auch mitnehmen könnte zum Finalturnier nach Lissabon. Gegen Barca zumindest gelang es fabelhaft mit angesichts vieler Chancen sogar fast noch zu wenigen Toren.
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Es ist erstaunlich, wie sich die Qualität des Trainers Hansi Flick auf sein Personal auswirkt. Dessen Extrempressing-Ansatz hat bei gleichzeitiger Anwendung von allen seinen dazu besonders befähigten Spielern die Qualität den Gegner zu quälen, zu Fehlern zu verleiten, Unsinn zu machen – und am Ende eben zu verlieren. Und jeder Sieg bringt neues Selbstvertrauen und neue Gewissheit. David Alaba etwa wirkte nach seinem Eigentor zum 1:1 nicht niedergeschlagen. Nein, er lächelte. So als wollte er sagen: „Eh egal. Wir machen ja noch ein paar Tore.“ Dieser Geist wohnt allen Bayern-Spielern inne.
Die Champions League gewonnen haben sie natürlich noch lange nicht. Aber weil Fußball eben vor allem Kopfsache ist, spricht nicht viel gegen diesen FC Bayern.