Der Drittligist aus Höhenberg vergibt viele Chancen und verzweifelt am Essener Torwart Jakob Golz.
Nach 0:0 gegen RW EssenViktoria Köln erfreut sich an Platz eins
Irgendwann war es auch um die Emotionen von Olaf Janßen geschehen: Als auch der nächste Ball knapp am Essener Tor vorbeigerauscht war, sackte der Trainer des FC Viktoria Köln förmlich in sich zusammen und lehnte sich mit seinem gesamten Körper über die vor ihm postierte Werbebande.
Es lief die zweite Minute der Nachspielzeit, als der eingewechselte Simon Handle die Kugel mustergültig auf den Kopf des eingelaufenen Jeremias Lorch chippte; der anschließende Kopfball segelte am RWE-Gehäuse vorbei, vier Minuten später war Schluss, und die Viktoria musste sich nach einem intensiven Spiel mit einem 0:0 gegen Rot-Weiss Essen begnügen. Es war ein torloses Remis der äußerst ansprechenden Sorte an diesem wunderbar sommerlichen Mittwochabend.
Viktoria Köln ist weiterhin ungeschlagen
Und trotz des Unentschiedens gegen leidenschaftlich kämpfende Essener hielt der Tag noch ein Sahnehäubchen bereit: Die Höhenberger haben die Tabellenspitze der Dritten Liga erklommen, bleiben weiterhin ungeschlagen und scheinen auf einem guten Weg zu sein, wie Verteidiger Michael Schultz anschließend bemerkte: „Wir haben den Gegner dominiert, ich bin zufrieden“, meinte der 30-Jährige. „Klar ist aber auch, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen können.“
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Möglichkeiten, die Partie gegen die von etwa 2500 Fans begleiteten Rot-Weissen zu entscheiden, hatte der FC Viktoria allemal: 17:6-Torschüsse hatten die Statistiker später zugunsten der Gastgeber notiert; dass der neue Tabellenführer den Rasen nicht als Sieger verließ, lag in erster Linie an Essens Keeper Jakob Golz. Der Sohn des einstigen Bundesliga-Keepers Richard Golz scheint in die Fußstapfen seines Vaters treten zu wollen, hielt wie der Teufel und entnervte das Team von Olaf Janßen beinahe im Minutentakt.
Essens Torwart Jakob Golz hält herausragend
„Ich bin ein stolzer Trainer, wir haben eine super Leistung abgeliefert“, erklärte Janßen glücklich. „Heute wollte die Kugel aber einfach nicht rein.“ Etwa in der 23. Minute, als der gebürtige Hamburger gleich zweimal gegen den heran rauschenden Niklas May parierte und nach knapp 70 Minuten, als der 25-Jährige erneut nur noch May vor sich hatte und mit dem linken ausgestreckten Bein Viktorias Führung verhinderte.
Unabhängig von den herausragenden Paraden des Gäste-Torwarts hatte die Viktoria zahlreiche Gelegenheiten, den Abend mit drei Punkten zu veredeln. In der Nachspielzeit des ersten Abschnitts verweigerte der ansonsten ordentlich leitende Unparteiische Leonidas Exzuzidis (Castrop-Rauxel) den Kölnern einen klaren Elfmeter.
Essens Sapina hatte Schultz im Strafraum umgerissen, der Schiedsrichter entschied zu Unrecht auf Weiterspielen. „Mehr an mir ziehen kann er eigentlich nicht“, befand Schultz, der eine eindeutige Meinung zur Aktion seines Gegenspielers hatte: „Er hängt sich mit seinem ganzen Gewicht an mein Trikot. Das war schon ein Elfmeter.“
Dass die Höhenberger früh in der Saison Tabellenführer sind, ist für Kölns Trainer eher von marginaler Bedeutung: „Letztes Jahr hatte München 1860 nach fünf Spielen 15 Punkte auf dem Konto. Danach ging es dann für sie bergab“, sagt Janßen in Richtung derjenigen, die nun Aufstiegsträume hegen. Vielmehr mahnt der erfahrene Fußballlehrer seine Mannschaft, sich weiter in Demut zu üben: „Wir sollten auf keinen Fall abheben, Übermut ist nicht gefragt.“
Für Viktoria Köln geht es am Samstag in Unterhaching weiter
Bereits am Samstag (14 Uhr, Alpenbauer Sportpark) werden die Höhenberger alle Kräfte bündeln müssen, um beim Tabellenfünften und ordentlich in die Saison gestarteten Aufsteiger SpVgg Unterhaching bestehen zu können. Bei einer besseren Chancenverwertung als am Mittwoch könnte der Spitzenreiter auch nach dem kommenden Wochenende Viktoria Köln heißen.
FC Viktoria: Voll – Schultz, Fritz, Greger – Koronkiewicz (63. Handle), Russo, Henning (75. Lorch), May - Bogicevic (89. Mustafa), Marseiler (63. Becker) – Philipp (75. Najar). – Zuschauer: 6089.