Dem 3:5 gegen Dortmund II folgt ein 4:4 gegen Ingolstadt. Drittligist Viktoria Köln hat große Defensiv-Probleme.
Viktoria Köln„Das ist Karneval, da hast du richtig Spaß. Außer du bist Trainer, dann wirst du verrückt“
Ungläubigkeit war am Dienstagabend eine der vorherrschenden Reaktionen im Höhenberger Sportpark nach einer Duplizität der Ereignisse. Schon wieder war Viktoria Köln früh in Rückstand geraten. Schon wieder drehte die Mannschaft von Trainer Olaf Janßen diesen noch vor der Pause in eine Führung. Schon wieder offenbarten die Gastgeber anschließend gravierende Defensiv-Lücken. Schon wieder waren am Ende acht Tore zu bestaunen. Und schon wieder ging die Viktoria nicht als Sieger vom Feld. Nach der 3:5-Pleite gegen Borussia Dortmund II vom vergangenen Samstag gab es nun ein 4:4 (2:1) gegen den FC Ingolstadt. „Es wird mir eine schlaflose Nacht bereiten“, sagte Coach Janßen im Anschluss an die Partie. „Wenn ich mir das Spiel später nochmal anschaue, mache ich bestimmt kein Auge zu.“
Viktoria Köln dreht einen Rückstand erneut noch vor der Pause
David Kopaczs frühes 1:0 (6.) drehten der überragende Bryan Henning per Distanzschuss (20.) und Said El Mala per Abstauber (24.) in eine Kölner Führung. Wie schon bei der Niederlage gegen Dortmund, sorgten Abwehr-Aussetzer für einen schnellen Nackenschlag nach der Pause. „Wir waren eigentlich darauf eingestellt, dass Ingolstadt nach Standards und Flanken eine enorme Wucht mitbringt“, sagte Janßen. Dennoch überließ die Viktoria den Gästen die Lufthoheit fast widerstandslos. Sebastian Grönning erzielte nach einem Stellungsfehler von Lars Dietz das 2:2 per Kopf (49.). Tyger Lobinger brachte Köln nur Augenblicke später mit einem schönen Solo erneut in Führung (51.), doch Grönnings zweites Kopfballtor egalisierte diese ebenso umgehend (54.). Stürmer Semih Güler sorgte kurz nach seiner Einwechslung mit seinem sechsten Jokertor für das 4:3 (71.). Allerdings ließ Ingolstadts dritter Kopfballtreffer durch Benjamin Kanuric Viktorias Heimsieg-Hoffnungen in der 86. Minute platzen.
Nach defensiv stabilen Auftritten im August und September präsentiert sich die Kölner Hintermannschaft seit Anfang Oktober zunehmend löchrig. Zwei Gegentore gegen Essen, fünf gegen Dortmund, vier gegen Ingolstadt – es kriselt unabhängig von der personellen Besetzung der Abwehrreihe. Im Zentrum zeigte sich Kapitän Christoph Greger gegen den BVB, auch vor seinem Platzverweis, ähnlich indisponiert wie sein Vize Lars Dietz am Dienstag gegen Ingolstadt. Der Wechsel des Nebenmannes von Kevin Pytlik zu Kwabe Schulz brachte ebenfalls keine Stabilität. Die Stamm-Innenverteidiger Greger und Dietz werden erst im übernächsten Spiel wieder gemeinsam auf dem Platz stehen, der Kapitän fehlt für das Duell bei seinem Ex-Klub SpVgg Unterhaching am Samstag (14 Uhr) noch rotgesperrt.
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Jonah Stickers Doppelrolle bei Viktoria Köln
Auch die Außen haben ihren Anteil an den Höhenberger Tagen der offenen Tore. Jonah Sticker, im Spiel gegen den Ball Linksverteidiger, im Spiel mit Ball mit deutlich offensiveren Aufgaben betraut, fehlt in dieser Doppelrolle oft in entscheidenden Szenen am eigenen Strafraum. Ingolstadt bereitete zwei Tore über seine Seite vor, zudem verlor Sticker vor dem 0:1 den Ball leichtfertig im Mittelfeld. Offensiv hingegen konnte der 20-Jährige glänzen: Das Eigengewächs war sowohl in der Entstehung des 1:1 als auch des 2:1 maßgeblich beteiligt – jeweils von der Rechtsaußen-Position. „Es ist bitter, wenn du vier Tore schießt und nicht gewinnst“, sagte Sticker. „Wir müssen unser Tor nach Flanken besser schützen.“
Trainer Janßen hatte seine Mannschaft nach Schlusspfiff im Spielerkreis mit einer emotionalen Ansprache in den Abend entlassen. „Ich habe gesagt: Ich bin 100-mal hingefallen, habe 100-mal danebengeschossen, 100 unnötige Gegentore bekommen. Aber wenn wir diese Dinge annehmen, werden wir erfolgreich sein. Dieser Schmerz, dieser Lernprozess ist wichtig für eine Mannschaft“, sagte der Coach. Janßen selbst hätte allerdings nichts gegen einen weniger spektakulären Lernprozess einzuwenden: „Das ist hier Karneval, da hast du richtig Spaß. Außer du bist Trainer, dann wirst du verrückt.“
Viktoria Köln: Dudu – Handle (88. Cabral), Dietz, Schulz, Sticker – Engehardt (68. May -), Lofolomo (83. Fritz) – de Meester (68. Vrenezi), Henning, S. El Mala (68. Güler) – Lobinger. - Tore: 0:1 Kopacz (6.), 1:1 Henning (20.), 2:1 S. El Mala (24.), 2:2 Grönning (49.), 3:2 Lobinger (51.), 3:3 Grönning (54.), 4:3 Güler (71.), 4:4 Kanuric (86.). - Zuschauer: 2582.