Die DEL und ihre Klubs sind massiv von der Corona-Krise betroffen.
Deshalb will die Liga Corona-Klauseln in Spielerverträge einbauen. Geschäftsführer Gernot Tripcke setzt auf psychologischen Druck.
Die Spieler selbst wurden nicht informiert – sie erfuhren von den Plänen aus den Medien.
Köln – Die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) soll am 18. September beginnen. Möglichst mit vollen Zuschauerrängen, da die Ticketerlöse Haupteinnahme-Quelle der 14 DEL-Vereine sind, die bis zum 24. Mai ihre Unterlagen zur Lizenzierung einreichen müssen. Aufgrund der Unsicherheiten, bedingt durch die Coronavirus-Krise, vermag im Moment jedoch niemand sichere Prognosen abzugeben, ob es zum angepeilten Zeitpunkt wirklich losgehen kann. Die Liga macht sich, wie im Fachmagazin „Eishockey News“ zu lesen ist, bereits ausführliche Gedanken darüber, wie die Klubs in der Krisenzeit ihre Ausgaben senken könnten.
Bereitschaft zu Kurzarbeit
Demnach sollen Verträge, die neu abgeschlossen werden, diverse Corona-Klauseln enthalten. Zum Beispiel eine aufschiebende Wirkung, die besagt, dass die Abschlüsse erst dann gültig werden, wenn das Training zur Saisonvorbereitung tatsächlich beginnen kann und nicht durch behördliche Maßnahmen untersagt wird. Die Profis sollen zudem ihre Bereitschaft zur Kurzarbeit bekunden – für maximal zwölf Monate und mindestens 50 Prozent der vereinbarten Arbeitszeit. Dies käme aber nur dann in Frage, wenn sich der Saisonstart verzögert. Sobald gespielt wird, auch vor leeren Rängen oder mit limitierter Zuschauerzahl, wäre Kurzarbeit nicht mehr möglich. „Wir wollen den Vereinen etwas an die Hand geben“, so DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Denn ein einheitliches Vorgehen sei erstrebenswert. Neue Verträge werden zurzeit freilich selten abgeschlossen, da der Transfermarkt aufgrund der Unsicherheit wie paralysiert ist.
In die bestehenden Arbeitsvereinbarungen mit Spielern, wie sie in der DEL üblich sind, können derartige Klauseln nicht eingebaut werden. Denn das wäre eine nicht zulässige, einseitige Vertragsänderung. Trotzdem will die Liga auch hier ansetzen und Spieler dazu bewegen, die neuen Bedingungen zu akzeptieren. Natürlich auf freiwilliger Basis. Tripcke setzt auf psychologischen Druck, wenn er sagt: Ein Spieler sollte wissen, „dass sein Klub auch eine Lizenz bekommen muss“. Und: „Es sollte im Interesse des Spielers sein, dass es seinen Klub im Herbst überhaupt noch gibt.“ Auch das Wort „Gehaltsverzicht“ stehe deshalb im Raum. Denn in der unsicheren Situation könnten Vereine Sponsoren verlieren – oder Zuschauer, falls es gesetzliche Begrenzungen geben sollte.
Tripcke sprach vorab zwar mit Spielerberatern, nicht aber mit den Profis selbst, die aus den „Eishockey News“ von den Plänen der Liga erfuhren. Und das kam nicht besonders gut an. „Dass ich das aus den Medien erfahren habe, finde ich nicht sehr glücklich“, sagt etwa Moritz Müller, Kapitän der Kölner Haie. Die Liga könne aber grundsätzlich auf die Solidarität der Profis bauen. „Ich tue alles, um meinem Verein zu helfen. Und so denken alle Jungs, die ich kenne“, fügt Müller hinzu. Übergehen oder bevormunden lassen wollen sie sich bei aller Liebe zum Eishockey dennoch nicht. Deshalb haben Moritz Müller und einige andere DEL-Profis eine Interessengemeinschaft gegründet, die deutsche wie ausländische Spieler vertritt. Und das macht offenbar Eindruck. Bereits am Mittwoch soll es eine Gesprächsrunde mit Profis aller 14 DEL-Vereine geben.
Playoff-Einnahmen fehlen
Dass die Vereine mit den jeweiligen Profis Vertragsänderungen aushandeln müssten und diese nicht von der DEL vorgegeben werden könnten, sei klar, meint Tripcke. Klar ist aber auch, dass große Vereine wie Mannheim, Berlin oder die Kölner Haie andere Möglichkeiten haben als kleinere Klubs, die ihre Etats mit heißer Nadel stricken müssen. Dem Vernehmen nach gibt es Vereine, die bereits mit Problemen kämpfen. Auch aufgrund der Anfang März abgesagten Playoffs. Mit Einnahmen aus der Endrunde dürfen die Vereine bei der Lizenzierung zwar nicht kalkulieren. Doch in inoffizielle Rechenspiele fließen sie manchmal trotzdem ein.