- Die Nationalmannschaft wird wieder Länderspiele absolvieren – gleich acht bis November.
- Doch Bundestrainer Joachim Löw und der DFB haben einige Probleme zu bewältigen.
- Einerseits ist da die nach wie vor als überflüssig erachtete Nations League. Dazu kann die Nationalmannschaft ihrer aus dem WM-Desaster 2018 resultierenden Kernaufgabe nicht nachkommen.
Köln – Die längste Pause für die Nationalmannschaft seit der Unterbrechung während und nach dem Zweiten Weltkrieg – 1942 bis 1950 – nähert sich dem Ende. Fast zehn Monate nach ihrem letzten Einsatz wird Trainer Joachim Löw seine Auswahl erstmals wieder zusammenrufen, um in einen beispiellos vollgepackten Länderspiel-Herbst zu starten. Acht Partien bestreitet die DFB-Elf zwischen September und November. Sehr zum Unmut der abstellenden Vereine finden die ersten Partien noch vor der ersten DFB-Pokalrunde statt, mitten in der finalen Phase der Sommervorbereitung.
Zum Auftakt gegen Spanien
Zwar versprüht das Duell mit Auftaktgegner Spanien die Aura eines Länderspiel-Klassikers. Doch verflüchtigt sie sich schnell, wenn man auf die Rahmenbedingungen blickt: Ohne Zuschauer in Stuttgart. In der Nations League. Und ohne das bayerische Gerüst der Mannschaft. Gerade der Wettbewerb wird es der Nationalmannschaft schwer machen, eine größere Begeisterung zu entfachen. Die Möchtegern-Zusatz-EM, 2018 von der Uefa aus der Taufe gehoben, musste schon mit Zuschauern in den Stadien um ihre Existenzberechtigung und ihren sportlichen Stellenwert kämpfen. Sie sollte dem schwindenden Glamour von althergebrachten Freundschaftsspielen entgegenwirken und den nationalen Verbänden sowie der Uefa noch mehr Geld in die Kassen spülen.
Der Kader
TOR: Oliver Baumann (TSG Hoffenheim), Bernd Leno (FC Arsenal), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
ABWEHR: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Robin Gosens (Atalanta Bergamo), Thilo Kehrer (Paris St. Germain), Robin Koch (SC Freiburg), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Nico Schulz (Borussia Dortmund), Niklas Süle (Bayern München), Jonathan Tah (Bayer 04 Leverkusen)
MITTELFELD/ANGRIFF: Julian Brandt (Borussia Dortmund), Emre Can (Borussia Dortmund), Julian Draxler (Paris St. Germain), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (Bayer 04 Leverkusen), Toni Kroos (Real Madrid), Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach), Leroy Sané (Bayern München), Suat Serdar (Schalke 04), Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon), Timo Werner (FC Chelsea)
Das zumindest gelang der Nations League. Eine breite Akzeptanz wurde hingegen nicht erreicht – zu kompliziert war der Modus. Und dass Deutschland trotz eines frühen Scheiterns bei der Erstauflage nach einer Aufstockung der ersten Kategorie wieder als Top-Nation starten darf, machte es nicht besser.
Durch die Corona-Beschränkungen kann die DFB-Elf auch ihre Wiederaufbauarbeit nach dem WM-Desaster 2018 nicht fortführen. Weniger abgehoben und näher am Fan wollte die Eliteeinheit des deutschen Fußballs erscheinen – nun wird es nicht einmal zu einem direkten Augenkontakt mit den Zuschauern kommen. Immerhin muss sich der DFB nicht mit unangenehmen Bemerkungen zu eventuell erneut halbleeren Stadien beschäftigen. Gleichzeitig fließt das Geld wieder – denn alles rund um die A-Nationalmannschaft ist die Haupteinnahme-Quelle des DFB.
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Dennoch sind es keine einfachen Voraussetzungen für Bundestrainer Löw an seinen ersten Arbeitstagen nach dem zehnmonatigen Sonderurlaub. Es ist ein Kaltstart mit vielen Fragen. Die nach Thomas Müller und Jérôme Boateng, und warum zwei herausragende Stützen des Champions-League-Siegers von Löws langjähriger rechter Hand Hansi Flick nicht gut genug für die DFB-Elf sind, ist dabei vielleicht nicht einmal die am schwersten zu beantwortende.