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Kommentar

Bundesliga-Kolumne
Gladbach arbeitet auf Abstieg 2024 hin

Ein Kommentar von
Lesezeit 4 Minuten
Trainer Daniel Farke von Borussia Mönchengladbach.

Trainer Daniel Farke von Borussia Mönchengladbach.

Der drittletzte Spieltag der Fußball-Bundesliga-Saison 2023/2024 hat einen klaren Verlierer, meint unser Autor.

Die Verlierer des 32. Spieltags der Fußball-Bundesliga sind natürlich alle Klubs, die im Abstiegskampf an Boden verloren haben. Und der SC Freiburg, der im Kampf um die Champions-League-Teilnahme mit dem 2:4 beim Konkurrenten Union Berlin wohl den entscheidenden Rückschlag hinnehmen musste. Aber der größte Verlierer ist dennoch Borussia Mönchengladbach. Warum? Weil die Gladbacher sowohl in ihrem direkten Umfeld als auch in Fußballdeutschland immer mehr als Lachnummer wahrgenommen werden. Beim 2:5 bei Borussia Dortmund lag die Borussia vom Niederrhein nach 32 Minuten bereits 0:4 hinten. Das veranlasste den eigenen Anhang zu einem Klassiker der Kurvenhits: „Wir ham die Schnauze voll!“ Eine nachvollziehbare Reaktion auf die Entwicklung der vergangenen Wochen und Monate. Nur zwei Siege holten die Fohlen aus elf Spielen: zwei Heimerfolge gegen Wolfsburg und Bochum. Der letzte Auswärtsdreier gelang Ende Januar in Hoffenheim. Platz elf in der Tabelle mit nur 39 Punkten kann naturgemäß nicht der Anspruch der Gladbacher sein.

Was kann den Gladbacher Anhängern denn noch Hoffnung auf Besserung machen? Ganz ehrlich: Nichts. Genauso emotionslos wie die Gladbacher Profis ihren Dienst verrichteten, stand auch – mal wieder – Daniel Farke vor den Mikrofonen. Die Öffentlichkeit kann nur spekulieren, ob dem Trainer in der Ansprache zur Mannschaft immer eine 180-Grad-Wendung zu seiner schläfrigen Außendarstellung gelingt. Leise – oder auch laute – Zweifel daran sind aber zulässig. Und so wurde nach dem Debakel in Dortmund fleißig über die Zukunft des Trainers diskutiert. Als Nachfolger ist bereits Ex-Borusse Eugen Polanski im Gespräch. Natürlich gab auch Stefan Effenberg seine Expertise zu Farke im Sport-1-Doppelpass zum besten: „Er ist ein Teil des Problems, ja. Der Trainer gehört immer dazu.“ Und: „Ich mache mir vor allem Sorgen um die nächste Saison.“

Was macht die kommende Saison für Gladbach so schwierig? Manager Roland Virkus steht vor einer Mammutaufgabe in der Sommertransferperiode. In Ramy Bensebaini und Marcus Thuram verlassen zwei Leistungsträger den Klub. Als wäre das nicht schlimm genug, verdient die Borussia daran zudem keinen Cent, da beide Verträge auslaufen. Gleiches gilt für Borussias Galionsfigur Lars Stindl, den es in seine Heimat zum Karlsruher SC zurückzieht. Vielleicht ist die letzte Personalie sogar noch entscheidender als die vermeintlich sportlich schwerwiegenderen Verluste von Bensebaini und Thuram. In den vergangenen Wochen war immer wieder zu beobachten, dass mit den Einwechslungen von Stindl ein Ruck durchs Team ging – so auch in Dortmund, als der Kapitän zudem das zwischenzeitliche 2:4 erzielte. Der Verlust dieses Mentalitätsspielers wird Borussia sehr wehtun. Virkus ist um seinen Sommerjob nicht zu beneiden. Liefert er nicht ab, ist Mönchengladbach ein echter Abstiegskandidat 2023/2024.

Wie sieht es denn im aktuellen Abstiegskampf aus? Im Ruhrpott war die Stimmungslage gespalten. Während die Schalker nach hoffnungsstiftenden Wochen ihre 0:6-Schlappe bei den Bayern kleinlaut verdauen mussten, explodierte das Ruhrstadion in Bochum wie zu seinen besten Zeiten unter Trainer Peter Neururer. Zwar führte der aktuelle Coach Thomas Letsch keinen Tanz vor der Ostkurve auf, das tat der Partystimmung nach dem 3:2 gegen Augsburg aber keinen Abbruch. Denn der VfL ist der große Gewinner dieses Spieltags, da neben Schalke auch Hertha BSC und die TSG Hoffenheim verloren und es für den VfB Stuttgart nur zu einem Zähler gegen Leverkusen reichte. Eine Rettung Herthas scheint nun fast ausgeschlossen, ansonsten kämpfen sechs Mannschaften noch um den Klassenerhalt. Der neutrale Zuschauer darf sich auf zwei spannende Spieltage freuen.

Wem droht die Luft zum Saisonende auszugehen? Ganz klar dem SC Freiburg. Die Breisgauer haben nun bereits 45 Pflichtspiele in der Saison in den Knochen. Das merkte man in den vergangenen Wochen. Auf zwei Niederlagen in Pokal und Liga gegen Leipzig folgte das 2:4 gegen Union Berlin am Samstag. Somit sieht alles danach aus, dass die Champions-League-Hymne nicht im Badener Land, sondern in der Hauptstadt gespielt werden wird – und das wohl während Hertha BSC gegen Elversberg oder Magdeburg antreten wird. Der Big City Club ist also an der Wuhlheide verortet. (erer)