Köln – Im Füssener Bundesleistungs-Zentrum tummeln sich in diesen Tagen junge Eishockey-Nationalspieler auf dem Eis. Unter Aufsicht von Bundestrainer Toni Söderholm, der das Perspektivteam für Olympia 2022 in Peking betreut. Sorgen bereitet dem finnischen Auswahlcoach die vertrackte Lage, in der sich die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) in der Corona-Krise befindet.
Der Saisonstart wurde bereits vom 18. September auf den 13. November verschoben. Und es steht sogar die Möglichkeit im Raum, dass die Spielzeit ganz ausfällt, falls es dabei bleibt, dass die Klubs nur 20 Prozent ihrer Zuschauerkapazitäten nutzen dürfen. Eine Absage „wäre für die Spieler katastrophal“, sagt Söderholm. „Und es wäre eine sehr schwierige Situation für die Nationalmannschaft.“
Chefs der Vereine sind mit Liga verabredet
Am Freitag haben sich die 14 Chefs der DEL-Vereine zu einer Telefonkonferenz mit der Ligaleitung verabredet. Nach dem vorigen Treffen am 21. September hatte die DEL bekanntgegeben, dass den Vereinen aufgrund der Zuschauerrestriktionen insgesamt 60 Millionen Euro fehlen, um die Saison finanziell seriös bestreiten zu können.
„Wir weisen darauf hin, dass unser Geschäftsmodell durch Corona nicht möglich ist“, erklärte Liga-Chef Gernot Tripcke später im „Spiegel“-Interview. „Wir leben unheimlich stark von den Zuschauern in den Hallen. Bis zu 80 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften die Klubs an den Spieltagen vor Ort.“
Vereine stemmen sich gegen Absage
Eishockey-Vereine haben außerdem hohe Kosten, da ihre Teams deutlich größer sind als etwa im Handball oder Basketball. Hinzu kommen teures Material sowie die Aufwendungen für die Eishallen.
Da bislang keine Millionen für die DEL vom Himmel geregnet sind, deutet vieles darauf hin, dass die Liga den Start noch weiter nach hinten verlegen wird. Gegen eine komplette Saisonabsage stemmen sich die Vereine mehrheitlich vehement. „Wir kämpfen jeden Tag darum, dass gespielt wird“, sagt Haie-Geschäftsführer Philipp Walter. „Es laufen Gespräche auf allen Ebenen.“
TV-Einnahmen in der DEL recht niedrig
Und zwar mit Politikern, Sponsoren und auch dem TV-Partner Telekom, der gern wieder Eishockey zeigen möchte. Der Übertragungsvertrag ist mit etwa 200.000 Euro, die jeder Verein pro Spielzeit erhält, vergleichsweise niedrig dotiert. In den meisten anderen europäischen Ligen wird derweil wieder Eishockey gespielt. Viele von ihnen haben deutlich höhere TV-Einnahmen als die DEL, in der Schweiz dürfen die Hallen zudem unter Einhaltung von Regeln zu zwei Dritteln gefüllt werden.
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In Österreich sind laut aktueller Corona-Verordnung nur 1500 Besucher zugelassen, trotzdem ist die Liga am Wochenende gestartet. Falls die DEL am Freitag keine Lösung präsentiert, bleiben die Vereine in Kurzarbeit. Enden müsste sie, sobald das Trainingslager zur Saisonvorbereitung beginnt.