- Clemens Tönnies wird nach seinen rassistischen Äußerungen sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender bei Schalke 04 ruhen lassen.
- Der Ehrenbeirat des Fußball-Bundesligisten sprach ihn allerdings vom Vorwurf des Rassismus frei.
- Die Entscheidung ist eine verpasste Chance und zeigt: Ein Mann ist im Fußball oft wichtiger als ein Verein. Ein Kommentar.
Köln/Gelsenkirchen – Clemens Tönnies ist mit einem blauen Auge davongekommen. Der 63-Jährige darf weiter Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04 bleiben, auch wenn er sein Amt für drei Monate ruhen lassen wird. Eine Geste, mit der Tönnies zeigen möchte, dass er seine Fehler eingesehen hat. Dass er verstanden hat, was seine rassistischen Äußerungen bedeuten und dass sie falsch sind. Dabei zeigt seine Entscheidung nur eines: Clemens Tönnies hat überhaupt nichts verstanden. Und er denkt vermutlich immer noch, seine Aussagen beim Tag des Handwerks in Paderborn seien lässige Stammtischparolen, die man unter Unternehmer-Kumpels eben so raushaut.
Der Ehrenrat des FC Schalke 04, der Tönnies am Dienstagabend für mehrere Stunden verhört hat, hält den Vorwurf des Rassismus gegen Tönnies für „unbegründet“, heißt es direkt im zweiten Satz der Pressemitteilung des Vereins. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich Tag für Tag ehrenamtlich, auch im Namen des FC Schalke 04, gegen Diskriminierung und Rassismus einsetzen. Für alle, die selbst Fußball-Profis sind und sich immer wieder mit Affen-Lauten und geworfenen Bananen von den Rängen herumschlagen müssen.
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Für alle, die Woche für Woche in die Bundesliga-Stadien pilgern und dort gegen offen zur Schau gestellten Rassismus brüllen. Viele von ihnen haben auch afrikanische Wurzeln. Und werden am 24. August, wenn Schalke sein erstes Bundesliga-Heimspiel gegen die Bayern austrägt, trotzdem ihren Verein unterstützen. Allerdings mit dem Wissen im Hinterkopf, dass der Mann, der ihm vorsteht, sie zutiefst verabscheut.
Ein Mann ist wichtiger als ein ganzer Verein
Denn nichts anderes drücken die Aussagen von Clemens Tönnies aus. Das ist blanker, öffentlich zur Schau gestellter Rassismus. Wie sollen Spieler wie Salif Sané, Nabil Bentaleb oder Amine Harit damit umgehen, dass ihr „Chef“ sie zutiefst beleidigt hat? Was sagen Trainer, Manager oder Geschäftsführer, wenn ihre Spieler sie fragen, warum Tönnies noch im Amt ist? Fragen, die sich der FC Schalke 04 gefallen lassen muss, weil er eine Chance verpasst hat, ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Stattdessen wird das Schicksal eines Mannes, der dem Verein zweifelsohne finanziell einiges ermöglicht hat, über das Schicksal eines ganzen Vereins gestellt.
Ich kann mir gut vorstellen, wie diese ominöse Ehrenrats-Anhörung ablief. „Clemens, wir können die Sache nicht einfach durchwinken. Irgendwas müssen wir machen“, wird es vielleicht geheißen haben. Einen Mann, der „so viel für den Verein geleistet hat“, kann man doch nicht einfach vor die Tür setzen. Also musste ein Kompromiss her. Eine Absetzung auf Zeit.
Vor Weihnachten wird Tönnies bereits wieder im Amt sein. Für ihn ist es ein blaues Auge, für die restliche Fußballwelt, für alle Afrikaner, ist es eine schallende Ohrfeige.