Dem US-Profi Adam Johnson wurde in der englischen Liga im Spiel der Hals aufgeschlitzt. Haie-Trainer Krupp erlebte als Profis ein ähnliches Drama.
Nach tragischem TodesfallHaie-Trainer Krupp fordert Halsschutz und berichtet selbst von Drama auf dem Eis
Der Tod des US-Profis Adam Johnson in einem Pokalspiel der englischen Liga hat die Welt des Eishockeys nachhaltig erschüttert. Seine ehemaligen Vereine, unter anderem die Augsburger Panther, für die Johnson 2022/23 spielte, kondolierten.
Und auch in Nordamerika war man fassungslos: „Wir schließen uns der gesamten Eishockeywelt an und trauern um Adam Johnson, dessen Leben tragischerweise viel zu früh endete“, schrieben die Pittsburgh Penguins, für die der 1994 geborene Stürmer einst in der Eliteliga NHL aktiv war. Seine Mutter Kari postete auf Facebook ein Foto von ihr mit dem Sohn und schrieb: „Ich habe die Hälfte meines Herzens verloren. Ich liebe dich immer.“
Schlittschuhkufen schlitzt Adam Johnson Hals auf
Johnson, der in der englischen Liga für die Nottingham Panthers aktiv stürmte, starb am Samstagabend, nachdem ihm ein Gegenspieler bei einer Kollision unglücklich mit einem Schlittschuhkufen am Hals getroffen und ihn aufgeschlitzt hatte. Der 29-Jährige versuchte noch, das Eis zu verlassen, brach aber durch den Blutverlust zusammen. Ärzte eilten zu Hilfe, die Spieler bildeten einen Kreis, ehe Johnson ins Krankenhaus transportiert wurde. Dort starb er später.
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Der tödliche Unfall auf dem Eis wirft Fragen auf, die erste lautet: Passiert so etwas öfter? Die Antwort lautet: Zum Glück nicht. Schlittschuhtritte werden im Eishockey stets sehr hart geahndet. Und da die Profis wissen, wie gefährlich sie sein können, kommt es in dieser Hinsicht selten zu riskanten Situationen. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), die 1994/95 ihre erste Saison bestritt, hat es bisher nach Auskunft er Liga keine derartige Schnittverletzung im Halsbereich gegeben. Anders als in der nordamerikanischen Eliteliga (NHL).
Uwe Krupp erlebte 1989 selbst ein Drama auf dem Eis
Uwe Krupp, aktueller Coach der Kölner Haie, erlebte im März 1989 als Spieler der Buffalo Sabres selbst ein Drama auf dem Eis, das fast tödlich geendet hätte. „Ich war direkt an der Situation beteiligt, in der Steve Tuttle von St. Louis mit seinem Schlittschuh die Halsschlagader unsere Torwarts Clint Malarchuck durchgeschnitten hat“, erinnert sich der 58-Jährige.
Der damals 23-jährige Verteidiger Krupp hatte den gegnerischen Angreifer Tuttle bedrängt, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und in den Torhüter hineinstürzte. Eine im Eishockey gängige Situation, Tuttle stützte jedoch so unglücklich, dass er den Goalie am Hals traf und ihn aufschlitzte.
Malarchuk hatte großes Glück, denn Sabres-Betreuers Jim Pizzutell, ein Vietnam-Veteran, kam sofort aufs Eis und verschloss, bevor der Notarzt zur Stelle war, die getroffene Ader mit dem Finger, sodass der Blutverlust limitiert wurde. „Er hat ihm damals das Leben gerettet“, sagt Krupp.
Haie-Coach Uwe Krupp: „Ich bin ein großer Verfechter des neck guards“
Der zweite wichtige Punkt: Ist es nicht fahrlässig, ausgerechnet den Hals der sonst von oben bis unten gepanzerten Eishockey-Akteure nicht zu schützen? Manche Spieler tragen zwar freiwillig einen Eishockey-Halsschutz, meist aus Schaumstoff gefertigt, in einigen skandinavischen Ligen ist er auch vorgeschrieben. In Deutschland jedoch nur in den Jugendligen, nicht aber bei den Profis.
Krupp hat dazu eine klare Meinung: „Ich bin ein großer Verfechter des neck guards“, sagt er - und erklärt: „Schlittschuh-Kufen sind nicht so scharf, dass man damit ein Stück Stoff schneiden kann, das heißt: Selbst ein wenig aufwendiger Halsschutz könnte aus meiner Sicht einen Großteil dieser Verletzungen verhindern. Wenn man sich die Ausrüstung eines Eishockeyspielers anschaut, sind wir mittlerweile geschützt wie Science-Fiction-Soldaten.
Allerdings gibt es von Höhe des Schlüsselbeins bis zum Kinn keine Vorgaben in der DEL, und jeglicher Kontakt mit Puck, Schläger oder Schlittschuh in dieser Region kann zu ernsten Verletzungen führen. Für mich ist eine entsprechende Regel überfällig.“
Die Liga hat das Thema bereits auf ihre Agenda gesetzt. Auf der nächsten Tagung der sportlichen Leiter der 14 DEL-Vereine am 27. November soll darüber beraten werden, einen Halsschutz für alle Spieler ab der kommenden Spielzeit obligatorisch zu machen.