Das Freundschaftsspiel zwischen der SV Deutz 05 und Viktoria Köln endete 1:12 – das Sportliche war an diesem Tag allerdings zweitrangig.
Emotionales BenefizspielSV Deutz nimmt Abschied von Vereinsikone – „Alegre bringt alle wieder zusammen“
Es war kein leichter Gang für das Allstar-Team der Sportvereinigung Deutz 05. Nach langer Zeit liefen 15 Männer, die einst die goldene Generation des Vereins prägten, wieder gemeinsam auf dem Fußballplatz an der Dr.-Simons-Straße auf. Der Hintergrund des Benefizspiels gegen Viktoria Köln war ein tragischer. Denn einer von ihnen fehlte: David Marti Alegre, die ehemalige Nummer 10, Vereinsikone und zu seiner aktiven Zeit einer der besten Amateurfußballer Kölns.
Der Spanier war im Juni bei einem Autounfall in seiner Heimat ebenso wie seine schwangere Frau und sein Kind ums Leben gekommen. Er wurde 35 Jahre alt. Mit dabei war er am Samstag doch irgendwie – in den Herzen seiner Weggefährten und in Form eines großen schwarz-weißen Porträts, das die Spieler nur während der Partie aus der Hand gaben.
Schon in die Kabine begleitete Marti Alegre auf diese Weise sein ehemaliges Team. „Das hat sich angefühlt wie früher“, sagte David Knauf, der sechs Jahre mit ihm in einer Mannschaft spielte. Da waren sich alle einig. „Auch wenn der Grund unseres Zusammenkommens unfassbar traurig ist – wir ziehen das Positive daraus“, sagte auch Telmo Pires Teixeira, heutiger Co-Trainer des Landesligisten. „Alegre bringt uns alle wieder zusammen, es ist wie damals, das alte Gefühl.“
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Und doch war es anders. Ehrfürchtig gingen Deutzer Spieler, der frühere Trainerstab rund um Raimund Kiuzauskas, genauso wie die Gegner Richtung Fußballplatz. Für kurze Zeit durchschnitt nur das Geräusch der Stollen auf dem Asphalt die andächtige Stille, während David Marti Alegre den rund 400 Zuschauenden von seinem Foto aus freundlich entgegenlächelte.
Für Deutz schoss David Marti Alegre 133 Tore in 143 Partien
Dieses Lächeln, das wird wohl den meisten im Gedächtnis bleiben. „Er war immer glücklich, am Lachen, ein herzensguter Mensch“, erinnert sich Teixeira an seinen Freund. Hörte man sich am Samstag am Spielfeldrand um, war es das, was alle über den aus Valencia stammenden Stürmer sagten: „Menschlich war er überragend und sportlich das Beste, was wir je hatten“, erzählte etwa Uwe Müller.
Er war Vereinsvorsitzender, während die Deutzer mit dem Aufstieg in die Mittelrheinliga 2018 ihren größten Erfolg feierten – 37 Treffer in 27 Spielen steuerte Marti Alegre, auch „Ale“ genannt, dazu bei. Am Ende waren es 133 Tore in insgesamt 143 Partien für die SV Deutz 05, die in Deutschland für den Ford-Mitarbeiter zur sportlichen Heimat wurde.
Denn wechseln wollte Marti Alegre trotz lukrativer Angebote von Klubs aus höheren Klassen nie. „Einmal beobachtete ich, wie er mit einem Manager sprach. Die Angst war immer da, dass er abgeworben wird“, erinnert sich Müller. Ob er sich Sorgen machen müsse, habe er seinen Spieler gefragt. Die Antwort sei eindeutig gewesen: „Wenn du mir diese Frage noch einmal stellst, dann musst du dir Sorgen machen.“
Obwohl sich Marti Alegre vor fünf Jahren aus Deutz verabschiedete, riss der Kontakt nie ab. „Noch im Dezember war er zu Besuch, er mochte den Weihnachtsmarkt so gern“, erzählte Teixeira. Eigentlich hatten sich die Spieler aus der „Legenden-Truppe“ in diesem Sommer zum EM-Gucken verabredet. Nach seinem Tod am 2. Juni 2024 wurde daraus nichts.
Die Welle der Erschütterung breitete sich danach weit über die Grenzen des Vereins hinaus aus. So war es Franz Wunderlich, Viktorias Sportvorstand, der mit der Idee eines Benefizspiels auf die Rechtsrheinischen zukam. „Als wir von dem Unfall hörten, war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir zusammenstehen“, sagte er vor dem Spiel, bei dem der gesamte Kader der Drittligisten auflief. Es sei eine Sache des Respekts. „Dass wir unseren Teil dazu beitragen, macht uns stolz.“
„David hätte es so gewollt“ – Die Spenden schenkt die Familie dem Verein
So sah das Publikum ein torreiches Spiel, 1:12 unterlag das Allstar-Team Viktoria Köln. Den einzigen Treffer für Deutz erzielte Sebastian Mörs in der ersten Halbzeit. „Es war richtig gut, dass wir den noch reingemacht haben“, sagte David Knauf nach dem Spiel, bei dem das sportliche Ergebnis allerdings weit in den Hintergrund rückte.
Und auch die Einnahmen, die ursprünglich den Hinterbliebenen zugutekommen sollten, wurden zweitrangig. Die Spenden, das richtete die Familie in einem Brief aus, sollen beim Verein bleiben, so hätte es David gewollt. Vielleicht werde das Geld aber auch in eine karitative Einrichtung fließen, das ließen die Verantwortlichen offen. Denn viel mehr zählte an diesem Tag das Beisammensein, die Fußballfamilie.
Selten war die Vereinshymne passender: „Deutz 05, do wo din Fründe sin, do spille ma, do lache ma, do sin mer all dabei“, hallte es abends über den Platz, während noch einige Male auf David Marti Alegre angestoßen wurde.