Union Berlin, Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt bleiben dem FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga auf den Fersen.
Gewinner des SpieltagesSebastien Hallers Tor ist ein Sieg über den Krebs
Der 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist Geschichte. Wie lautet seine Botschaft?
Die Botschaft ist simpel: Es bleibt spannend. Das Symbol für diese überraschende Ausgeglichenheit heißt Union Berlin. Der Verein von der Alten Försterei hört einfach nicht auf damit, Punkte zu sammeln. Besonders fleißig tut er die bei den Pflichtaufgaben, an denen die normalen Favoriten schon mal gern scheitern. Der 2:1-Sieg über den FSV Mainz 05 war bereits der vierte Liga-Sieg in diesem Jahr. Und nach einem Rückschlag erkämpft. Nach der Führung von Kevin Behrens hatten die Gäste durch einen Elfmeter von Ingvartsen zwölf Minuten vor Schluss glücklich ausgeglichen. Doch Mittelstürmer Jordan Siebatcheu knallte den Ball in der 84. Minute ins Netz und Union war in der Live-Tabelle am FC Bayern München vorbeigezogen. Das Team des tiefenentspannten Trainers Urs Fischer hat den einstigen Weltstar Isco also nicht gebraucht, der nach bestandenem Medizincheck wieder abgereist war, weil offenbar zu wenige Geldkoffer an der Alten Försterei herumstanden. Der Pseudoglanz eines arbeitslosen Real-Stars von einst ist das Letzte, das in Köpenick fehlt. Leidenschaft, Vernunft und Arbeitsethos sind den Unionern genug. Als die Fans sangen: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“ sang Kapitän Christopher Trimmel lustig mit und erklärte das Motto des Tages: „Wir genießen den Moment.“ Um dann aber mit eingeschalteter Rationalität zu erklären: „Ich glaube, das ist noch ein sehr langer Weg, und es gibt viele gute Mannschaften, die den Anspruch haben Meister zu werden, den haben wir noch nicht.“
In Dortmund wird dieses Jahr auch viel gejubelt, aber mit etwas höherem Anspruch.
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Auch die Borussia hat 2023 in Liga und Pokal alle Spiele gewonnen. Im Spitzenspiel gegen Freiburg sollte getestet werden, wie belastbar der Aufschwung ist. Die Frage wurde aber schon nach 17 Minuten beantwortet, als Kiliann Sildillia nach dem zweiten Foul an Karim Adeyemi innerhalb von 90 Sekunden Gelb-Rot sah und vom Platz musste. Auch das glückliche 1:1 durch Höler, der Schlotterbecks Führung beantwortete, nutzte kurz vor der Pause wenig. In Überzahl dominierte Borussia die Partie nach Belieben, der überragende Adeyemi erzielte in der 48. Minute die Führung. Drei Minuten später sorgte Sebastien Haller am offiziellen Weltkrebstag für den emotionalen Höhepunkt. Der französische Mittelstürmer, bei dem im Juli 2022 Hodenkrebs diagnostiziert worden war, erzielte das vorentscheidende 3:1 und wurde von allen im Stadion, außer den Freiburgern, gefeiert. „Ich habe seit Tag eins darauf gewartet. Man schwebt auf einer Wolke“, sagte der 28-Jährige, der eine Chemotherapie hinter sich hat und wieder ganz bei Kräften ist. Es war die schönste Geschichte des Spieltages.
Auch in Frankfurt wird ein Mittelstürmer gefeiert. Sein Name: Randal Kolo Muani. Status: Kommender Weltstar.
Die Euphorie um den Franzosen, den vor der Saison in Deutschland kaum einer kannte, scheint grenzenlos. Mit zwei Toren stellte er gegen die völlig überforderte Hertha frühzeitig die Weichen in Richtung 3:0-Sieg. Während die Berliner ihre Position als Vorletzter zementierten und nach dem Rauswurf ihres Sport-Vorstands Fredi Bobic in Richtung 2. Liga taumeln, bleiben die Frankfurter ein ganz heißes Kandidat für den erneuten Einzug in die Champions League. Sportvorstand Markus Krösche muss bereits an die Sommer-Transferperiode denken und sagt: „Es macht keinen Sinn, jetzt ein Preisschild zu vergeben. Wenn wir ihn irgendwann mal abgeben sollten, muss der Verein schon sehr große und relativ volle Taschen haben.“ Bis dahin Randal-iert die Eintracht weiter. Und die Fans singen fröhlich ihren neuen Song zur Melodie von „No Limit“ der Gruppe „2 Unlimited“: „Kolo, Ko-Kolo, Ko-Kolo, Kolo Muani.“
Der Tabellenletzte FC Schalke 04 wertet sein zweites 0:0 in Folge als Lebenszeichen.
Das torlose Remis bei Borussia Mönchengladbach war für den Außenseiter wie das torlose Remis eine Woche zuvor gegen den 1. FC Köln ein moralischer Sieg mit einem großen Makel: Er brachte nur einen Punkt. „So spielt kein Absteiger“, kommentierte Sportvorstand Peter Knäbel die disziplinierte, geschlossene Leistung gegen enttäuschenden Gladbacher. In der Tabelle vergrößerte sich der Abstand auf den Nichtabstiegsplatz 15 aber schon auf acht Punkte. Der reaktivierte und tadellos haltende Torhüter und Ex-Kapitän Ralf Fährmann erkannte: „Wir müssen irgendwann richtig punkten, es nutzt nichts, wenn wir uns nur die Gratulationen abholen.“