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1:2 in SaarbrückenViktoria Köln ist Teil eines Fußball-Dramas

Lesezeit 3 Minuten
FC Viktoria Köln vs. SV Wehen Wiesbaden, 3. Liga, vorne: Olaf Janßen (Viktoria), 06.08.2022, Bild: Herbert Bucco

Viktoria-Trainer Olaf Janßen

Der Gegner verpasst trotz des Erfolges den Aufstieg und beendet die Saison auf Rang fünf.

Während Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl sichtlich mit den Tränen zu kämpfen hatte, erwies sich Olaf Janßen als aufrichtiger Sportsmann: „Gefühlt bin ich ja fast 40 Jahre dabei und habe einige Momente im Fußball erlebt“, sagte der Coach des FC Viktoria Köln im Anschluss an ein Drittliga-Saisonfinale, das an Tragik nicht zu überbieten war.

„Die Traurigkeit bei allen Saarbrückern kann ich natürlich nachvollziehen. Es war ein grausamer Nachmittag für sie, das Spiel tritt da schon fast in den Hintergrund.“

Zwar hatten die Saarländer im ausverkauften und tosenden Ludwigspark ihre Hausaufgaben gemacht und die Kölner verdient mit 2:1 (2:1) besiegt; alle Anstrengungen waren am Ende aber vergebens, weil der VfL Osnabrück im Parallelspiel Borussia Dortmund II in der Nachspielzeit ebenfalls mit 2:1 bezwungen hatte und somit in die Zweite Bundesliga aufgestiegen war.

Die Traurigkeit bei allen Saarbrückern kann ich natürlich nachvollziehen. Es war ein grausamer Nachmittag für sie, das Spiel tritt da schon fast in den Hintergrund
Olaf Janßen, Trainer des FC Viktoria Köln

Der FCS hingegen wurde durch den Osnabrücker Erfolg auf Rang fünf durchgereicht, die Akteure sanken völlig desillusioniert auf den Rasen und weinten bitterlich. Rüdiger Ziehl saß eine halbe Stunde nach dem sportlichen Verhängnis beinahe regungslos auf dem Podium und verstand die Welt nicht mehr: „Mir fehlen wirklich die Worte“, erklärte der 45-Jährige ungläubig. „Ich hätte es allen und natürlich auch mir so sehr gewünscht.“

Bis zum Schlusspfiff wähnten sich die Gastgeber zumindest in der Aufstiegs-Relegation, dann machte das Resultat aus Osnabrück die Runde und sämtliche Dämme brachen.

Die Viktoria, für die es sportlich um nichts mehr ging, erwies sich zunächst als freundlicher Gast: Bereits nach 37 Sekunden gestatteten die Kölner den aufstiegswilligen Saarländern die Führung, Marvin Cuni war auf der Außenbahn Christoph Greger entwischt, hatte den Ball in die Mitte befördert, wo Marcel Gaus nur noch den Fuß hinhalten musste. „Da dachte ich schon, wir werden überrollt“, bemerkte Janßen später. „Wir mussten einige brenzlige Situationen überstehen.“

Richard Neudecker scheiterte anschließend am stark reagierenden Höhenberger Torwart Ben Voll (16.), nur eine Minute später kam Bjarne Thoelke völlig frei zum Kopfball, fand aber erneut seinen Meister in Ben Voll. Aus dem Nichts schaffte die Viktoria den Ausgleich: Nach Vorarbeit von Luca Marseiler gelang David Philipp das zu jenem Zeitpunkt überraschende 1:1 (20.), einige Minuten später wurde der bis dahin auffällige Linksaußen bereits ausgewechselt, weil er sich Augenblicke zuvor die Gelbe Karte eingehandelt hatte und offenbar akut rotgefährdet war.

Wobei die Aufregung von Marseiler durchaus verständlich war: Nach einem Foul an Kölns Offensivmann auf Höhe der Mittellinie blieb der Pfiff des Unparteiischen aus, Kasim Rabihic zog daraufhin aus 25 Metern ab, der Ball landete unhaltbar für Voll im rechten Eck (23.). Zur Halbzeit führten die Gastgeber verdient, nach Wiederanpfiff veränderte sich die Statik des Spiels: Trotz der dröhnenden Kulisse wurde Saarbrücken von Minute zu Minute nervöser und unsicherer, der Kopf machte sich beim FCS immer mehr bemerkbar, die Viktoria hingegen legte sich ihren Gegner zusehends zurecht.

Die Höhenberger Veteranen Mike Wunderlich (60.) und Marcel Risse (79.), die ihre letzte Meisterschaftspartie in ihrer Karriere bestritten, verpassten einen möglichen Ausgleich; im zweiten Abschnitt hatten sich die Gäste stetig gesteigert und einen guten Job verrichtet.

FVM-Pokalfinale am Samstag gegen den 1. FC Düren

Dann beendete der Schiedsrichter einen ereignisreichen Nachmittag, gefühlt ganz Saarbrücken sackte zusammen und verlor sich in purer Verzweiflung. Die Viktoria hingegen bestreitet am Ende einer langen Saison noch ein letztes Pflichtspiel: Am nächsten Samstag (14.15 Uhr, Sportpark Höhenberg) trifft das Janßen-Team im Finale des Mittelrheinpokals auf den Regionalligisten 1. FC Düren. Mit einem Erfolg im Endspiel würde sich die Viktoria erneut für den DFB-Pokal qualifizieren.

FC Viktoria: Voll – Schultz, Fritz, Greger – Handle (76. Stehle), Sontheimer (76. Lankford) , Wunderlich, May – Philipp (61. Risse), Becker (61. Hong), Marseiler (30. Meißner). – Zuschauer: 15580 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Gaus (1.), 1:1 Philipp (20.), 2:1 Rabihic (23.).