Am Donnerstag beginnt die Hauptrunde der Handball-EM in Köln — Sieg gegen Island ist für DHB-Team Pflicht
Handball in der Lanxess-ArenaDHB-Team ist heiß auf EM-Hauptrunde in Köln
Ein dreifaches „Kölle Alaaf“ schallte durch den Flockenwirbel am Breslauer Platz, als Juri Knorr und Co. den ersten Fuß vor den Kölner Hauptbahnhof setzten. Der feierliche Empfang des Traditionscorps „Rote Funken“ zauberte Deutschlands Handballern nach ihrer Ankunft am völlig verschneiten EM-Sehnsuchtsort ein Lächeln ins Gesicht.
„Das ist Wahnsinn, das ist Köln. Wir sind mega happy, jetzt hier zu sein“, sagte Rechtsaußen Timo Kastening mit leuchtenden Augen. Die Vorfreude auf die bevorstehenden Festspiele in der Lanxess Arena überstrahlte nach einer kurzen Nacht die erste Turnierniederlage gegen Frankreich – zumal die Medaillenchancen weiter völlig intakt sind. „Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer am Mittwochmorgen am Gleis 14 des Berliner Hauptbahnhofs, ehe er gemeinsam mit den DHB-Männern den ICE 952 in Richtung Köln bestieg. Dass der Zug rund fünf Stunden später mit halbstündiger Verspätung in der Domstadt eintraf, war schnell vergessen. Die rund 30 Karnevalisten verabschiedeten die Spieler mit dem berühmten „Trömmelche“ ins Teamhotel.
Auf dem Weg zu einem neuen Wintermärchen im eigenen Land setzt die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason voll auf den Faktor Köln. „Das ist das Mekka des Handballs“, sagte Kastening mit Blick auf die Hauptrundenspiele vor knapp 20.000 Zuschauern. Der EM-Dämpfer beim Vorrundenabschluss gegen Olympiasieger Frankreich (30:33) in Berlin war schnell vergessen. Die Vorfreude im deutschen Team ist riesig, die Hoffnung auf eine Medaille trotz des kleinen Rückschlags immer noch groß — und Kastenings Appell an seine Teamkollegen deutlich: „Ab nach Köln und gewinnen.“
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Alfred Gislason schmunzelte beim Gedanken an das brisante Familienduell und richtete dann mahnende Worte an seine isländische Verwandtschaft. „Mein Vater, meine Brüder und meine Onkel werden alle auf der Tribüne sitzen. Ich bin sehr gespannt, ob im deutschen Trikot oder im isländischen. Ich würde das diesmal sehr persönlich nehmen“, sagte der Nationaltrainer der deutschen Handballer mit einem Augenzwinkern und sprach von einem ganz besonderen Aufeinandertreffen.
Im ersten Hauptrundenspiel der Europameisterschaft muss der 64-Jährige mit der DHB-Auswahl gegen sein Heimatland ran – und steht vor einer interessanten Herausforderung. „Ich werde beide Nationalhymnen singen, auch wenn das schwierig wird“, kündigte Gislason vor dem Duell an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) an.
Gislason: Ich liebe dieses Team
Nach dem 30:33 gegen Frankreich ließ Gislason jedoch keinen Zweifel daran, für wen sein sportliches Herz schlägt. „Ich werde alles dafür tun, dieses Spiel zu gewinnen. Ich bin zwar Isländer, aber ich arbeite mit der deutschen Mannschaft und liebe dieses Team“, versicherte der Trainer und bekräftigte: „Vielleicht bin ich da egoistisch, aber auch unter Freunden oder in der Familie will ich immer gewinnen.“ Und ein Sieg ist auch Pflicht. Nicht nur gegen Island, auch Österreich, Ungarn und Kroatien müssen bezwungen werden. Andernfalls droht die Medaillen-Mission vor dem Halbfinale zu scheitern. Nur die besten zwei Teams jeder Sechser-Gruppe qualifizieren sich für die Vorschlussrunde. „Jetzt haben wir vier Endspiele“, beschrieb Gislason die heikle Ausgangslage. DHB-Sportvorstand Axel Kromer sprach von kniffligen, aber lösbaren Aufgaben. Gegen Frankreich habe die Mannschaft zwar nicht ihr Ziel erreicht, aber dennoch „genug Selbstbewusstsein“ getankt.
Keine Riesenfehler, aber kleine Mängel
Die erste Turnier-Pleite im Duell mit dem Olympiasieger und Rekord-Weltmeister am Dienstagabend in Berlin dämpfte die Stimmung im Team daher nur kurz. „Die Niederlage tut weh und hinterlässt einen Kratzer“, sagte Spielmacher Juri Knorr. „Aber wir sind noch nicht raus und glauben weiter an uns. Es ist noch alles drin. Wir werden uns reinhauen und wollen das Turnier bis zum Schluss genießen.“
Der aufopferungsvolle Kampf gegen den Titelkandidaten sei ein Mutmacher, bekräftigten alle Spieler gebetsmühlenartig. „Wenn wir auch in den kommenden Spielen so couragiert auftreten, haben wir alle Chancen, ins Halbfinale einzuziehen“, erklärte Torhüter Andreas Wolff. Die DHB-Auswahl stieg daher am Mittwochmorgen mit einem guten Gefühl in den Zug nach Köln. Die Kraftprobe gegen das Star-Ensemble aus Frankreich verdeutlichte aber auch, was Deutschland noch von einem Top-Team unterscheidet. „In der Crunch Time müssen wir im Angriff ein bisschen flüssiger spielen“, forderte Rechtsaußen Timo Kastening. Kapitän Johannes Golla erkannte im deutschen Spiel zwar „keine Riesenfehler“, aber spielentscheidende „Timing-Geschichten und leichte technische Unfeinheiten“.
Nach dem Hauptrunden-Auftakt gegen Island warten mit Österreich und Ungarn vermeintlich lösbare Aufgaben. Das entscheidende Duell um das Halbfinal-Ticket könnte das Spiel am kommenden Mittwoch gegen Kroatien werden.
Alle vier Hauptrundenpartien starten um 20.30 Uhr und sind in der ARD oder im ZDF zu sehen. Gegen Frankreich zog die DHB-Auswahl im Schnitt 7,968 Millionen Menschen vor den Bildschirm. In der Kölner Lanxess Arena, dem „Mekka des Handballs“, wie es Kastening formulierte, wollen bis zu 20 000 Fans einen deutschen Hexenkessel zum Überkochen bringen. (dpa/sid/erer)